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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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dabei.
    Oh, wie hätten Mauersberger und Co. geschaut, wenn er plötzlich den offiziellen und von allen geduldeten Zugang gehabt hätte! Na ja, es sollte wohl nicht sein. Leider. Nun kann er sich zwar benehmen wie ein Schwein, wird einige rausschmeißen, sie durch noch unfähigere Nachfolger ersetzen, aber des Pudels Kern, also den Auftrag, muss er doch loslassen, vergessen… sich damit abfinden, wieder einmal Verlierer zu sein. Wie kurz nach der Wende… na ja, niemand versteht ihn eben richtig.
    Er schaut über den Platz. Man brachte Kameras an und er bedient sich des Überwachungsportals im Pavillon der Wiederaufbaugesellschaft oder wie die sich auch immer nennen mögen. Er hat es nicht mit Namen und Titeln anderer. Das erledigten stets andere für ihn. Wenn er sich weiter so benimmt, auch das erkennt er nur zu gut, dann wird er bald nicht einmal eine Firma haben… und das bedeutet, er kann sich Personal nicht leisten. Schon darum flucht er und beneidet im geheimen diesen Mauersberger, der locker und ohne weiter darüber nachdenken zu müssen, in den Tag hineinlebt, sein Geld ausgibt und irgendwelche Pläne schmieden kann, wie er an ihm vorbei an alles kommt, was da unten lagern mag.
    Mit Grausen denkt er daran, wie der Kerl ihm ins Gesicht sagte, er hätte diesen Marcus Wagner auf dem Gewissen. Am Liebsten hätte er ihn schon darum ebenfalls aus dem Wege räumen lassen, ließ es dann jedoch. Wenn der es schon erkennt… was sicher schwierig, aber eben nicht unmöglich war, könnte gleich irgendwer anderer darauf kommen. Gerade, wenn diese anderen Kanallien sich dann bei der Polizei ausheulen. Einen Bauunternehmer hat man doch gerne am Hintern… na ja, zumindest seit es einige Gerüchte um diesen Schneider in Leipzig gibt. Diese Typen bringen die ganze Branche in Verruf und er könnte auch den… nein, er muss sich zurückhalten!
    Er schaut auf den Monitor. Nun graben sie also und fanden wirklich die ersten Keller. Wer auf die Idee kam, nun gerade dort anzufangen? Na ja, zum Glück fernab von da, wo sie eines Tages einsteigen werden. Trotzdem… was einmal offen ist, ist… in Gefahr. Er sollte sich etwas überlegen, muss sich…
    Halt! Da stehen sie. Er erkennt drei von ihnen ganz genau. Sie schauen auch noch zu. Verdammt! Wissen sie, dass er so nahe dran war? Sicher nicht. Mauersberger hätte ihn schon ausgelacht!
     
    „Nein, Herr Weinert, ich werde Ihnen nicht helfen!“
    Arnold ist ein angesehener Bauunternehmer, war schon bei ersten Sicherungsarbeiten an der Ruine beteiligt, und auch wenn der Dicke fieberhaft in dessen Vergangenheit wühlte, kann der ihm nicht einmal eine FDJ-Mitgliedschaft nachsagen. Wie denn auch…? Wessi! So ein Mist aber auch! Er wusste sich keinen anderen Rat, weil Mauersberger ihn wieder einmal abblitzen ließ. Dabei wollte er es ihm doch nur schmackhaft machen, eine neue, weitere Firma zu gründen. Mit dessen Geld sicher kein Problem. Unvorbelastet, sicher geeignet, um die Räum- und Grabungsarbeiten um Ruine und Neumarkt durchzuführen. Wo nichts Negatives ist… na ja, Mauersberger nickte erst, lachte dann und winkte ab. Er stand da, wie ein Trottel.
    Nun steht er vor Arnold. Der behandelt ihn zwar etwas freundlicher. Vielleicht, weil man nie weiß, ob man sich in der Branche noch einmal über den Weg läuft, eventuell mal einen Auftrag in Kooperation bekommt… bei den vielen Losen… na ja, heute ist eben nichts mehr einfach. Er musste sich auch erst damit anfreunden. Aber mit diesem Kerl… will er eigentlich keine Freundschaft. Mit niemandem. Alles nur… Zweckbündnisse.
    „Aber mit meiner Mannschaft wären Sie weitaus schneller und… effektiver. Ich biete sie Ihnen auch noch zum Dumpingpreis an und Sie brauchen nichts vom Gewinn abzugeben.“
    Arnold schaut Weinert lange ins Gesicht.
    „Eben. Das macht mich stutzig… was wollen Sie denn erreichen? Kein Gewinn, gar noch draufzahlen… das ist in unserer Branche nicht nur unüblich, das gilt als… unseriös!“
    Unseriös… er? Das ist so das Stärkste, was er sich seit neunundachtzig hat sagen lassen müssen… und das lässt er auch nicht auf sich sitzen. Dieser aufgeblasene… na ja, eigentlich hat er auch noch recht. Verdammt noch eines, wie kommt er nun sauber aus der Sache heraus? Er denkt nach.
    „Ich verfüge über alte Pläne vom Neumarkt. Na ja, nicht von der Bebauung, sondern von der Sicherung, als man dann zuschüttete. Die würden Ihnen doch helfen, oder?“
    Jetzt ist Arnolds Interesse

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