Cholerabrunnen
Zeitverschwendung. Beim heutigen Stand der Kriminaltechnik und bei den vielen Krimis im Fernsehen… wer da noch ein Verbrechen begeht und dahin mit dem eigenen Wagen fährt, der verdient es gar nicht anders, als dass er gegriffen wird!“
Behringer schaut den Techniker an und der nickt gleich nach Entschuldigung heischend.
„Ja, gut… sorry… jedes Verbrechen muss aufgeklärt werden. Aber… manche sind doch Trottel… erinnern Sie sich noch an die Geldautomatensache? Nicht einmal die Skimaske übers Gesicht gezogen hatte der Kerl… und wohnte im Nachbarhaus. Die Kollegen nahmen ihn eher fest, als dass wir die Bilder vom Überwachungsfilm ausgedruckt hatten. Na ja.“
Der Oberkommissar nickt.
„Ja, nehmen Sie sich die Weinerts trotzdem vor und ich werde sehen, ob es vielleicht noch einen Autovermieter gab, der denen einen Wagen vermietete. Wäre doch eine Option, oder?“
Geschäftig nickt der Techniker und widmet sich seinen Tabellen, mittels derer er eine erste Einengung nach Reifenfabrikat, Breite und vielleicht gar vermutetem Wagentyp vornehmen will.
Der Ermittler geht zurück in sein Büro, blättert die Unterlagen durch. Die Aktivitäten dieses Weinert stören ihn irgendwie. Kommunist. In der DDR gehörte er zu denen, die sich bereicherten und die andere verpfiffen. Da er sich gleich mit der Wende selbstständig machte, musste er keine Repressalien erdulden und längst geht man selbst bei öffentlichen Stellen davon ab, die Vergangenheit der zu beauftragenden Firmen genauer zu durchleuchten. Warum er sich nun noch für die alte Meinung bezüglich der Tieffliegerangriffe am 13. Februar 1945 einsetzt, ist nicht ganz klar. Er sollte eher den Kopf unten behalten, sich den Aufträgen widmen… wenn er denn welche akquiriert. Hmm… wovon lebt er eigentlich, hält er die Firma trotz der vielen Zweitplatzierungen am Leben? Behringer gibt das gleich an die Kollegen. Vielleicht ergibt sich noch etwas?
„Nein, Kommissar, nein! Nur weil ich letztes Jahr keine Steuern zahlen wollte und weil mir echt das Wasser bis zum Hals stand, lasse ich sicher keine Fahrtenprotokolle verschwinden, ja? Wenn da Kilometer fehlen, dann waren das ausschließlich Privatfahrten. Und die darf ich später mit besonderem Vermerk in der Abrechnungsliste nachtragen. Das wissen sogar Sie und können mir das nicht ankreiden, klar? Also, ich mache so etwas nicht!“
Erwin Clemens schaut Behringer siegesbewusst und auch noch überzeugt, nicht ins Boxhorn gejagt werden zu können, an. Der wiederum weiß, dass sein Gegenüber lügt. Es kann nicht anders sein, denn die Kollegen in der Taxizentrale berichteten zweifelsfrei, dass er gleich ‚hier’ schrie, als man einen Fahrer für eine Fahrt an den Stadtrand suchte. Und er bekam sie auch noch zugeteilt.
„Clemens, ich gebe Ihnen jetzt noch einmal die Möglichkeit, Ihre Aussage zu korrigieren. Dann nehme ich sie auf und Sie bekommen sicher eine Menge Ärger. Also?“
Der Mann hadert mit sich. Was soll er tun? Er kennt Behringer. Der Mann lässt nicht locker. Und da damals auch noch Not am Mann war, die Behörden zusammenrücken sollten und ein Kriminalist mit einem ganz anderen Gespür für Menschen die Befragungen zu offenen Steuerfragen übernahm, die dem Staatsanwalt vorgelegt werden sollten, hatte er bei ihm schon schlechte Karten. Sollte sich das nun, knapp ein Jahr später, nochmals wiederholen?
„Ich… ich habe keine…“
Behringer hebt den Zeigefinger der rechten Hand.
„Hmm… na ja… also, ja, gut, ich war dort. Ich bin gefahren. Der Kerl versprach mir einen Batzen Geld, wenn ich die ganze Fahrt unter den Teppich kehren würde. Er wollte… wollte mir… na ja, und da habe ich mich gleich, nachdem er einstieg, abgemeldet. Das wissen Sie vielleicht schon? Ja, war mir klar. Also, er stieg ein und steckte mir einen Hunderter zu. Er gäbe noch einen, wenn er dann in dieser Einöde wieder einstiege… und zum Schluss würde er mir auch noch die Fahrt bezahlen. War auch so. Habe mich gefreut und… na ja, die paar privaten Kilometer konnte ich verschmerzen… angeblich privat. War auch komisch. Der sah piekfein aus, hatte gute Sachen an und sprach auch noch… na ja, aber der war fett. Wirklich. Und ich… ich fuhr ihn eben dahin, wohin er wollte. Aber… na ja, keine Ahnung, was er da wollte.“
Behringer grinst. Fett. Gleich holt er ein Bild von Weinert hervor und Clemens bestätigt ihn als den ominösen Fahrgast.
„So, das ist schon einmal prima. Und ich denke, ich
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