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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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wunderbar großes Halteverbotsschild, aber da der Tote nun einmal tot ist, wird man voraussichtlich bei der Vergabe von entsprechenden Bußgeldbescheiden oder dann deren Gebühreneintreibung nachsichtig vorgehen. Der Tote hinterlässt immerhin eine recht junge Frau. Scheint heute üblich zu sein, wenn man gut verdient. Zwei Kinder, die in den nächsten zwei Jahren in die Schule kommen sollen, gehören auch noch zur Familie. Ist die Frau nicht nur wegen Geld und Glamour mit ihm zusammen gewesen, wachsen die Kleinen nun sicher ohne Vater auf. Die finanziellen Verhältnisse dieses Arnold gelten nach ersten Schätzungen als geregelt, jedoch durch den Komplettumzug seines Unternehmens von Lübeck hierher auch etwas angespannt. Ausruhen kann sich in dieser Familie wohl auf weite Sicht niemand.
    Tot. Erschossen. Nun beginnen sicher wieder die vielen Fragen nach der Sicherheit. Nicht der Normalbürger wird auf ihn, seine Abteilung und die gesamte Polizeidirektion zukommen, sondern der Unternehmer, der nun fürchtet, es gäbe vielleicht Gründe, die gar nicht in der Person Arnolds, sondern im Erfolg oder auch im Neid auf bestimmte Aufträge liegen. Behringer macht sich gleich Notizen. Ja, das wäre zumindest schon einmal ein Ansatzpunkt.
     
    „Nun, Herr Weinert, Sie hatten auch auf diesen Auftrag geboten. Was war denn Ihre Intension?“
    Der Dicke sitzt auf dem schmalen und nicht sehr stabil wirkenden Stuhl. Ihn interessiert das gerade am Wenigsten, denn er glaubt daran, gleich wieder aus dem Präsidium gehen zu können.
    „Nun, ich mag Dresden. Bin ja hier aufgewachsen und meine Eltern lebten auch hier. Da kann man sich ja zumindest mal bewerben…“
    Er grient dabei. Einen Anwalt wollte er nicht mitbringen. Irgendwer sagte ihm erst letztens, man solle sich nicht gleich verdächtig machen und manchmal ist es besser, offener und ohne alles Pulver zu kommen, was man verschießen könnte, um eben… keinen Verdacht zu erregen. Er hielt sich daran und grinst nun noch einmal mehr.
    „Ja, aber ich sehe, dass Ihnen die Firma Arnold schon einige lukrativ erscheinende Aufträge wegschnappte. Ist man da nicht frustriert, Herr Weinert?“
    Verdammt, denkt der. Was ist hier los? Was wissen die denn alles? Früher konnte man jedem Beamten etwas anderes berichten und die bekamen das gar nicht mit. Je nach Nase eben eine Version. Heute… scheinen die alles zu speichern. Computer sind in. Man kann sie zwar noch nicht wirklich kaufen… na ja, schon, aber diese Dinger machen nicht viel her. Doch… die Behörden bedienen sich ihrer. Man wird diese Geräte bald nicht mehr aus dem normalen Firmenalltag wegdenken können. Er sollte sich auch umschauen und sehen, wie er sie neben den normalen Zeichnungen und einiger Geschäftspost einsetzen könnte. Er grinst noch einmal.
    „Ja, das ist eben das Geschäft. Und… ja, ich bin natürlich sauer, wenn ich einen Auftrag nicht bekomme…“
    Behringer lacht ihn an.
    „Aha!“
    „Na, nun denken Sie mal nicht gleich sonst was, ja? Ärger gibt es immer und ich versuche dann, den Fehler bei mir zu suchen. In diesem Falle…“
    Er schluckt.
    „Na ja, es waren meine Mitarbeiter. Ich erhielt nicht alle Formulare, die einzureichen waren. Warum sollte ich nun gerade Arnold den Vorwurf machen? Da hätte ich doch eher meine Sekretärin erwürgen können… ähm… nein, natürlich tue ich das nicht. Hahaha! Sorry!“
    Behringer schaut Weinert lange an. Dann nickt er langsam.
    „Ja, ein hartes Geschäft. Wer bekommt jetzt den Auftrag?“
    Stimmt, denkt Weinert. Der wird sicher neu ausgeschrieben. Tja, und wie das eben manchmal so ist… um den Verdacht nicht auf sich zu lenken, sollte er auf ein neuerliches Bieten verzichten… oder sich gleich noch einmal trottlig dabei anstellen. Dann lacht er wieder.
     
    Die Gerichtsmedizin ist sich sicher. Dieser Tote starb dort, wo er gefunden wurde. Blut war zu finden, der Wagen wurde nicht bewegt… zumindest fand man am Steuer nur Arnolds Fingerabdrücke. Wer sollte das Auto hierher gefahren haben, wenn nicht er?
    „Noch einige andere Spuren sind dort. Die Kollegen sind eben dabei, die Abgüsse zu nehmen und natürlich danach sämtliche Firmenfahrzeuge der anderen Baufirmen zu überprüfen, die auf die Aufträge mitboten… Das kann aber eine ganze Weile dauern. Es sei denn, Sie haben schon einen Hinweis, wo wir beginnen könnten? Einen Verdacht? Nein? Ja, die Weinerts… na ja, die nehmen wir uns vor. Aber ehrlich… für mich ist die Aktion eine reine

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