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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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geweckt.
    „Woher haben Sie denn die?“
    Natürlich musste Weinert gleich damit angeben und zog eine Kopie hervor. Arnold schaut darauf, wundert sich über die Präzision.
    „Hat ja jemand unheimlich viel Zeit und Kraft hineingesteckt… und alles nur, um den Kram dann zuschütten zu lassen. Soweit ich weiß, war an einen Wiederaufbau schon 1949 nicht mehr zu denken, oder? Also, was wollen Sie dafür?“
    Weinert leckt sich die Lippen.
    „Ich will da einsteigen. Ich will mit daran wirken, ich will den Wiederaufbau… na ja, ich will eben dabei sein. Verstehen Sie?“
    Sein Gegenüber wiegt den Kopf.
    „Für diese Pläne… haben Sie noch mehr?“
    Weinert nickt.
    „Natürlich. Eine ganze Menge. Bis hinüber zum Johanneum und auch noch in die Tiefe. Dazu einige Erläuterungen… und so weiter. Da kann man sich nicht einmal eine Baggerschaufel verbiegen, wenn man genau nach diesen Vorschriften und Plänen arbeitet. Verstehen Sie?“
    Arnold nickt. Dann jedoch schüttelt er den Kopf.
    „Nein, im Vertrag sind keine Subunternehmer gestattet. Und so einer wären Sie auf jeden Fall. Ich könnte höchstens den einen oder anderen Ihrer Mitarbeiter befristet unter Vertrag nehmen. Mehr ist aber beim besten Willen nicht möglich. Tut mir leid.“
    Als Weinert nach der überreichten Kopie greifen will, ergänzt er schnell, „Die Pläne aber, die nehme ich trotzdem gern…“
    Weinert grient.
    „Hmm… das ist nun einmal so… alles gehört zusammen. Entweder wir gemeinsam… oder Sie ohne die Pläne!“
    Arnold schaut ihn noch einmal an.
    „Sie wissen schon, dass Sie in gewisser Weise verpflichtet sind, diese Unterlagen herauszugeben… denn das Siegel da unten sieht nach MfS aus, also Stasi… und die hatte eine Menge Unterlagen. Wenn Sie also so etwas besitzen, wird sich die Gauck-Behörde sicher bald dafür interessieren. Sie verstehen?“
    Weinert bekommt wieder dieses Zucken im Gesicht. Die eine Ader, die quer über seine Stirn verläuft, wird tiefrot und tickt in ihm, als würde eine Zeitbombe kurz vor der Detonation stehen.
    „Sie wollen mir drohen? Sie? Na, wenn Sie sich da mal nicht… übernehmen! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!“
    Er reißt Arnold die Kopie aus der Hand und geht. Der steht verdutzt und doch lächelnd am Schreibtisch, kippt den Rest seines Scotch herunter, stellt Weinerts benutztes Glas auf die Ablage und setzt sich an den Tisch. Er muss telefonieren, sich informieren. Dieser Plan war dermaßen gut… und er bekam bisher gar nichts. Na ja, ein paar Schleusenskizzen. Ungenau und mit so vielen Änderungen, dass man manchmal nicht einmal mehr die wenigen Straßenzüge darauf erkennen kann, die es gar nicht mehr gibt und an die nur noch, wenn überhaupt, einige Pflasterstrukturen erinnern.
    Wen kann er anrufen? Wer könnte Zugriff haben? Vielleicht sollte er sich lieber erst einmal über diesen Weinert erkundigen? Der ist… eine imposante Persönlichkeit. Aber seine Gedankenwelt ist… na ja, sehr gewöhnungsbedürftig. Mehr als das gar.
     
    Behringer steht am Abhang. Der kleine See, aus dem man irgendwann die sogenannte Talsperre Kauscha, also eine Art besseres Rückhaltebecken ganz in der Nähe der Dresdner Stadtteile Nickern und Prohlis schuf, wirkt ziemlich leer. Vielleicht bekommen sie doch noch ein wenig Regen in den nächsten Tagen? Er schluckt. Darum geht es jetzt sicher nicht.
    Der Tote sieht noch gut aus. Er wurde durch einen sauberen Schuss niedergestreckt. So lautet zumindest die erste Einschätzung des Gerichtsmediziners, der ein Vogel für sich zu sein scheint. Kaum mehr Haare auf dem Kopf, dazu eine moderne, aber doch nostalgisch wirkende Nickelbrille und eine Aussprache, die den Oberkommissar zum Lachen bringt, auch wenn der Kerl gerade nichts sagt.
    Er wurde ausgiebig informiert. Es handelt sich um den anerkannten Bauunternehmer aus Lübeck, Herrn Konstantin Arnold. Die Presse war voll von ihm. Erst wirkte sein Unternehmen neben vielen anderen bei der Enttrümmerung der Frauenkirche mit, nun darf er gar die Öffnung der alten Kellergänge auf dem Neumarkt quasi im Alleingang bewerkstelligen… durfte… nun ist er tot. Und man munkelte auch noch, er hätte diese Aufträge nur erhalten, weil er sich zu einigen Spenden durchrang… sagt man so? Behringer kratzt sich am Hinterkopf. Vielleicht. Dann schluckt er.
    Der Wagen des Opfers steht ordentlich geparkt an der alten Straße zwischen Nickern und Goppeln. Zwar prangt gerade dort an der Zufahrt zur Talsperre ein

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