Cholerabrunnen
zu lösen. Mag es auch länger dauern, als üblich. Irgendwo, da bin ich mir sicher, sitzt der Mörder und der wird wieder zuschlagen oder aber etwas tun, was ihn mit dem Fall in Verbindung bringt. Dann müssen wir es erkennen… und dazu brauchen wir weitere Ermittlungen!“
Der Polizeipräsident will einen Schlussstrich. Behringer schaffte viel in den letzten zwei Jahren, nur kam er eben genau bei diesem Fall kein kleines Stück weiter. Das nervt ihn besonders. Immer noch ungeklärt ist, warum Veronika Wagner damals für zwei Tage verschwand und sich anschließend nicht einmal wieder mit ihm in Verbindung setzte, die ganze Familie nichts von den Ermittlungen wissen will, sie Marcus scheinbar abschrieben. Zusätzlich geht ihm an die Nieren, dass dieses Verschwinden auch noch mitten in Dresden geschah und die werte Dame wie auch ihre Verwandten, also die Kinder, sich dazu einfach nicht äußern wollen. Wie von Geisterhand erfolgte eine Flugumbuchung und er erhielt eine Nachricht, die Vorgeladenen könnten nicht kommen. Als er sie dann im Hotel aufsuchte, fehlte Frau Wagner… und als sie nach zwei Tagen wieder auftauchte, sah man ihr den Stress regelrecht an, unter dem sie nicht nur stand, sondern litt. Das soll, traut er den Meldungen der Kollegen aus Westfalen, heute noch so sein. Eine wirkliche Ruhe kam nicht in die Familie hinein und doch wollen sie nichts mehr hören. Als stünden sie unter einer anderen Macht. Nein, nichts Mystisches, eher jemand, der sie erfolgreich einschüchterte. So und dermaßen, dass das Ergebnis nach zwei Jahren nicht etwa abflaut, sondern eher noch stärker wird.
Nun will man, obwohl er an allen ihm aufgehalsten Fällen arbeitet, auch einige gute Ergebnisse erlangen konnte, inzwischen vom Kommissar zum Oberkommissar der Kripo in Dresden aufstieg, man ihm gar avisierte, die Abteilung über kurz oder lang gemeinsam mit seinem Kollegen Zech zu leiten, diesen Fall vom Tisch haben. Ohne Ergebnis. Offen… eben zu den Akten. Keller und gut. Im Sinne der Verwandten… vielleicht. Nicht jedoch in seinem Sinne. Darum wird er sich auch weiterhin sträuben. Da können die doch machen, was immer sie wollen!
„Ja, natürlich weiß ich, was eine Weisung ist, Herr Polizeipräsident. Nur kann ich ihr nicht guten Gewissens nachkommen, wenn ich annehme, dass da draußen weiterhin ein brutaler Mörder sein Leben lebt und vielleicht schon den nächsten Mord plant?!“
Die Steine sind weg. Mauersberger steht an der abgesperrten Ruine. Weitläufig reichen die Bauzäune darum herum. Dann gibt es einen schmalen Weg, der die großen Steinregale von der eigentlichen Baustelle trennt und auf dem viele Dresdner und deren Gäste stehen, einfach nur in die leere Ruine starren.
Für das kommende Wochenende wurde ein ‚Tag der offenen Tür’ angesetzt, oder wie man es auch immer nannte. Fast in letzter Sekunde der Beräumung fand man den natürlich stark beschädigten, aber noch erkennbaren und sicher wieder in die neu errichtete Kirche integrierbaren Altar. An ihm sollen die Menschen vorbeigehen dürfen. Und darum sind nun schon fast eine ganze Woche Damen und Herren der verschiedenen Sicherheits- und Sicherungsfirmen aus Sachsen und Deutschland vor Ort, muss auch der Technische Überwachungsverein prüfen, ob die wenigen Meter durch die nun geleerte Ruine sicher sind oder ob jemandem etwas auf den Kopf fallen könnte, er gar ausgleiten und noch schlimmer verunfallen würde, wenn dies oder jenes eintrifft.
Mauersberger schüttelt immer wieder den Kopf. So ein Aufwand! Er kennt die Versuche, Kosten zu minimieren, die Spendengelder zu maximieren, immer neue Aktionen zu starten, gar Stifterbriefe zu verkaufen, die eines Tages dafür gut sein sollen, dass man sie vorzeigen, sich als Unterstützer der Kirche zeigen darf und außerdem noch eine Messingplatte mit seinem Namen an einer der Bänke im Kirchenschiff erhält. Ob dieser Platz dann stets zur Verfügung zu stehen hat, ob der jeweilige Spender und Förderer auch zu jeder Tages- und Nachtzeit Zutritt zur sicher besonders in den ersten Wochen und Monaten nach der Wiedereröffnung dicht umlagerten und begehrten Kirche erhält, bleibt fraglich.
Na, denkt er. Noch steht die Kirche nicht. Es kann vieles geschehen. Vielleicht erübrigen sich all der Stress, der Streit mit dem Dicken und die Lahmarschigkeit der anderen Mitwisser? Er schüttelt sich. Gleich schaut ihn eine ältere Frau mit einem knallbunten Kopftuch an.
„Ist Ihnen nicht gut? Auch
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