Cholerabrunnen
kann vielleicht über diese kleine Sache hinwegsehen… Fahrt… Geld… na ja. Nun schreiben Sie mir bitte noch die Fahrtroute auf.“
Der Oberkommissar sitzt sinnierend an seinem Schreibtisch und schiebt die einzelnen Zettel mit verschiedenen Notizen gedankenverloren hin und her. Verdammt noch eins, denkt er, wie konnte das nun wieder geschehen? Einöde… dicker Kerl… erkannt hat der Clemens ihn auch noch und dann… nichts.
Wollte mitten in die Dresdner Heide. Angeblich hatte er da bei der Heidemühle eine Verabredung. Clemens sollte nicht warten, sondern in etwa drei Stunden wieder auftauchen. Tat er auch.
Drei Stunden. Er rechnet hin und her. Ist eine ganz andere Richtung, andere Elbseite. Und… na ja, man könnte sich natürlich ein Alibi verschaffen. Man bestellt einen Wagen dahin, lässt sich von einem anderen dorthin schaffen und… nein, kein Taxi. Der Clemens hörte den Funk ab und es gab keine andere Bestellung für diese Gegend. Verrückt. Was soll das Ganze? Er versteht es wirklich nicht.
Weinert scheidet aus. Dabei glaubte er schon, ihn fest am Haken zu haben. Aber… manchmal kommt es eben anders. Verdammt! Dem Taxifahrer versprach er auch noch, ihn nicht auffliegen zu lassen. Nun muss er sich natürlich daran halten, obwohl er von dessen Aussage, die eindeutig einem Betrug an der Genossenschaft gleichkam, nichts, aber auch gar nichts hatte.
Hmm… und wie könnte er…?
„Ich brauche einen Wagen!“
Er sagt es zu sich selbst, schnappt seine Unterlagen, das Notizbuch, und rennt fast zum Fahrstuhl, holt sich einen Wagenschlüssel von der Fahrbereitschaft, wundert sich, dass es ein grauer Audi ist, der auf seinen Druck auf die Schlüsseltaste im Innenhof des Präsidiums blinkt, springt hinters Steuer und sieht, wie das große Tor zur kleinen Straße neben dem altehrwürdigen Sandsteingebäude aufschwingt. Perfekte Organisation! Dann rast er auf die Bundesstraße und bald schon über Bautzner und Radeberger Straße zur Fischhausstraße, an der zurzeit aus den erst wilden Autohändlern feste Autohäuser werden. Das berühmte Restaurant ‚Fischhaus’ am Rande der Dresdner Heide wird ebenso renoviert, doch auch dafür hat er keinerlei Blick. Sein Ziel ist die verkommene Heidemühle. Schade drum, denkt er. Früher gab es dort immer eine Fassbrause, wenn er mit der Mutter auf Wanderschaft war, die einzelnen Stationen in der Heide, also Hofewiese oder Stausee, einige Schonungen, Denkmäler und Ruinen erwandern wollte. Nun ist die Mühle schon lange zu. Zu lange. Vielleicht findet sich doch noch ein neuer Pächter? Es gab sogar eine Ferienanlage dahinter… mit Schwimmbad. Na ja, klein, aber ausreichend… damals. Heute will man nur Luxus.
Er steht bald in der überdimensionalen Ausfahrt der Bushaltestelle der alten Heidemühle. Dann schaut er sich um. Arg gepokert, gesteht er sich zu. Hier kann er sicher nach einigen Tagen nichts mehr von einem anderen Wagen entdecken, oder? Hmm… drüben vor der Mühle ist Schlamm. Vielleicht dort…?
Er schaut sich um. Natürlich gibt es hier jede Menge Spuren. Wie denn auch nicht? Mancher hält an, verrichtet hinter der Mühlenruine seine Notdurft und fährt schnell weiter gen Radeberg oder Dresden. Trotzdem… da drüben sitzt ein alter Mann, scheint aus dem Haus neben der Bushaltestelle gen Dresden zu kommen, ihn zu beobachten. Er geht auf ihn zu.
„Oh, da dürfen Sie nicht rein… aber wenn Sie unbedingt herumschleichen wollen… ich habe nichts gesehen!“
Der Alte grinst ihn an. Er winkt ab.
„Nein… Sie wohnen hier?“
Der Alte grinst weiter.
„Na ja, eigentlich nicht. Mein Sohn will hier eine Trödelscheune einrichten. Ist eine dumme Idee, sage ich Ihnen. Nur weil hier eine stark befahrene Straße vorbeiführt, kommen hierher sicher keine Kunden. Wer hier anhält… na ja, der hat andere Bedürfnisse. Warum interessiert Sie das?“
Behringer antwortet nicht, fragt eher, ob der Alte auch letztens hier saß. Der bejaht, will aber nicht noch mehr ins Leere reden. Da zieht der Polizist seinen Ausweis hervor. Gleich verschließt sich das Gesicht des Mannes.
„Polizei… so, so… na ja, Guten Tag!“
Er steht auf und will gehen.
„Warten Sie… es geht um einen Mord und vielleicht haben Sie etwas gesehen? Hier… nun, vielleicht?“
Der Alte schaut ihn an.
„Mord… hier?“
Behringer schüttelt den Kopf.
„Nein, in Kauscha. Aber einer meiner Verdächtigen ließ sich von einem Taxi hierher bringen. Vielleicht können Sie das
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