Cholerabrunnen
und ich habe echt keine Lust, mich jetzt auch noch nur wegen dem seinem Kram ins Boxhorn jagen zu lassen. Wäre aber möglich. Um diese Zeit arbeitet einfach niemand mehr auf der Baustelle. Das hatte ich geprüft!“
Nicht vollständig, will Mauersberger ergänzen, aber Schnittge, der in letzter Zeit oft beschwichtigt… gerade, weil die Nerven aus den verschiedensten Gründen viel zu oft blank liegen, hebt die Hand.
„Egal. Die Polizei hat zwar alles abgesperrt, aber wir können an einer anderen Stelle starten. Ist doch klar, oder? Die haben nur den Ostteil geöffnet… da auch noch nicht viel. Und wenn wir in der Nähe des Johanneums beginnen, können wir in kürzester Zeit auf zwei der vier Standorte zugreifen… so wir nicht auffallen.“
Nun nicken alle. Selbst Mauersberger, immer vorsichtig und stets bemüht, noch einen negativen Hinweis zu finden, kann nicht anders.
„Heute?“
Wieder nicken einige.
„Gut. Dann versuchen wir es und ich hoffe, dieses Mal geht nicht wieder alles schief, okay?“
Ruhe. Ist es gar… Hass, der ihm entgegenströmt? Nein. Bauer jedenfalls schaut auf den Boden. Hatte ja auch schon einige Pleiten. Den könnten sie eigentlich wegschicken. Müsste aber… na ja, müsste zumindest für immer sein. Und wenn sie zu oft ans Leben gehen… nein, der Bauarbeiter, dessen Namen sie nicht kennen und der in der Presse nur als ein Ronny V. benannt wird, war ihr erster Toter. Trotzdem geht zu viel schief und Weinert pfuscht ihnen laufend in die Arbeit. Auch das müssen sie verhindern.
„Gut. Geräte sind da. Zelte stehen bereit, Kleidung haben wir auch. Beleuchtung?“
Natürlich brauchen sie die, sonst fallen sie auf. Und wenn sie…
„Niemand kommt auch nur auf die Idee, dass sich jemand einen ganzen Bautrupp ausdenken könnte. Wie denn? Keiner hat etwas davon und nur wir wissen, worum es geht. Na ja, wenn die Bullen nicht noch mehr ominöse Fälle ausbuddeln. Gibt es etwas Neues von dieser Frau?“
Weinert schimpft vor sich hin. Da hatte er endlich jemanden unter den Arbeitern, den er mit Geld und vielen guten Worten auf seine Seite ziehen konnte, und dann kommt der Kerl durch seine eigene Blödheit um. Die Idee hinter allem war gut. Aufgrund der immerwährenden Polizeipräsenz am Ort war man gezwungen, den Ort in der Nacht zu sichern. Der Bauarbeiter, nicht gerade der Hellste unter allen hier am Ort, aber einer, dem man sicher Folge leistet, wenn er sagt, man habe sich von dannen zu scheren, übernahm freiwillig die Nachtwache. Was man am Tage nicht nutzen kann, muss man in der Nacht nicht offen stehen lassen.
Nun konnte sich Weinert nicht verkneifen, seine Meinung, natürlich ausreichend anonymisiert, an die Presse zu schicken. Nach Veröffentlichung dieser und ebenso anderer kritischer Stimmen, zog die Polizei nicht nur ihre Sicherungsmaßnahmen ab, sondern hatte sich auch noch offiziell zu entschuldigen. Ein Unding, wenn man nur einmal einen kurzen Moment darüber nachdenkt. Wie eben alles anders wird… Ob nun wirklich besser, sei dahin gestellt.
Nützen kann ihm so etwas doch nichts. Er wird sich anderes ausdenken müssen. Verdammt noch eines… dabei war er so nahe dran. Erst mit dem Auftrag, dann mit der Übertragung der Arnold-Lose auf seine Firma und nun mit dem Mann, der ihn dort vertreten sollte, die Zugänge freizulegen hatte… was er leider nicht mehr schaffte. Er sah es sich im Hellen an. Man erkannte schon die Stelle, wo er grub… na ja, hatte sicher diesen Beruf nicht gelernt, dieser Ronny V. Sonst wäre er nicht direkt neben den Bogen gegangen… hmm, lässt sich leider nicht mehr ändern. Vorbei ist und bleibt… vorbei.
Langsam wandert, schlendert er eher über den Neumarkt. Soweit man es kann. Die Bauzäune behindern ihn schon und er kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie es hier vor einigen Jahren aussah. Zu schnell gewöhnt man sich an Veränderungen.
Da hinten scheinen sie nun auch zu beginnen. Hmm… immer mehr, immer weiter. Ist kein Zufahrtsbereich. Er wundert sich schon, dass man nicht gleich dort begann. Nun arbeiten sie in der Nacht und müssen auch noch große Strahler aufstellen.
Wenige Fahrzeuge, vier Bauarbeiter kann er sehen. Die haben ganz schön zu tun, hacken in den Boden, lockern an anderer Stelle das Pflaster und heben die Steine mit Krallen heraus. Er möchte nicht so schuften müssen!
Langsam geht er näher, erkennt schon die ersten Bodenstrukturen. Die gehen recht schnell vor. Sagte ihnen niemand, dass man auf solchem
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