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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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kennen Schnittge nicht gut genug, aber dass von ihm für sie als die Kleinen im großen Spiel nichts Gutes ausgeht, erkennen sie nur zu gut. Darum wollen sie schon näher kommen.
    „Keine Frage… Weinert. Den sollten wir uns genau mit solchen Maßnahmen vornehmen. Was meinst Du?“
    Heber schluckt. Dieser Kommunist! Man schafft sich schon einen Überblick in der Branche und er bewundert diesen Weinert eigentlich, denn der kam aus einem ganz anderen Gebiet, schaffte den Einstieg problemlos und bekommt zumindest so viele Aufträge, um sich nach außen hin über Wasser zu halten. Der Boom ist noch lange nicht zu Ende, doch man kann dieses Ende schon greifen. Vielleicht drei Jahre? Dann pendelt sich alles auf dem auch im Westen Deutschlands üblichen Niveau ein. Und das bedeutet… siebzig Prozent der Firmen werden sterben… allein im Baugewerbe. Darunter sind auch Märkte, Zwischenhändler… aber vor allem die Unternehmer, die an der Front die Aufträge erfüllen. Also solche Firmen, wie seine.
    „Weinert… vor dem habe ich Spund!“
    Schnittge lacht.
    „Klar… der mischt ja auch ganz schön auf. Wenn Du wüsstest… na ja, egal. Also, wir nehmen ihn uns vor und Du wirst mich von nun an unterstützen. Klar?“
    Heber hat gar keine andere Chance. Er muss zusagen. Wie sollte er denn…? Sonst ist er gleich der Erste, der gehen kann.
    „Wann?“
    Schnittge schaut sich um.
    „Morgen. Jedem mit persönlicher Zustellung nach Hause und gleich mit Hausverbot… also für Baustellen und die Firma.“
     
    Behringer steht wieder einmal am Neumarkt und schaut sich, die guten Schuhe, die er erst am Morgen putzte, im Schlamm der alten Keller, den Tatort an.
    „Wie seid Ihr darauf gekommen?“
    Der Gerichtsmediziner zieht die Augen hoch.
    „Na ja, ich hatte ihn ja schon auf dem Tisch und die Brüche waren eigentlich bezeichnend für einen Unfall. Aber dann kam ich doch noch auf den Stich. Irgendwer wollte unbedingt, dass er… na ja, dass er nicht viel davon mitbekam. Er war also schon im Traumland, als die Steine auf ihn fielen. Und das… na ja, ich weiß auch nicht. Es ist offensichtlich, dass man sich selbst keine Spritze mit dem Zeug in den Hintern jagt. Was mich aber noch viel mehr verrückt macht, ist, dass er gesundheitlich nur die Hälfte davon gebraucht hätte. Der kann fast froh sein, dass er nicht leiden muste. Das Zeug lässt einem ganz schnell den Geist aushauchen, wenn man zu viel nimmt. Dann kommen Zwangsvorstellungen und man bekommt keine Luft mehr, spürt, dass man stirbt… und kann nichts dagegen tun, denn zuerst werden die Stimmbänder gelähmt. Ja, klingt nicht gut. Er hätte noch röcheln können. Aber in solch einem Zustand wären noch ganz andere Verletzungen drin gewesen. Man greift sich unweigerlich an den Hals, denkt, man könne sich doch noch Luft schaffen, aber es geht eben nicht. Und dann torkelt man herum und… stößt überall an, ohne es zu bemerken. Ich hatte mal einen Fall auf dem Tisch… damals in Bremen… na ja, war verrückt. Der hatte richtig offene Platzwunden, einen Armbruch gar… alles Reaktionen auf dieses Zeug… oder eben das, was es bewirkt. Hier jedoch nahm er viel mehr zu sich, als er brauchte, um in diesen Zustand zu kommen, blieb aber still. Ich vermute ja, man gab ihm zusätzlich Beruhigungsmittel… was auch immer. Das Zeug war aber schon raus, ist nicht mehr nachweisbar. Und auch dieses Zeug hier hätte ich nicht mehr gefunden… wenn ich nicht dieses kleine Loch da entdeckt… na ja, da war noch was im Gewebe. Da sucht man eigentlich nicht. Darauf sitzt man normalerweise. Mann sowieso. Hahaha! Und dann… torkelte er eben herum und… war weg. Man brauchte ihm nur noch einen Tritt zu geben, den ich aber nicht nachweisen kann. Er landet unter dem Bogen und man gibt dem einen extra starken Schubs. Krach, bumm… vorbei. Erst tot und dann töter… hahaha!“
    Behringer schaut den Mann im weißen Kittel an. Was sucht er aber noch hier im Schlamm?
    „Kann doch sein, der Mörder warf die Spritze hier weg. Ist nur ein Versuch. Fingerabdrücke und so weiter… Nein, nein, das ist sicher nicht nur Beschäftigungstherapie. Also, lass mich mal schön suchen und ich verspreche Dir, Du bist der Erste, den ich informiere!“
     
    Der Kriminaloberkommissar krabbelt wieder aus den Tiefen aufs Pflaster. Gleich stößt er sich an einem der Regale. Ganz schön nahe, wie die hier schachten. Er denkt an die Tote, die Zech noch untersuchen lässt. Sie hat immer noch keinen Namen.

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