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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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Wort zu sagen. Solche Kollegen kann er vielleicht leiden! Er grinst und kann doch nicht wirklich lachen. Blöde Situation. Erst der Fall, der Kerl, den man vielleicht für immer wegschließt, der aber eben nicht verantwortlich zu machen ist, wenn sich sein Gemütszustand später wirklich bewahrheitet… und dann noch diese Überschwemmungssache. Der verdammte Regen! Gestern noch saß er unten am Neumarkt, an der Münzgasse, unterhielt sich mit diesem Alten… Mauersberger… über Bau und alte Zeiten. Und heute soll alles dort im Wasser stehen? Nein, das ist… kaum zu glauben!
    Er ist oben. Sie haben kaum Sicht, denn ein Wind setzt ein und wirft die Baumkronen hin und her. Immer, wenn sich ein Spalt öffnet, sie gerade versuchen, etwas zu erkennen, verschließt ein anderer Baum wieder alles und sie stehen da, als gäbe es eine Bildstörung.
    „Mist! War eine blöde… hoppla!“
    Dengler erwischt seinen Chef noch am Kragen, der durch ein eindeutiges Geräusch zu verstehen gibt, dass er anriss. Zu lange hält das Ding nicht. Doch zumindest stürzte der Oberkommissar nicht über das marode Geländer.
    „Was ist das hier…? Danke übrigens… aber was ist das für ein Material? Marmor?“
    Dengler wiegt den Kopf hin und her. Er glaubt ja Vieles, doch einen Berg Marmor hätten auch die Kommunisten hier nicht liegen gelassen. Wer weiß, dann ist es eben… Sandstein oder so. Jedenfalls… Stein. Und eben verschob sich ein Deckstein des alten Geländers, riss den Ermittler fast mit in die Tiefe. Mit lautem Poltern kracht er unten auf den Boden… knapp neben die drei Personen, die vorhin noch ein gutes Stück vom ehemaligen Aussichtsturm entfernt waren.
    „Verdammt!“, schallt es von unten nach oben.
    Mauersberger springt trotz seines Alters beherzt zur Seite, zieht Sabine mit und reißt René um, der fluchend auf den Boden schlägt, während die anderen Beiden sich neben ihm noch fangen und fast gerade halten können.
    Da hören sie schon Schritte… rennende Schritte. Und der Stein liegt direkt dort, wo eben noch Sabine stand. Die schaut fassungslos auf diesen, dann zu Rolf, der noch nach Luft japst, sich wütend nach den Männern umsieht, die er zwar schemenhaft in der Ferne sah, jedoch nicht für so gefährlich einstufte.
    „Wollen Sie uns umbringen?“
     
    Zuerst ist Dengler bei ihnen und erkundigt sich nach dem Befinden. René steht auf, reibt sich das Bein, schimpft über den Dreck an seiner Hose, nickt dann aber wie die anderen Beiden. Nichts passiert. Zum Glück. Dann jedoch kommt Behringer.
    „Das kann doch wohl nicht wahr sein, oder? Ein Polizist löscht die Hinterbliebenen eines Opfers seiner Fälle aus… na, das ist ja…“
    Vielleicht wäre Mauersberger gar keiner genaueren Betrachtung unterzogen worden, doch durch seinen Ausruf, den gerade ein Beamter nicht auf sich sitzen lassen kann, wird Behringer aufmerksam.
    „Sie? Was machen Sie denn hier?“
    Der denkt, er könnte das auch fragen, zuckt aber nur mit den Schultern und zeigt auf Sabine und René.
    „Denen da zeigen, was sie schon vor Jahren sehen wollten, aber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht durften. Warum auch immer.“
    Fragend schaut der Oberkommissar in die Runde. Er begreift nichts, versteht echt nur Bahnhof.
    „Da sieht man wieder, wie sehr Sie sich noch mit den Hinterbliebenen beschäftigen! Ja, ich weiß, das ist gar nicht Ihre Aufgabe, sondern die der Psychologen… aber trotzdem… einen guten Job machen Sie nicht gerade!“
    Jetzt reicht es Behringer. Er geht auf Mauersberger zu und…
    Ist es eine Bewegung, die Sabine macht, oder vielleicht ein plötzlicher Gedankenblitz? Er weiß es.
    „Frau Wagner… Sie?“
    Sie schaut ihn an.
    „Ja, ich. Und gestern liefen Sie auch schon an mir vorbei. In einem guten Krimi würde man jetzt schlussfolgern, Sie planten von gestern zu heute meinen Tod… oder?“
    René, gerade noch in Gedanken versunken, die Polizisten betrachtend und sich weiter sein Bein reibend, schaut nun auf, muss gleich kichern und kann sich kaum beruhigen.
    „Die Polizei, Dein Feind und Mörder?“
    Bald lachen alle. Trotzdem bleibt die Stimmung angespannt.
    „Ja, ich weiß, Kommissar… ähm… Entschuldigung, Herr Oberkommissar… aber ich bin jetzt echt froh, dass ich sie heute Morgen abholte. Wissen Sie, die würden jetzt da eingeschlossen vom Wasser sitzen und irgendwann evakuiert werden. So jedoch… die Innenstadt wird doch nicht zusammenfallen, oder?“
    Behringer würde gern lachen, doch dazu

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