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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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denken!
     
    „Nachrichten? Ich habe hier einen Mord zu klären… na ja, zumindest sieht es schon so aus, als wäre es einer. Und Sie sprechen von Nachrichten? Was sind Sie denn für einer, Dengler? Nicht am Job bei mir interessiert?“
    Behringer wird ungerecht. Der Assistent hat vielleicht einen Grund. Gleich geht er, immer noch wütend, auf den Kleinbus zu, in dem der junge Mann sitzt. Er will nicht noch einmal mit ihm reden, aber Opitz meinte, er bekäme ihn hin. Nun winkt der ihm und er geht, um den Fall zumindest ein Stück voranzutreiben.
    „Nachrichten… bitte mal das Radio an, Kollege!“
    Er blafft es dem Fahrer zu, der gleichzeitig für die Sicherheit des vorläufig Festgenommenen geradesteht. Der zuckt zusammen und tut, wie ihm geheißen.
    „…und es ist nicht damit zu rechnen, dass die Fluten so schnell abfließen. Wenn sie es jedoch tun, werden wir erst das Ausmaß der Schäden in der Innenstadt erkennen können. Eines bleibt schon jetzt Gewissheit: Solche Schäden gab es in Dresden, besonders aber in dessen historischer und inzwischen in vielen Teilen liebevoll wieder hergerichteten Altstadt in den letzten einhundert Jahren nicht. Aus dem Landeshauptstadtstudio meldete sich…“
    Bitte? Der Oberkommissar schaut ungläubig zum Kollegen, der gleich den Polizeifunk zuschaltet und die vielen Meldungen, Einsatzbefehle und so weiter hört, die ihnen bisher entgingen.
    „Kann mir bitte einmal jemand sagen, was hier los ist?“
    Zucken der Schultern. Nur Opitz scheint klar zu denken.
    „Hochwasser. Die Elbe steht mitten in Dresden. Vielleicht auch im Präsidium? Alles ist möglich. Mein Beileid!“
    Der Kerl grinst auch noch frech dazu. Behringer will ihm… nein, er beherrscht sich, greift nach dem Mikro und ruft die Zentrale. Es dauert eine Weile, ehe er durchkommt und dann ist die Verbindung so schlecht, dass er lieber dieses kleine Handy aus der Tasche zieht, das ihm der Chef aufbürdete. Er solle erreichbar sein. Er hasst diesen Spruch. Jetzt kann es vielleicht helfen?
    „The Number you have called is temporary not available.”
    Wie bitte? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Da hat man diese Dinger und…
    „Moment, ich versuche es auch einmal.“
    Der Beamte am Steuer kommt langsam zu sich und drückt schon auf seiner Handytastatur herum, hat jedoch den gleichen negativen Erfolg. Vielleicht brach schon alles zusammen? Dann muss er es eben weiter über das Funkgerät versuchen. Behringer schluckt und gibt die ersten Anweisung. In der Ferne hören sie Sirenen. Wie Mittwochs zum deutschlandweiten Test alle paar Wochen. Heute ist nicht Mittwoch.
    Die Meldungen sind eindeutig.
    „Notzentrale auf der Staufenbergallee. Alle Inhaftierungen werden gleich in die Justizvollzuganstalt Nord verbracht. Untersuchungszellen wie auch Büros und weitere Räume, Technik und Institutionen stehen in der Innenstadt, besonders im Polizeipräsidium Schießgasse bis auf Weiteres nicht zur Verfügung. Es ist keine Zufahrt möglich. Bitte teilen Sie das auch den Kollegen mit. Wer versucht, das Präsidium zu erreichen, begibt sich derzeit in Lebensgefahr!“
    In… die spinnen doch! Trotzdem schaut Behringer noch einmal auf den Kalender. Nein, zu diesem Augusttag fällt ihm einfach kein Scherz ein. Und auch kein Grund, so viele Polizisten zu veralbern.
    Die Kolleginnen und Kollegen werden schnell informiert. Einige schauen bange, denn sie wohnen selbst an der Weißeritz oder auch an der Elbe. Die Nachrichten sprachen zwar von einer Scheitelwelle, die auch noch den großen Fluss in der Mitte der Stadt herunterkommen soll, aber das scheint noch eine Weile zu dauern.
    „Und was wird nun mit meinem… meinem Patienten?“
    Nun ist der Irre schon ein Patient… gerade war Opitz nur sein Betreuer. Na ja, eigentlich hat der ja Recht. Was wird nun? Der Oberkommissar kratzt sich am Kopf.
    „Okay, bringen Sie ihn in die JVA. Er bekommt die Behandlung eines Untersuchungsgefangenen. Kann sein, der Fall braucht in der Bearbeitung etwas länger. Sie können ihn gern besuchen. Eine Stunde am Tag. Das nehmen Sie bitte auf?!“
    Der Fahrer in Uniform nickt, zieht den Bogen für die Einweisung hervor und notiert die Festlegungen. Behringer unterschreibt.
    „Wissen Sie eigentlich, was Sie damit bei ihm anrichten?“
    Der Ermittler zuckt nur mit den Schultern. Opitz droht an, sich zu beschweren. Natürlich steht ihm das zu. Nur, besondere Situationen erfordern besondere Reaktionen. Und seine erscheint ihm jetzt als die beste. Der Mann

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