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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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privates Interesse, oder? Er denkt an Weinert. Der braucht einen Denkzettel, glaubt wohl, ihn einschüchtern zu können? Ihn? Nein, ihn sicher nicht. Er ist… zu stark. Nimmt er zumindest an und will sich auch nicht… diese Blöße geben.
    Langsam greift er zum Telefonhörer. Da ist schon die Wählscheibe eingebaut, sagt er immer und drückt auf die einzelnen Tasten, bis es auf der anderen Seite der Leitung ruft. Gut so. Die Telekom bekam die Anschlüsse schnell wieder hin. Eine Verteilerstation stand wohl im Wasser. Mit der heutigen Technik kann man, zwar indem man viel Kraft in den Leitungen verliert, wie er es ausdrücken würde, wenn die Verbindung schlecht ist, aber eben doch schnell eine Station auf ein anderes Gebäude mit anderen Computern umschalten. Früher… da funktionierte alles nur über einer Stelle. Das Fräulein vom Amt… ist jetzt in tausendfacher Ausfertigung in irgendwelche Prozessoren, kleinen Chips, verschwunden. Und er hört es tuten, obwohl die Vermittlungsstelle Dresden, genau wie die Semperoper, gerade noch im Wasser badet. Er grinst… na ja, wenigstens ein wenig Humor nach solch einem Schreiben hat er noch.
    „Ja, Bauer? Hallo?“
    Er ist da. Klar, die Buchhandlung steht auch im Wasser und die Behörden, allen voran Behringers Polizei, lassen selbst die Händler nicht nach ihrem Hab und Gut schauen. Besser so. Es soll schon Tote geben, die vom Wasser in den Kellerräumen eingeschlossen wurden, nicht mehr heraus kamen und… bei der Suche nach etwas erstickten. Keller… er denkt mit Schaudern daran.
    „Hallo… hier Rolf. Warte, ich muss noch einen Schluck…“
    Er nippt am Glas. Der Scotch tut ihm wirklich gut. Zufrieden grinst er vor sich hin. Bauer am anderen Ende schnauft.
    „Was ist denn nun?“
    Er formuliert es vorsichtig.
    „Sag mal, hast Du noch Verbindungen zu diesem Tauchklub drüben in… in… Cossebaude?“
     
    Der Wagen steht auf dem Platz mitten im Wasser. Polizei kam herzu, doch man legte gleich einen ganzen Berg von Sondergenehmigungen vor und so musste auch die Staatsmacht unverrichteter Dinge abziehen, schaute man nicht zufrieden, aber wenigstens nach der rechtlichen Lage ordentlich auf die Geschehnisse auf dem Neumarkt.
    „Taucher… die Stadt lässt es sich aber eine Menge kosten, um da unten Ordnung hinein zu bekommen. War da nicht schon mal was anderes? Hey, Wenzel, nicht schlafen, ja?“
    Die Polizeihauptmeisterin schaut zu ihrem Kollegen. Gemeinsam waten sie durch den knietiefen Schlamm, vermengt mit Wasser, das die Baugruben am Neumarkt flutete. Man schaffte es nicht mehr. Die Schotten wurden nur wenige Tage vor der Weißeritz gezeigt. Eingebaut… alles eingebaut und doch nicht geschlossen. Der Strom war abgestellt, das Notstromaggregat noch nicht am Netz und die Unterkirche lief voll. Kaum eine Chance hatte man dabei.
    Und nun? Nun steht das Wasser schon eine gute Woche, will und will weder abfließen noch irgendwo versickern. Der Grundwasserspiegel kletterte wohl auch noch in unermessliche Höhen… und wohin soll dann das Wasser?
    „Ja, klar. Sogar Taucher. Von wem waren die denn? Telefon, Strom, Wasser? Also… Wasser ist ja überall… da brauchen sie nichts zu tun! Ähm… meine ich nicht so…“
    Schaller ist sauer. Er konnte nicht weiter klettern, als seine Kollegin, die damals bei ihm als Polizeianwärterin begann und sich wirklich gut machte, auch wenn sie stets die Kühle spielt, wenn er sie mal auf einen Drink einladen will. Sein Haus soff vollständig ab. Er wohnt auch noch im Erdgeschoss und so hat er gleich vier Schäden… Auto, Garten, Keller und Wohnung. Die Versicherung übernimmt nichts. Neuer Vertrag ohne Elementarschäden. Die Kollegen wollen zwar spenden, aber die paar Tausender, die da zusammenkommen, muss er mit drei weiteren fast ebenso schlimm Betroffenen teilen. Das reicht nicht einmal für eine Gerümpelentsorgung… wobei, die wird ja kostenlos angeboten. Manchmal ist er eben auch vernagelt. Aber heute nicht. Da steht ihm eher… das Wasser bis zum Hals.
    „Ja, gut. Ist ja alles in Ordnung, Wenzel. Also… die waren vom Abwasser. Vielleicht ist da unten irgendein Kanal, der verstopft sein könnte? Hier sickert wirklich nichts mehr, obwohl da doch überall Schleusendeckel waren. Wenn auch verplombt… aber… nein, wirklich, verstehe das mal einer!“
    Er flucht und schluckt gleich noch einmal.
    „Gut… also… zurück ins Präsidium und aufwärmen. Man kann doch nicht ewig… huch… verdammt noch eines! Nun ist die

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