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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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Schüchterne, dem man es einfach nicht zutraut, dass er auch nur ein Wässerchen trüben könnte.
    Er schluckt trotzdem, als er unten in der nicht mehr funktionierenden Toilettenanlage verschwindet und sich zu spät überlegt, dass er so überhaupt nichts an sich sauber bekommt. Er schlappt beim Diensthabenden vorbei und meldet sich ab. Nach Hause. So darf er hier nicht herumlaufen. Kann er Verdacht erregen? Wohl kaum… heute und in diesen Tagen der Flut herrscht stets ein Kommen und Gehen. Immer neue Gerüchte… mal, dass die Brücken geschlossen werden sollen, oder noch ein Damm bricht und Dresden dann ganz versinkt, machen die Runde. Somit haben fast alle die Freiheit, zu gehen, wann sie wollen… oder annehmen, dass es jetzt endlich an der Zeit wäre.
     
    Er schluckt noch einmal. Hmm… na ja, gut. Er macht sich zu viele Sorgen. Was soll man ihm denn vorwerfen? Dass er… es sich eben nicht nehmen ließ, auch mal zu leben? Dass er etwas verriet, kann niemand wissen, es sei denn, man schwärzt ihn von der Seite her an, für die er tätig war.
    Er schluckt. Dann geht er schneller auf die Brücke zu. Er muss weg, sich nicht weiter darum kümmern, einfach nur… weg sein. Und ausschlafen. Dieses Wasser… er ist nicht betroffen. Zum Glück. Zuhause ist die Dusche an, das Wasser heiß, der Strom vorhanden… und wenn man etwas von ihm will… so die Kollegen zu ihm durchkommen… das Telefon funktioniert. Im Präsidium ist nichts dergleichen in Betrieb. Aber auch darüber macht er sich lieber nicht lustig. Noch einmal dreht er sich um, sieht die Männer und Frauen, die die kleine Treppe hinunterstürmen, das Präsidium verlassen, dann in Richtung Neumarkt einbiegen. Oha, hoffentlich nicht zu zeitig?
     
    „Los, los… die sagen noch eine Welle an. Schnell, verpacken… hattet Ihr Erfolg?“
    Der Leiter der Tauchgruppe hebt den Daumen. Ja, also wirklich. Der Tresor ist angeschlagen und müsste nur noch gehoben werden. Glücksfall. Vielleicht wäre alles anders, wenn kein Wasser stünde. Bauer lernte das Öffnen dieser Safeart in wenigen Minuten. Doch er ist kein Taucher, hat nur Freunde, die das können. Und die müssen sie nun schnell aus der Schusslinie bringen. Besser so… die hätten gar keinen Grund, zu schweigen. Zwar versprach Mauersberger ihnen eine ordentliche Spende für ihren Klub, die sie auch gebrauchen können, weil ihre kleine Tauchschule ebenso wie vieles Anderes an der Elbe in den Fluten versank… na ja, egal. Er kann es auch nicht mehr ändern und er wird sie entlohnen, auch wenn sie ihre Arbeit nicht zu Ende brachten.
    Die Taucher springen auf den Wagen. Sie sind es von Einsätzen in Ebbe und Flut gewohnt, schnell zu verschwinden oder sich umzustellen. Immerhin arbeiten sie in den Ferien meist an der Nordsee oder auch am Atlantik. Das weitet die Sicht und macht sie zu dem, was sie jetzt eben hier einsetzen konnten. Profis durch und durch. Die Cholerabrunnenmänner können sie nur bewundern.
    Schnittge schnauft. Er kam kaum auf den Wagen.
    „Mann, kann ich nicht vorne sitzen?“
    Mauersberger schaut nur in Richtung Präsidium, wo sich eben wirklich einige Personen in Uniform blicken lassen, auf sie zukommen.
    „Nein… keine Zeit!“
    Er zieht Bauer neben sich. Der Cheftaucher schüttelt sich noch einmal, überprüft seine Ausrüstung und packt zusammen.
    „Vielleicht wieder nur eine Falschmeldung?“
    Ja, sicher… nein, natürlich nicht. Mauersberger zeigt nur auf die anrückenden Polizisten.
    „Da, die sichern schon ab. Nun aber schnell!“
    Bauer startet den Lkw-Motor und ab geht es, erst in die Innenstadt und dann zurück in Richtung Großer Garten, dort dann auf die etwas höher gelegenen Stellen von Striesen, von wo sie in Blasewitz einfach die nächste Brücke erreichen.
    „Das Blaue Wunder ist doch zu… Kammern vollgelaufen, oder so etwas. Das… na ja, da kommen wir nicht rüber!“
    Mauersberger grinst.
    „Mag sein, dass das für andere gilt. Wir schaffen das schon. Hier!“
    Er holt ein in Plastik laminiertes Schild hervor. Sieht wie eine behördliche Genehmigung aus. Solche Zettel sahen alle schon an verschiedenen Einsatzfahrzeugen der letzten Tage.
    Nicht einmal angehalten werden sie.
     
    „Verdammt noch eines! Beschreiben Sie die Männer!“
    Die beiden Streifenpolizisten, die ihre Arbeit gern verrichten und sich gar nicht in eine andere Abteilung versetzen lassen wollen, schnaufen einen Moment durch, denn sie kommen kaum zu Luft. Wieder sind ihre Schuhe und Kleidung

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