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Choral des Todes

Titel: Choral des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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ihr Werk fort. Die Verbrechen gehen weiter.
    »Das ist alles, was ich Ihnen berichten kann«, sagte Dalhambro schließlich in das Schweigen Kasdans hinein. »Sie können allerdings selbst weiterrecherchieren.«
    »Und wie?«
    »Im Internet. Die Gemeinschaft besitzt eine Website, wo sie ihre Glaubenslehre, ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten und ihre kunstgewerblichen Produkte beschreibt. Die Typen stellen sich als ein christlicher Orden dar, eine Art Mönchsorden. Mit dem Unterschied, dass sie sehr wohlhabend sind. Ihre Markenprodukte werden in ganz Frankreich vertrieben. Honig, Gemüse, Wurstwaren … All das wirkt recht harmlos. Ich weiß nicht, was Sie suchen …«
    »Wie lautet die Adresse der Website?«
    Dalhambro gab ihm die gewünschte Information. Kasdan notierte sie auf dem Block Volokines. Er hatte den Eindruck, mit dem Gehirn des Jungen zu verschmelzen.
    »Danke.«
    »Wo ist Volokine?«
    »Verletzt.«
    »Ist es schlimm?«
    »Nein. Ich ruf dich an.«
    Kasdan ging zurück in den Flur und hielt eine Krankenschwester auf, die ihm mit ihren Holzschuhen entgegenschlurfte. Ohne Luft zu holen, tischte er ihr den üblichen Schmus auf: Polizei, Ermittlungen, sehr dringend.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich muss eine Website konsultieren. Ich brauche einen Rechner.«
    »Es gibt keine Computer mit externen Verbindungen. Wir haben hier nur ein Intranet.«
    »In der ganzen Klinik nicht eine Kiste, die ans Netz angeschlossen ist? Sie wollen mich wohl für dumm verkaufen!«
    Die Krankenschwester wich erschrocken zurück.
    »Nun, es gibt das Freizeitzentrum. Ich glaube, sie haben Computer und …«
    »Wo ist das?«
    »Im obersten Stock.«
    »Ist der geschlossen?«
    »Ja, der Raum ist geöffnet zwischen 14.00 Uhr und …«
    »Den Schlüssel, schnell.«
    Sie zögerte einen Moment und murmelte dann:
    »Warten Sie hier.«
    Sie schlüpfte in ein verglastes Dienstzimmer – das Stationszimmer. Kasdan folgte ihr mit den Augen, um sicherzugehen, dass sie nicht einen ihrer Vorgesetzten oder – schlimmer noch – die Polizei, die echte , anrief. Sie kam mit einem Schlüsselbund zurück. Wortlos machte sie einen Schlüssel ab. Kasdan nahm ihn und stieß ein kurzes »Danke« hervor. Er lief zu den Fahrstühlen.
    Zwei Minuten später tastete er sich durch das in Dunkelheit gehüllte Freizeitzentrum. Billardtische, Tischfußballspiele, Flipperautomaten, große Fernsehbildschirme … Auf der rechten Seite erblickte er den Musiksaal, wo die Becken eines Schlagzeugs glänzten.
    Zu seiner Linken erspähte er dann den Computerraum.
    Licht. Internet-Verbindung. Kasdan gab die Adresse der Website der Colonia Asunción ein. Die Homepage erschien.
    Ungläubig rieb er sich die Augen.
    Die allgemeine Präsentation – das Seitenlayout, die Fotos und Texte – erinnerten an ein Feriendorf des Club Méditerranée. Lachende Kinder, die im Gras lagen. Freudestrahlende Männer, die inmitten von Staubwolken im goldenen Licht der Sonne auf Feldern arbeiteten. Junge Frauen mit wahren Engelsgesichtern, die an Webstühlen saßen. Die Kolonie hatte es verstanden, sich an Frankreich und an das neue Jahrtausend anzupassen. Ihre Mitglieder trugen schlichte schwarze und weiße Kleidung. Keine Spur mehr von bayerischer Tracht oder von Fahnen mit naziartigem schwarzem Emblem.
    Kasdan klickte sich zu den anderen Seiten durch. Dort wurden die landwirtschaftlichen Aktivitäten der Comunidad (das spanische Wort wurde mehrfach benutzt) ausführlich dargestellt. Geräumige Holzscheunen, funkelnagelneue Traktoren, üppige Felder in grellen Farben prangten auf jeder Seite. Am auffälligsten war die Schönheit der Gebäude des »Zentrums der Reinheit« – in dem die Mitglieder der eigentlichen religiösen Gruppe wohnten. Hartmann – Vater oder Sohn – hatte sich für einen modernen architektonischen Stil entschieden. Neben den sehr schlichten Wohngebäuden wirkten die Kirche und das Krankenhaus geradezu futuristisch. Das Krankenhaus hatte ein gewölbtes, glänzendes Vordach, das dem ausgebreiteten Flügel eines metallenen Vogels glich. Die Kirche besaß einen Campanile, dessen vier Seiten sich in der Höhe ineinander verdrehten und sich dann zur Spitze hin in einer Art kubistischer Schale öffneten.
    Woher stammte das ganze Geld? Allein mit dem Anbau von Kartoffeln hätten sich die Deutsch-Chilenen niemals eine solche Infrastruktur leisten können. Rücklagen aus dem Goldbergbau in Chile? Oder Gelder, die von neuen Mitgliedern stammten? Warb Bruno Hartmann auf

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