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Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)

Titel: Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane V. Felscherinow , Sonja Vukovic
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solche Drug-Checking-Programme im Ausland wissenschaftlich ausgewertet und als erfolgreich eingestuft worden. Szeneorganisationen, Initiativgruppen und Einrichtungen der Drogenhilfe fordern daher weiter die Einrichtung solcher Programme auch in der Bundesrepublik.
    In der Suchthilfe ist der akzeptierende Ansatz inzwischen weitverbreitet, der kontrollierende Ansatz bleibt jedoch typisch für die Politik und die Justiz.
    Ein gutes Beispiel dafür liefern die Probleme um die Umsetzung des 2009 in Kraft getretenen Gesetzes zur diamorphingestützten Substitution. Die deutsche Heroinstudie, die über mehrere Jahre hinweg in sieben deutschen Städten durchgeführt wurde, hatte erwiesen, dass es schwer Abhängigen gesundheitlich, psychisch und sozial besser geht, wenn sie mit künstlich hergestelltem Heroin (Diamorphin) statt mit Methadon, Polamidon oder Buprenorphin behandelt werden.
    Der Deutsche Bundestag hatte mit einer deutlichen Mehrheit die Behandlung mit Diamorphin erlaubt.
    Trotzdem gibt es bis 2013 nicht mehr Praxen, die mit Diamorphin behandeln, als in der Testphase bis 2007. Grund sind der hohe personelle Aufwand, aber vor allem die technischen wie baulichen Sicherheitsmaßnahmen, die der Gesetzgeber von den Ärzten einfordert. Unter anderem müssen mit Diamorphin behandelnde Praxen mindesten drei Arztstellen nachweisen, die räumliche Trennung von Warte-, Vergabe- und Überwachungsbereich sowie bestimmte bauliche Begebenheiten, die vor Einbrüchen und Raub des synthetisch hergestellten Heroins schützen.
    Dabei würde eine kontrollierte und für die Patienten kostenlose Abgabe von Heroin logischerweise dazu führen, dass sie dieses weder stehlen noch illegal beschaffen müssten – zumindest würden es weniger Betroffene tun.
    Doch die Angst des Staates vor mangelnder Kontrolle und vor Einbrüchen im großen Stil, zwei Sorgen, denen durch eine Lagerung beschränkter Kontingente genauso gut vorgebeugt werden könnte, ist so groß, dass er die betroffenen Praxen zu Hochsicherheitstrakten umbauen lassen will.
    Gänzlich lässt sich ein grauer Markt auch für die Heroinersatzstoffe aber nicht ausschließen. Auf diesem Graumarkt werden Medikamente illegal gehandelt, die ursprünglich aus einer legalen Behandlung stammen, während der Schwarzmarkt ausschließlich illegale Strukturen hat. Auf diesem Graumarkt tummeln sich neben denen, die keine Ersatzdroge, sondern nur zusätzlichen Stoff suchen, vor allem jene Junkies, die ganz unten angekommen sind, wenn sie nicht einmal mehr in der Lage sind, regelmäßig eine Praxis aufzusuchen.
    Das Methadon, aber vor allem Buprenophin, gelangt durch Dealer und Substitutionspatienten auf den Markt, die ihre Pillen vor den Augen des Arztes zwar einnehmen, aber nicht herunterschlucken. Der Preis auf dem Schwarzmarkt schwankt regional zwischen einem und sieben Euro je Milligramm Methadon, 8-Milligramm-Tabletten Subutex zum Beispiel kosten um die 20   Euro. Der Preis hängt auch davon ab, wie der Markt mit Heroin versorgt ist.
    Voraussetzung für eine diamorphingestützte Substitution in Deutschland ist, dass der Patient seit mindestens fünf Jahren opiatabhängig ist und schwerwiegende somatische und psychische Störungen hat. Bereits zwei Therapien mit Methadon oder Subutex müssen erfolglos verlaufen und der Patient mindestens 23   Jahre alt sein. Eine Take-home-Verordnung ist in keinem Fall erlaubt. In Deutschland sind bislang 400   Schwerstabhängige in Diamorphinsubstitution, bis zu 3.000 sollen infrage kommen.
    Mit dem Ziel, den grauen und den schwarzen Markt mit illegalen Betäubungsmitteln unter Kontrolle zu halten, setzt das Berliner Hilfenetz, anders als die Stadt Frankfurt, verstärkt auf Hilfen zur Abstinenz. Hier findet man weniger niedrigschwellige Angebote, sondern vor allem Beratung, Betreuung und Unterstützung zum Ausstieg aus den Substanzkonsumproblemen.
    Arbeit mit Drogenkonsumenten verlangt ein extrem hohes Engagement und große Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeitplanung ab. Der Fortbildungsbedarf nimmt ständig zu: Bei der Pflegehilfe geht es um Weiter- und Fortbildung hinsichtlich Suchtmedizin und psychosozialer Betreuung kranker (älterer) Drogenkonsumenten. Bei der Suchthilfe geht es um Weiter- und Fortbildung in der Behandlung alter Menschen: Gerontologie, Gerontopsychosomatik und Gerontopsychiatrie.
    Wer bezahlt das alles? In jedem Fall die Gesellschaft. Die Suchtrehabilitation ist Aufgabe der gesetzlichen Rentenversicherung. Eine 16-wöchige

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