Christiane F. – Mein zweites Leben (German Edition)
stationäre Suchtrehabilitation für einen Alkoholiker kostet etwa 13.500 Euro, eine 40 Wochen dauernde stationäre Drogentherapie beläuft sich schon auf rund 33.000 Euro, wobei die meisten Therapien heutzutage bereits nach der Hälfte dieser Zeit beendet sind.
Noch viel teurer zu Buche schlagen die Therapien der beiden unter Opiatabhängigen weitverbreiteten Infektionskrankheiten: Die Behandlung eines aidskranken Menschen kostet durchschnittlich 5.000 Euro im Monat, die Behandlung von Hepatitis C monatlich etwa 4.000 Euro. Eine Lebertransplantation kostet 100.000 bis 200.000 Euro – Langzeitabhängige haben dabei genauso ein Recht, auf eine Transplantationsliste zu kommen, wie Menschen, deren Organe nicht „selbstverschuldet“ erkranken.
Der Verbreitung der in den meisten Fällen tödlich verlaufenden Infektionskrankheiten könne man entgegenwirken, behaupten Experten, indem Gesellschaft und Gesetzgeber die Betroffenen weniger in eine Schattenwelt drängten, in der sie aus Angst vor Strafverfolgung weder Arzt noch andere Hilfe aufsuchten.
Im Vergleich zu diesen enormen Belastungen für das Gesundheitssystem ist die Substitution eines Opiatabhängigen zumindest eine sehr viel kostengünstigere Maßnahme. Der Cobra-Studie („Cost Benefit and Risk Appraisal of Substitution Treatments“) zufolge belaufen sich die Kosten je Patient auf nur knapp 4.000 Euro pro Jahr. Insgesamt 8.100 Euro pro Jahr und Patient kostet die gesamte Behandlung, wenn man sämtliche begleitenden Untersuchungen sowie die Betreuung und Behandlung der körperlichen Krankheitslast mit einbezieht. „Die medizinischen und sonstigen Kosten einer Ersatzstoffbehandlung sind angesichts der hohen Krankheitslast und des Leidens der Patienten vergleichsweise niedrig“, schlussfolgerte der Leiter der Studie, Professor Dr. Hans-Ulrich Wittchen, Direktor des Instituts für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Technischen Universität in Dresden.
2.694 Patienten aus über 223 bundesrepräsentativ ausgewählten Substitutionseinrichtungen wurden in der Cobra-Studie über ein Jahr untersucht und klinisch umfassend verfolgt. Die zentralen Schlüsselziele der Ersatzstofftherapie mit Methadon und Buprenorphin wurden demnach bei der Mehrzahl der untersuchten Patienten erreicht:
Über 65 Prozent aller Patienten wurden erfolgreich über ein Jahr therapiert. Sie reduzierten dadurch ihren Drogenkonsum. Der Gesundheitszustand aller Patienten verbesserte sich, 11 Prozent wurden sogar abstinent.
Aufbauend auf der Cobra-Studie, die die Kosteneffektivität sowie die Wirkung der Substitution in einem relativ kurzen Zeitrahmen von zwölf Monaten positiv belegen konnte, untersuchte Wittchen später zusammen mit Gerhard Bühringer vom Institut für Therapieforschung in München und Jürgen T. Rehm vom Centre for Addiction and Mental Health in Toronto den langfristigen Verlauf opioidgestützter Substitutionstherapien.
Grundlage dieser Premos-Studie (Predictors, Moderators and Outcome of Substitution Treatments – Effekte der langfristigen Substitution Opioidabhängiger) ist eine bundesweit repräsentative Untersuchung von rund 2.284 Substitutionspatienten aus 223 Einrichtungen, die von 2003 bis 2010 weiterverfolgt wurde.
Der Anteil berufstätiger Patienten stieg in den sechs Studienjahren von 24,1 auf 34 Prozent, der Anteil derjenigen in berufsqualifizierenden Maßnahmen von 7,5 auf fast 20 Prozent.
Auch die Wohnsituation verbesserte sich bei über 90 Prozent der Patienten, und die Kriminalitätsrate ging stark zurück.
Das bestätigte die bis dahin unter Medizinern bereits weit verbreitete Meinung, dass die Substitution für das Gros der Patienten zumindest eine umfassend stabilisierende Behandlung darstellt, die ein Leben mit einer Grundstruktur und ohne Kriminalität ermöglicht. Das Therapieziel der Abstinenz ist auch in den Leitlinien der Bundesärztekammer nicht weiter primäres Ziel. Weiter bekräftigt sehen sich Suchtmediziner und Drogenhilfepersonal aber in einem Ansatz: Sucht und Süchtige sind zweierlei. Die Krankheit kann und muss man bekämpfen, die Betroffenen aber brauchen für die Chance auf Besserung vor allem eines: Akzeptanz.
S. V.
Toxitus
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A ls Phillip sechs Wochen alt war, wäre er beinahe gestorben. Er bekam einen furchtbaren Husten, das hörte gar nicht mehr auf. Ohnehin war ich andauernd beim Arzt, man muss ja mit den Kleinen allerlei Untersuchungen machen, Impfung hier,
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