Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
Fänge der Untoten zu geraten, und du weißt, dass sie entschlossen ist, das um jeden Preis zu verhindern. Sie ist wie du. Unabhängig und mutig. Mach ihr diese Eigenschaften nicht zum Vorwurf. Sie sind bewundernswert. Du bist der Einzige, der Destiny Einhalt gebieten kann. Bring sie in unsere Heimat.«
Nicolae hätte seinem Bruder gern widersprochen und ihn darauf hingewiesen, dass er weit erfahrener, weit weniger verwundbar und viel mächtiger als Destiny war. Aber nichts davon änderte etwas daran, dass Vikirnoff recht hatte. Destiny verhielt sich genauso, wie sie es von ihm gelernt hatte. Sie hatte nicht nach ihm gerufen, weil sie gewöhnt war, allein zurechtzukommen. Sie hatte die unmittelbare Gefahr nicht gespürt, weil sie an Nicolae gedacht hatte. Er wusste, dass ein Gutteil seiner Reaktion schlicht und einfach Angst um Destiny war, doch ein anderer Teil basierte auf der irrigen Annahme, dass sie sich jetzt, da sie miteinander geschlafen hatten, in jeder gefährlichen Situation instinktiv an ihn wenden würde.
Seufzend fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar, sodass es strubbeliger denn je aussah. »Ich werde dir jetzt nicht recht geben, weil ich deine Schadenfreude nicht ertragen könnte.«
»Ich bin nicht schadenfroh«, widersprach Vikirnoff.
»Doch, bist du. Und ich kann nicht fassen, dass du nach all diesen Jahrhunderten auf einmal vernünftig klingst. Ehrlich, es ist erschreckend.«
»Es ist wohl eher so, dass du selbst überhaupt nicht mehr vernünftig bist, seit du deine Gefährtin gefunden hast. Ich hoffe, es geht nicht allen Männern so. Das wäre eine Schande.«
»Dein Sinn für Humor macht keine Fortschritte«, stellte Nicolae trocken fest.
»Ich habe keinen Sinn für Humor«, erwiderte Vikirnoff.
»Was du nicht sagst«, scherzte Nicolae. Sein Lächeln verblasste schnell wieder. »Sie hat sich gut geschlagen.«
Vikirnoff nickte. »Ja, sie ist eine ebenbürtige Gefährtin für dich. Ich hätte nicht geglaubt, das bei ihrem unreinen Blut und ihrer ungestümen Art jemals zu denken, aber sie hat sehr viel Mut. Vor nicht allzu langer Zeit wurde ein Ruf ausgesandt. Die Gefährtin eines unserer Männer erwartete ein Kind und lag im Sterben. Es wurde nach Heilem verlangt, und unser Volk wurde aufgerufen, sich zusammenzuschließen, um dabei zu helfen, das Heilungsritual zu vollziehen, sei es auch nur aus der Ferne.«
Nicolaes Herz machte vor freudiger Erregung einen Satz. »Das stimmt. Es war nicht weit von hier. Die Heiler müssten noch bei der Frau sein. Einer von ihnen war Gregori.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Vikirnoff war mit seinem Bruder bei ihren Kämpfen gegen die Untoten immer geistig verbunden, weil es auf diese Art leichter war, ihre Strategien aufeinander abzustimmen. Sie beide hatten die grausamen Worte gehört, die der Vampir Destiny einflüsterte. Er hatte ihr gesagt, dass der Prinz sie nicht akzeptieren würde. Dass Gregori sie jagen und niemand sie in der Nähe der anderen Frauen dulden würde. Beide hatten die Scham gespürt, mit der Destiny reagierte. Der Vampir hatte genau gewusst, was er sagen musste, um ihre Angst vor Demütigung zu schüren.
»Sie wird ihn ablehnen und weglaufen.«
Vikirnoff schüttelte den Kopf. »Dir bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu rufen. Er wird bald in unsere Heimat zurückkehren. Nach allem, was der Vampir ihr eingeredet hat, wirst du sie nie dazu bringen, dorthin zu gehen. Sie glaubt, für sie gäbe es keine Heilung. Rufe den Heiler. Er vermag mehr als jeder andere. Du wirst sie irgendwie überreden müssen, seine Heilkraft zu akzeptieren.«
Nicolae dachte nach. Was Vikirnoff sagte, war durchaus vernünftig. »Möglicherweise gibt es tatsächlich keine Heilung«, wandte er ein.
Vikirnoff sah ihn an. »Es ist einen Versuch wert.«
Bevor er es sich anders überlegen konnte, sandte Nicolae einen Ruf auf dem allgemeinen Verbindungsweg der Karpatianer aus. Hör mich an, Heiler. Wir brauchen dich. Das Blut des Vampirs foltert meine Gefährtin bei jedem Erwachen. Ich will sie nicht verlieren. Ihr Blut wirkt auf die Untoten wie ein Fanal und verhindert unsere vollständige Vereinigung. Ich bitte dich zu kommen, wenn der Zustand der Frau, der du geholfen hast, nicht länger lebensbedrohlich ist.
Die Zeit verstrich. Das Wasser sprudelte im Becken, und die Flammen flackerten an den Wänden. Edelsteine funkelten einen Moment lang an der Decke und waren im nächsten verschwunden. Die Antwort kam. Es wurden keine Fragen gestellt. Niemand
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