Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
sein Gesicht vor ihren Augen, sodass es Nicolae unmöglich war, etwas auszurichten.
Mach, dass du wegkommst, Destiny. Verschwinde! Nicolaes Stimme klang gereizt.
Sie konnte sich nicht rühren. Sie konnte nur zuschauen, wie das Wesen an Macht und Größe zunahm, je näher es kam. Sein behaarter Körper wuchs ständig, als er sich vor ihr aufbaute. Er gab ein wütendes Zischen von sich, eine Mischung aus dem Knurren eines Raubtiers und dem kalten Zischeln einer Schlange. Destiny spürte, wie sein Hass sie traf, noch bevor er bei ihr war.
»Du hast alles ruiniert, aber letzten Endes wirst du sterben, wie du es schon vor langer Zeit hättest tun sollen, als du dein Blut verraten hast«, knurrte er und streckte beide Arme nach ihr aus. Eine Hand, an deren Fingern lange, messerscharfe Krallen saßen, langte nach ihrem Hals.
Destiny starrte einfach die Klaue an, die sich bizarr verformte, und wartete darauf, von ihr zermalmt zu werden. Aber bevor Pater sie berühren konnte, schob sich jemand zwischen den Vampir und sein Opfer. Es war eine zierliche Frau mit rosa Strähnchen im Haar und farblich darauf abgestimmten Turnschuhen. Sie sah klein und zerbrechlich aus, wich aber keinen Zentimeter. »Du wirst sie nicht anfassen.«
Destiny blieb beinahe das Herz stehen. Sie konnte nicht zuschauen, wie diese mutige Frau, die hoch in den Siebzigern war, starb, um ihr einige wenige kostbare Minuten Leben zu schenken. »Velda«, flüsterte sie leise.
Die alte Dame starrte den Vampir unverwandt an. »Du wirst sie nicht anfassen«, wiederholte sie. Obwohl sie zu ihren quietschrosa Tennisschuhen eine weite Sweathose und ein Sweatshirt mit Glitzerherzen darauf trug, gelang es ihr, würdevoll und königlich zu klingen, ja, mit einer gewissen Autorität zu sprechen.
Destiny blinzelte Tränen der Bewunderung aus ihren Augen und rappelte sich mühsam hoch, wildentschlossen, Velda vor ihrer tapferen Wahnsinnstat zu bewahren.
Aber zu Destinys Erstaunen erstarrte Pater. Jeder Muskel in seinem Körper schien sich zu verkrampfen. Er war sichtlich blass geworden, und einen Moment lang huschte so etwas wie eine Gefühlsregung über sein Gesicht - eine Mischung aus Schuld, Reue und Kummer. Destiny konnte es nicht enträtseln.
Der Wind fegte durch die Straße, Blitze barsten am Himmel. Über ihnen grollte ein Donnerschlag, so laut, dass die Häuser bebten. Der Blitz erhellte das Gesicht des Vampirs, das früher einmal schön und sinnlich gewesen und jetzt völlig verwüstet war, die abgezehrte Parodie eines Mannes, mit blutbefleckten Zähnen und einem verdorrten schwarzen Herzen. Sein Gesichtsausdruck wechselte von flüchtigem Bedauern zu verschlagener Bosheit.
Pater stieß mit einem langsamen Zischen den Atem aus. »Versuch nicht, mich auszutricksen, Alte. Verschwinde von hier, wenn dir dein Leben lieb ist.«
»Das hier ist mein Zuhause, und du gehörst nicht mehr hierher. Geh, und lass das Mädchen in Ruhe!« Velda klang sehr entschieden und hielt seinem Blick nach wie vor ungerührt stand. Seine hypnotische Stimme funktionierte bei ihr ganz offensichtlich nicht, und der Zwang, der in seinen Befehl einfloss, verfehlte seine Wirkung.
Pater trat näher zu der alten Frau und beugte sich mit gebleckten Zähnen über ihren Hals. Statt wie erwartet zurückzuschrecken, trat Velda der großen, hageren Erscheinung entgegen, als wollte sie ihn umarmen.
Sie legte eine runzlige Hand an seine Brust, und er hielt unwillkürlich inne. »Ich habe auf dich gewartet. Es gab in meinem Leben keinen anderen. Es konnte nie einen anderen geben. Ich werde um dich trauern und hoffen, dass Gott deiner Seele gnädig ist.« Sie hob die andere Hand, die in den Falten ihrer weiten Hosen steckte, und versuchte, einen Holzpfahl in Paters Brust zu rammen.
Er warf den Kopf zurück und heulte, während sich seine Klaue mit einem eisernen Griff um Veldas Handgelenk schloss. Destiny raffte alles, was ihr an Kraft geblieben war, zusammen, sprang auf und stieß Veldas Arm fest nach vorn, sodass der Pfahl, den sie hielt, Paters Brust durchbohrte. Dann riss sie die Frau von dem wild um sich schlagenden Vampir weg. Pater schrie und tobte und überschüttete die beiden Frauen mit Flüchen.
Veldas zierliche Gestalt zitterte von Kopf bis Fuß. Sie presste eine Hand an ihren Mund, ging einen Schritt auf den Vampir zu und streckte ihren Arm aus, als wollte sie ihn trösten. »Es tut mir leid, so leid. Du hast mir keine andere Wahl gelassen.«
»Die einzige Möglichkeit, ihm zu
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