Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
ebenso ein Versprechen wie eine Drohung. Wenn Gregori sich zurückzog, bevor er fertig war, würde Nicolae an einer Hirnblutung sterben.
Obwohl Gregoris Instinkt ihn drängte, vor allem seine Gefährtin vor den Vampiren zu retten, wollte er Destiny die Chance geben, sie alle zu verteidigen. Er war tief in Nicolaes Gedankenwelt eingedrungen, hatte Einblick in die Erinnerungen an seine vielen Kämpfe und brillanten Strategien genommen und wusste, dass Nicolae seine Kenntnisse an Destiny weitergegeben hatte. Ebenso sah er die Kämpfe vor sich, die Destiny ausgefochten hatte. Er war bereit, ihr die Gelegenheit zu geben, ihren Gefährten zu retten, indem sie Savannah beschützte. Sollte Savannah in unmittelbare Gefahr geraten, konnte er nicht anders, als ihr zu helfen, aber er war gewillt, Destiny tun zu lassen, was sie am besten konnte: Vampire zur Strecke bringen.
Destiny begriff seinen Gedankengang und akzeptierte ihn ebenso, wie er ihre Entschlossenheit, Nicolae zu retten, akzeptierte.
Savannah schob bereits ihre zierliche Gestalt zwischen ihren Gefährten und seinen Patienten und die drohende Gefahr.
Destiny sprang zu ihr, schlang einen Arm um ihren Hals und bohrte ihre zu langen Krallen ausgefahrenen Fingernägel in Savannahs zarte Haut. »Vertrau mir.« Sie hauchte die Worte an Savannahs Hals und betete inständig, der Heiler möge erkennen, dass sie nur Zeit schinden wollte. Vikirnoff musste jetzt noch in der Stadt sein, um dringend benötigtes Blut zu sich zu nehmen. Er würde so schnell wie möglich zurückkommen.
»Brüder!«, rief einer der Vampire. »Kommt schnell zu mir! Ich habe die Tochter des Prinzen! Sie wird uns den Weg zu dem Bündnis erkaufen. Kommt schnell, bevor der Jäger zurückkehrt und dieser hier seine Kraft wiederfindet. Er befindet sich im Körper des anderen. Unser Blut ist stark und hält ihn dort fest.«
Savannah tat so, als wehrte sie sich nach Leibeskräften. Sie bemühte sich, dabei möglichst hilflos auszusehen. Destiny bog Savannahs Arm auf den Rücken und ließ einen Dolch in ihre Hand gleiten, wobei sie so stand, dass beide Frauen mit ihren Körpern die Waffe verdeckten.
Der erste Eindringling brach durch den Boden und wirbelte eine dunkle Staubwolke auf, als er sich aufrichtete. Ein zweiter kroch wie eine menschliche Echse die Höhlenwand hinunter und klammerte sich an die Felsen über ihren Köpfen. Destiny beobachtete sie, schätzte die Bedrohung ein, die sie darstellten, und entschied rasch, welcher von den beiden der Erfahrenere und Gefährlichere war.
»Nimm sie!«, rief Destiny und stieß Savannah in die Richtung des weniger gefährlichen Vampirs. »Ich töte den Heiler!« Sie schlug einen Salto rückwärts und jagte die Wand hinauf zu der Kreatur, die über ihnen hing, voller Vertrauen darauf, dass Savannah ihren Gegner ausschalten würde.
Savannah hatte noch nie Untote gejagt. Gregori hatte unerbittlich darauf bestanden, dass sie niemals ihr Leben gefährden dürfe, aber sie war oft genug in seinem Bewusstsein gewesen, um zu wissen, was zu tun war. Sie handelte sofort und ohne zu zögern, indem sie sich nach vorn fallen ließ, als wäre sie nicht imstande, die Wucht des Stoßes abzufangen. Der faulige Atem des Vampirs streifte ihr Gesicht, und sie fühlte, wie er seine Hände auf ihre Schultern legte, um sie an zu sich zu reißen. Sie ließ es zu. Der Dolch blieb an ihrem Handgelenk verborgen, und erst in allerletzter Sekunde stieß sie die scharfe Waffe tief in seine Brust, direkt in sein Herz.
Dunkles Blut lief über ihre Hand und versengte ihr die Haut. Der Vampir stieß einen Schrei aus, taumelte zurück und tastete nach dem Dolch. Savannah sprang zurück und schob sich zwischen ihren Gefährten und den Untoten.
Destiny stürzte sich auf den anderen Vampir, der kurz innehielt, um die Ergreifung einer so wertvollen Geisel wie der Tochter des Prinzen mit anzusehen. Er sah sie zu spät kommen, um sich zu bewegen oder die Gestalt zu verändern, und setzte stattdessen auf Angriff. Er und Destiny prallten mit voller Wucht zusammen.
Sie stürzten beide auf den Boden der Höhle, nur wenige Zentimeter von dem verwundeten Vampir entfernt. Beide Vampire versuchten, sich wieder hinzustellen. Destiny warf ihre Beine wie eine Schere um den Vampir, stieß ihn zu Boden und nagelte ihn dort fest. Sofort trieb sie ihre Faust tief in seine Brust. Sie brauchte einen schnellen Sieg, da sie aus dem Augenwinkel sah, wie der verwundete Vampir das Messer aus seiner Brust zog.
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