Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
Einsamkeit entschieden hatte. Indem sie nie einem anderen vertraute. Er wusste, was er von ihr verlangte.
Vertrauen. So einfach und doch so schwer zugleich. Wie konnte er das von Destiny verlangen? Sie hatte gelernt, niemals jemandem zu trauen. Ihr Leben, ihre Seele selbst, hatten davon abgehangen.
Nicolae senkte die Wimpern und legte sein Kinn auf ihren Kopf. Sein Herz zerbrach in tausend Stücke. Er kannte seine Macht, seine ungeheure Stärke. Aber er konnte und würde Destiny nie zu etwas zwingen. Wenn sie jemals zusammenkamen, dann nur mit ihrem vollen Einverständnis. Anders war es nicht möglich. Ein grauenhaftes Monster hatte sie erniedrigt und beschmutzt und gewaltsam zu furchtbaren Dingen gezwungen, zu Jahren unvorstellbarer Qualen. Nicolae konnte unmöglich eine Beziehung zu ihr erzwingen. Wie könnte er etwas tun, das auch nur im Entferntesten an die Untaten der abartigen Kreatur erinnerte, die ihr ihre Kindheit gestohlen hatte, ihre Familie und ihre Unschuld?
Destiny bewegte sich unruhig in Nicolaes Armen. Du solltest mich nicht in Versuchung führen, Nicolae. Sie hatte seinen schönen Namen nicht aussprechen wollen. Sie wollte keinerlei Vertrautheit zwischen ihnen, und sein Name war viel zu weich und melodisch. Und wenn sie ihn aussprach, wenn auch nur im Geist, hatte dieser Name einen ganz falschen Klang: rauchig, intim, sehnsüchtig. Sie hauchte seinen Namen an seinen Puls, während ihr Körper brannte und pulsierte und Schmetterlinge in ihrem Bauch flatterten. Hilflos legte sie ihren Mund an seine Haut, quälte ihn und sich selbst.
»Destiny.« Seine Stimme klang gepresst.
Sie gab einen kleinen Schreckenslaut von sich und löste sich von ihm. Nicolae sah die Verwirrung und die Furcht in ihren Augen. »Lass mich in Ruhe!«, befahl sie und wich einen Schritt zurück. Sie hatte Angst vor ihm. Angst um ihn.
Aus dem Augenwinkel erhaschte er eine Bewegung auf der anderen Seite des Raumes. MaryAnn war aufgestanden und schaute beunruhigt zu ihnen. Sie ging ein paar Schritte auf sie zu, blieb aber stehen, als Destiny warnend die Hand hob. Dann war Destiny verschwunden, so schnell, dass nur ein Flirren in der Luft zu bemerken war. Nicolae blieb auf der Tanzfläche zurück. Sein Körper war hart wie Stein, und sein Herz sehnte sich schmerzhaft nach seiner Gefährtin.
MaryAnn kam zu ihm. »Sagen Sie mir, wie ich ihr helfen kann.« Sie tippte an seinen Arm. »Wenn ich den Kummer in Destinys Augen sehe, bricht es mir das Herz. Ich weiß, dass ich ihr helfen kann.«
Nicolae starrte die Frau an; er sah das Mitgefühl und die Entschlossenheit in ihrem Gesicht. Obwohl er nie Destinys Blut genommen und so das Band zwischen ihnen verstärkt hatte, ging er schon seit Jahren in ihrem Bewusstsein ein und aus. Ihre starken übersinnlichen Fähigkeiten hatten ihr in dem Augenblick, als sie die grausamsten Qualen ihres Lebens gelitten hatte, ermöglicht, sich geistig vollständig mit Nicolae zu verbinden. Obwohl Destiny versucht hatte, MaryAnn vor ihm verborgen zu halten, hatte er sie oft in Destinys Bewusstsein gesehen. Diese Frau wusste mehr, als irgendein Mensch wissen sollte. Sie wusste Dinge, die ihr Tod sein könnten.
»Ich bin keine Bedrohung für Sie«, versicherte MaryAnn leise. Nicolaes Gesicht glich einer undurchdringlichen Maske. Schön und anziehend. Gefährlich. Sie wusste instinktiv, dass er genau wie Destiny nicht ganz Mensch war. »Ich möchte ihr helfen. Sie hat mir zweimal das Leben gerettet.«
»Sie hat Dinge überlebt, die so grauenhaft waren, wie Sie es sich nicht einmal annähernd vorstellen können. Wie kommen Sie darauf, dass Sie ihr helfen können?«
Obwohl seine Worte mit tiefer, klangvoller Stimme gesprochen wurden, schwang etwas in dem klaren Tonfall mit, das sie erschauern ließ. Sie redete mit einem mächtigen Wesen, einem Wesen, über das sie nichts wusste. Mit jemandem, der jeden Tag seines Lebens Entscheidungen über Leben und Tod traf. MaryAnn spürte die Eindringlichkeit jedes einzelnen Wortes. Sie hob ihr Kinn. »Weil sie mich ausgesucht hat.«
Nicolae betrachtete lange Zeit ihr Gesicht. Sie hatte das Gefühl, dass er mehr als nur ihr Äußeres studierte. Einen schrecklichen Moment lang spürte sie, wie er in ihr Bewusstsein eindrang. Er machte sich nicht die Mühe, es vor ihr zu verheimlichen, sondern zeigte ihr absichtlich seine Macht. Es war eine nicht übermäßig subtile Drohung, eine Warnung.
Was er auch gefunden hatte, es schien ihn zufriedenzustellen, denn er zog sich
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