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Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals

Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals

Titel: Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einfiel. Er hat vor ihren Augen Männer, Frauen und Kinder ermordet und sie gezwungen, ihr Blut zu trinken. Er hat sie körperlich jahrelang auf die schlimmste Art und Weise gepeinigt, obwohl sie ein unschuldiges Kind war.«
    MaryAnn fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Und Sie finden, ich soll sie aufgeben, weil ich vielleicht ein, zwei unangenehme Augenblicke über mich ergehen lassen muss? Ich schulde ihr mehr als das. Nehmen Sie mein Blut, wenn Sie es für erforderlich halten, Nicolae. Versuchen wir, eine Möglichkeit zu finden, ihr zu helfen.«
    Destiny stürzte in die Nacht hinaus und sog in tiefen Zügen Luft in ihre Lunge. Es war demütigend, wie ein kleines Kind zu zittern, nur weil sie in der Nähe so vieler Menschen war. Sie wollte sich nicht eingestehen, dass ihre Unruhe andere Gründe haben könnte. Wie konnte sie sich wünschen, die Haut eines Mannes zu berühren? In seinen Armen zu liegen? Ihn in ihren Körper einzuatmen?
    Sie wusste Bescheid über Männer, darüber, was sie taten, was sie von einer Frau wollten ... von einem Mädchen ... einem Kind. Ein Schrei entrang sich ihr aus tiefster Seele, Ausdruck des Entsetzens eines Kindes, das einem Monster ausgeliefert war. Sie hielt den Aufschrei mit der Hand zurück, als wollte sie ihn in ihre Kehle zurückschieben und das Entsetzen dort begraben, wo sie es nie wieder sehen konnte.
    Die Nacht ist so schön, Destiny. Klar und kühl und frisch. Schau zu den Sternen hinauf. Seine Stimme war wie Magie, sanft und beruhigend. Wie aus dem Nichts war sie auf einmal da und verscheuchte die Erinnerungen an harte, verletzende Hände, an Ströme von Blut, an die Gesichter der Verdammten. Nichts ist so schön wie die Nacht. Sogar die Blätter schimmern silbrig. Daran erinnere ich mich gar nicht. Ist dir die Farbe aufgefallen ? Heute Abend ist es wie Silber und Gold. Der Wind flüstert uns etwas zu. Hörst du? Hör ihm einfach zu, meine Kleine. Er erzählt uns von den Geheimnissen der Erde.
    Sie schloss die Augen, lauschte seiner Stimme, konnte wieder atmen und wusste, dass sie am Leben war. Wusste, dass sie es eine weitere Minute schaffen konnte. Eine weitere Stunde. Sogar eine weitere Nacht. In diesem Augenblick erkannte Destiny die Wahrheit; sie erkannte und akzeptierte sie. Wenn sie überleben wollte, musste auch Nicolae am Leben bleiben. Die Albträume, die sie quälten, waren viel zu schlimm, als dass sie allein damit fertig werden könnte. Vielleicht würde sie durchhalten und jeden anderen Kampf gewinnen, nicht aber den um ihre Seele. Das war Nicolaes Kampf.
    Sie holte tief Luft und hob den Blick zum Himmel, zu den Sternen, die wie Edelsteine über ihrem Kopf funkelten. Langsam wich die Anspannung aus ihrem Körper, aber der Hunger blieb. Ein Hunger, dem sie nie entkommen konnte.
    Dein Hunger ist ebenso natürlich wie das Bedürfnis zu atmen, Destiny. Wir entstammen der Erde. Wir essen nicht das Fleisch anderer Lebewesen. Ist das, wovon wir uns ernähren, so schrecklich? Wir schaden niemandem. Wir beschützen Menschen. Wir leben unter ihnen, machen Geschäfte mit ihnen. Genauso, wie du gelernt hast, dich um die Menschen zu kümmern, die in diesen Häusern leben, wirst du lernen, für unser eigenes Volk zu sorgen.
    Ihre erste Reaktion war Ablehnung. Noch mehr von ihnen? Vampire? Sie schüttelte den Kopf und zwang sich, über seine Worte nachzudenken. Karpatianer. Eine Rasse von Wesen, der sie jetzt angehörte. Wesen mit besonderen Fähigkeiten. Wesen, die Kirchen betreten und unter Knoblauchsträngen stehen konnten. Plötzlich lachte sie, und der Klang wehte die Straße hinunter wie Musik. Sie hatte ein Spiegelbild. Sie wusste, wie sie aussah.
    Ihre innere Anspannung begann sich zu lösen. Destiny atmete tief ein, froh, allein zu sein. Plötzlich erregte eine Bewegung ein Stück weiter unten auf der Straße ihre Aufmerksamkeit, und sie wandte den Blick in diese Richtung.
    »Kommen Sie, Mädchen!« Velda Hantz winkte ihr gebieterisch über die Straße zu.
    Destiny hatte vergessen, sich für menschliche Augen unsichtbar zu machen. Velda rief erneut nach ihr und schwenkte so lebhaft den Arm, dass sie beinahe vom Sessel gefallen wäre. Destiny, die es nicht übers Herz brachte, die alte Dame zu enttäuschen, lief den Bürgersteig hinunter, bis sie bei den beiden Schwestern war. Sie lächelten sie offen und freundlich an.
    »Endlich! Ich habe Sie schon ein paarmal gesehen«, stellte Velda befriedigt fest. »Stimmt’s, Schwester? Habe ich nicht zu dir

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