Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
gesagt, dass eine so hübsche junge Frau spätabends nicht allein unterwegs sein sollte? Sie brauchen einen jungen Mann. Keine Sorge, Inez und ich haben gründlich darüber nachgedacht und wissen genau, was für ein Typ Mann es sein sollte.«
Destinys Augenbrauen fuhren in die Höhe, und sie blinzelte mehrmals, während sie verdaute, was Velda da sagte. Wollten die beiden Frauen sie etwa mit irgendeinem Mann verkuppeln? »Sie kennen mich doch gar nicht. Ich könnte eine ganz schreckliche Person sein. Sie wollen mich sicher nicht irgendeinem armen, ahnungslosen Mann anhängen, oder?«
Velda und Inez wechselten einen Blick und strahlten sie dann an. »Nein, Schätzchen, Sie sind ein nettes kleines Ding. Sie brauchen einen Mann und eine Bleibe. Wir haben schon an die kleine Wohnung gleich gegenüber gedacht. Wäre genau das Richtige für Sie. Ich bin Velda Hantz, und das ist meine Schwester Inez. Fragen Sie, wen Sie wollen - wir haben einen guten Ruf als Ehevermittlerinnen.«
Destiny hatte sich selbst noch nie als »kleines Ding« gesehen. Ein zögerndes Lächeln fand kurz zu ihren Augen.
»Na bitte, Schätzchen, es ist doch viel besser, wenn Sie lächeln.« Veldas Haar mit den rosa Spitzen wippte, als sie lebhaft nickte. »Ich habe das zweite Gesicht, wissen Sie. Ich sehe einen jungen Mann für Sie. Ein hübscher Kerl mit guten Manieren.«
»Und reich, meine Liebe«, ergänzte Inez. »Velda hat mir erzählt, dass er hübsch und reich ist.« Sie lächelte, und ihr violett getöntes Haar strahlte in der Dunkelheit. »Das müsste Sie doch freuen. Lassen Sie sich häuslich nieder, Schätzchen, und bekommen Sie zwei, drei Kinder. Sie werden bestimmt glücklich. Ich wollte zehn Kinder, aber Velda hat mir meinen Verehrer direkt vor der Nase weggeschnappt.«
Destiny starrte die beiden Frauen sprachlos an, als sie einladend auf einen leeren Gartenstuhl klopften. Sie erwarteten offensichtlich, dass sie sich zu ihnen setzte. Da sie nicht wusste, wie sie ablehnen sollte, ohne unhöflich zu wirken, ließ sie sich vorsichtig nieder. Ihr war bewusst, wie sich Nicolae in diesem Moment über die Zwickmühle amüsierte, in der sie steckte; sie fühlte sein Lachen wie den zarten Hauch von Schmetterlingsflügeln in ihrem Inneren. Indem sie ihre Aufmerksamkeit den zwei Schwestern zuwandte, ignorierte sie ihn bewusst, fragte sich aber flüchtig, wie es möglich war, dass sie so eng miteinander verbunden waren. Wie konnte er an ihren Geist rühren, obwohl er nie ihr Blut genommen hatte?
Velda schnaubte und tätschelte Destinys Arm. Ihr schien nicht aufzufallen, dass Destiny leicht zusammenzuckte und ein Stück zurückwich. »Inez war eine richtige Schönheit. Alle Männer waren verrückt nach ihr. Aber sie konnte sich nie für einen entscheiden. Es machte ihr Spaß, ihnen allen den Kopf zu verdrehen. Dass ich ihr einen Verehrer ausgespannt habe, hat sie sich bloß ausgedacht. Ich bin eine richtige alte Jungfer. Ich wollte nie einen Mann, und sie wollte ganz bestimmt nie zehn Kinder! Stimmt doch, Inez, oder? Du wolltest in einer Bar singen.«
»Ich habe in einer Bar gesungen«, gab Inez hochmütig zurück. Sie klopfte Destiny aufs Knie, ohne zu bemerken, dass diese ihrer Berührung auswich. »Ich war eine Wucht, meine Liebe, ein bisschen so wie Sie. Aber ich hatte eine richtige Figur. Ich war nicht so eine Bohnenstange wie ihr Mädchen von heute. Und ich hatte eine Stimme wie ein Engel. Stimmt’s, Schwester?«
»Wie ein Engel«, bestätigte Velda. Sie lehnte sich zu Destiny vor. »Schauen Sie nicht mich an, Schätzchen. Tun Sie so, als wären Sie an der Wohnung über dem Kleiderladen da drüben interessiert.« Sie hob lässig die Hand, und Destiny folgte der Richtung, in die ihr Finger zeigte. Sofort senkte Velda ihre Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Wir haben uns überlegt, ob wir einen Privatdetektiv engagieren sollen. Gerade eben haben wir darüber gesprochen. Ich finde, wir brauchen einen hartgesottenen Burschen wie Mike Hammer, aber Inez glaubt, ein Intellektueller wie Perry Mason wäre besser. Was meinen Sie?«
Destiny starrte sie mit offenem Mund an. Sie hatte keine Ahnung, wovon die Schwestern sprachen. »Und warum glauben Sie, dass Sie einen Privatdetektiv brauchen?« Das war das Einzige, was ihr einfiel. Sie hatte keine Ahnung, was diese exzentrischen Damen von ihr wollten. Die Vorstellung, zwei Siebzigjährige könnten einen »hartgesottenen« Detektiv brauchen, war lachhaft. Destiny beobachtete die Frauen
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