Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
unsere Welt kennenlernst. Es ist nicht die pervertierte Welt eines Vampirs. Wir sind nicht schlechter als Menschen. Wir haben erstaunliche Fähigkeiten und viele Probleme, die es zu lösen gilt. Karpatianer leben sehr lange, das stimmt. Wir scheinen unsterblich zu sein, doch wir können getötet werden - wenn auch nicht leicht. Eine Wunde, die tödlich sein müsste, kann mit unserem Speichel und guter, schwerer Erde geheilt werden. Das Blut eines Karpatianers vom uralten Stamm hat heilende Eigenschaften. Wir verwenden die Kräuter und Pflanzen, die in unserer Welt in Hülle und Fülle gedeihen. Aber bei Sonnenschein müssen wir ruhen. Wir haben unsere Grenzen.«
Destiny ließ ihn nicht aus den Augen. »Erzähl mir mehr.«
»Ich habe dir das alles schon oft erzählt, Destiny. Bist du endlich bereit, mir zuzuhören?«
»Ich dachte, es wären Märchen. Ich brauchte etwas, wofür ich leben konnte, und du hast es mir gegeben. Du hast aus mir eine Jägerin der Untoten gemacht.«
Zum ersten Mal sah Nicolae traurig aus. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein dunkles, seidiges Haar, sodass es sich um seinen Kopf bauschte. »Ich weiß, Destiny. Ich wusste keinen anderen Weg, um zu verhindern, dass der Vampir dir noch mehr antat. Ich konnte dich nicht finden. Du wolltest nicht mit mir sprechen. Ich musste dich benutzen, um ihn zu töten.«
Sie hob das Kinn und blitzte ihn aus stürmischen Augen an. »Wage es ja nicht, das zu bedauern! Es ist das Einzige, was ich nicht bedaure, und ich will es auch nie bedauern. Er hat Dinge getan - Dinge, mit denen ich mich immer noch nicht auseinandersetzen kann. Mit deiner Hilfe habe ich die Kraft gefunden, ihn zu besiegen. Nimm mir das nicht weg. Ich konnte ihn täuschen und die Welt von etwas abgrundtief Schlechtem befreien. Ich war damals erst vierzehn.« Sie wandte das Gesicht ab, aber er erhaschte einen Blick auf die Hölle in ihrem Inneren.
»Ich wollte nicht, dass du jemals mit dem Tod in Berührung kommst. Das wollte ich nie.«
»Ich kam an dem Tag mit dem Tod in Berührung, als ich zum ersten Mal seine Stimme hörte.« Sie drehte sich wieder zu ihm um und ließ ihren Blick düster über sein Gesicht wandern. Sie studierte es und versuchte, hinter die Maske zu blicken, die er trug. »Eine Stimme wie deine. Unvorstellbar schön, doch sehr gefährlich. Bezwingend und eindringlich und verheißungsvoll. In dir ist dieselbe Gefahr, die Macht, andere mit deiner Stimme zu vernichten, sie anzulocken und zu zwingen, das zu tun, was du willst.«
Er nickte langsam. »Das ist wahr. Es ist eine zweischneidige Gabe, die für Gutes oder Böses benutzt werden kann. Du hast jetzt dieselbe Gabe. Du hast sie eingesetzt, Destiny.« Sein Magen krampfte sich zusammen. »Bei dem jungen Mann, den du gebraucht hast, um Nahrung zu bekommen. Du hast ihn zu dir gerufen und ihn mit Versprechungen auf das Paradies ruhiggestellt.«
Destiny konnte es nicht leugnen. Sie wusste, dass ihre Stimme wie ein Zauber wirkte. Es war leicht, Männer anzulocken und sie gefügig zu machen, während sie sich an ihnen nährte. Es war leicht, sie mit schönen Erinnerungen zurückzulassen, und irgendwie linderte das ihre Schuldgefühle.
Nicolae bewegte sich. Es war nur ein leichtes Spiel seiner Muskeln, aber trotzdem wirkte es bedrohlich und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder ausschließlich auf ihn. Er kämpfte darum, den Dämon in Schach zu halten. Eifersucht war ein hässliches Gefühl, ein Gefühl, das keinen Platz in seinem Leben hatte, in seiner Beziehung zu Destiny. Sie fürchtete körperliche Nähe, und er wusste, warum. Er kannte ihre dunkelsten Geheimnisse. Eifersucht war unter seiner Würde, und er würde nicht zulassen, dass sie sich wie ein Krebsgeschwür ausbreitete, wenn sie ohnehin schon genug Hindernisse zu überwinden hatten.
»Danke«, sagte sie einfach, während sie ihn aus wachsamen Augen beobachtete.
Er grinste verlegen. »Es ist eine typisch männliche Eigenschaft.«
Ihre Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Ich hätte eigentlich nie gedacht, dass Eifersucht geschlechtsspezifisch ist. Übrigens hat es mir gar nicht gefallen, dass du deine Arme um MaryAnn gelegt hattest, doch ich dachte, es wäre deshalb, weil ich Angst um sie hatte.« Sie hob mit einer seltsam anmutigen Bewegung die Schultern.
Nicolae fand alles an ihr fesselnd und faszinierend. Sie sprach so vieles in ihm an, vor allem auch seinen Beschützerinstinkt. Aber Destiny wollte keinen Beschützer. Sie glaubte, keinen zu brauchen, doch er
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