Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
für sie da sein, machte ihn glücklich.
»Sie müssen ganz stillhalten«, erklärte Destiny in der Hoffnung, erfahren und umsichtig zu klingen. Sie strich über das schüttere Haar des Priesters und versuchte, den schrecklichen Hunger zu ignorieren, der von dem Geruch des Blutes noch verstärkt wurde.
»Kennst du Martin Wright? Ein netter junger Mann. Marty. Ich kenne ihn, seit er ein kleiner Junge war. Er war so ein sensibles Kind und immer lieb und freundlich zu anderen.«
Destiny kannte den Mann. Er war Tim Salvadores Lebensgefährte. Wright war eher der Ruhigere von beiden. Destiny hatte Martin oft dabei beobachtet, wie er älteren Frauen ihre schweren Einkaufstüten abnahm. Er war es auch, der dem jungen Paar, das in dem Haus neben Velda und Inez wohnte, gelegentlich etwas Geld zusteckte. »Ja, ich kenne Martin«, gab sie zu.
»Es war Marty.« Tiefer Kummer lag in der Stimme des Priesters. »Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm Geld geben würde, wenn er es bräuchte, als persönliche Anleihe, doch keines meiner Worte drang zu ihm durch. Das Einzige, worauf es ihm ankam, war, die Schachtel zu kriegen, in der ich das Geld für die Bedürftigen aufbewahre. Es war kaum etwas darin.«
»Das passt überhaupt nicht zu ihm«, sagte Destiny nachdenklich. »Und es ergibt keinen Sinn. Tim und Martin haben genug Geld. Sie leben vernünftig und sind weder Verschwender noch Spieler. Sie nehmen keine Drogen, und Martin trinkt nicht einmal Alkohol. Es fällt mir schwer zu glauben, dass er so etwas tun könnte.«
Sie wusste, dass Martin Wright und Vater Mulligan gute Freunde waren. Sie spielten jeden Samstag miteinander Schach, und Martin half dem Priester oft bei der Gartenarbeit. Wann immer Vater Mulligan freiwillige Helfer brauchte, war es Martin, der sich um das jeweilige Projekt kümmerte. »Es passt überhaupt nicht zu ihm«, wiederholte sie und runzelte die Stirn. Diese Sache erinnerte stark an das, was Velda ihr über Helena und John Paul erzählt hatte.
»Er kommt häufig spätabends vorbei, um an seinen Plänen für eine Seniorenresidenz hier in unserem Viertel zu arbeiten. Er hat an alles gedacht, was alte Menschen brauchen - medizinische Versorgung, Kontakt zu Handwerkern, Einkaufsmöglichkeiten für begrenzte Mittel. Aber als er heute Abend kam... nun ja, es war Martin und wieder nicht Martin«, erzählte Vater Mulligan. »Siehst du, deshalb kann ich nicht zur Polizei gehen.«
Er tätschelte mit unsicheren Fingern ihre Hand. »Du wirst herausfinden, was mit ihm los ist. Ich weiß, dass du es kannst.«
»Ich kümmere mich darum«, erklärte sie, bevor sie die Worte zurückhalten konnte. Noch ein Versprechen. Noch eine Verpflichtung, die sie an diesen Ort und diese Leute band.
»Danke, Destiny. Ich wusste, dass du für diese Aufgabe bestimmt bist. Nachdem ich so viele Jahre als Priester arbeite, habe ich ein gewisses Gespür für Menschen.« Wieder klopfte er ihr auf den Arm. »Ich weiß, dass du große Sorgen hast.«
Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet, und sie wich ein Stück zurück. »Hat die nicht jeder?«
Er lächelte, lehnte seinen Kopf an ihre Schulter und schloss die Augen. »Erzähl es mir.«
Sie holte tief Luft, ließ den Atem wieder entweichen und stürzte sich kopfüber ins kalte Wasser. »Ich habe jemandem ins Herz geschaut und geglaubt, er wäre ein Monster, weil er ohne jede Gefühlsregung getötet hat. Ich konnte die Dunkelheit in ihm sehen, aber als er tötete, empfand er nichts. Er tat es aus Pflichtgefühl, um andere vor einem furchtbaren Wesen zu beschützen. Er sagt, ich sei nicht das Monster, für das ich mich halte, doch in mir ist so viel Hass. Ich hasse, und ich will töten. Bei ihm ist es aber anders, glaube ich. Er tötet, weil er es für seine Pflicht hält.« Destiny wartete, bis der Priester seine Augen öffnete und sie ansah. »Ich töte, weil ich töten muss.«
Vater Mulligan studierte lange Zeit schweigend ihr Gesicht. »Wen hast du getötet, Destiny?« Er fragte es leise und ohne Angst.
Ihr Blick wanderte in die Ferne. Er sah Tränen in ihren Augen schimmern. »Es gibt Dinge auf dieser Welt, von denen Sie unmöglich etwas wissen können, Vater. Grauenhafte Wesen existieren. Sie sind keine Menschen. Eines von ihnen hat mich aus meiner Familie gerissen, als ich noch ein Kind war.«
Sie konnte den Tod in ihrem Mund schmecken, die bittere, verdorbene Essenz des Bösen. Es war hoffnungslos, dem Priesterbegreiflich machen zu wollen, was mit ihr los war. Manchmal
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