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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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sagte er. »Papa. Ich bin auf dem Rücksitz eines Autos. Ich komme nicht raus.«
    Er wollte erklären, was passiert war, schaffte es aber nicht. Immer wieder musste er nach Luft schnappen. Seine Augen brannten, und er sah alles nur noch verschwommen. Wie sollte er seinem V ater von dem Gasmaskenmann berichten? V on Charlie Manx, Hooper, dem Lebkuchenrauch und diesem absolut endlosen Rücksitz? Er war sich nicht sicher, was genau er sagte. Irgendetwas über Manx und das Auto.
    Dann schoss der Gasmaskenmann wieder. Er feuerte auf das Floß, die Mündung seiner Waffe blitzte in der Dunkelheit auf. Wieso war es eigentlich schon so dunkel?
    »Sie schießen, Papa!«, sagte Wayne mit rauer, kratziger Stimme, die er selbst kaum erkannte. »Sie schießen auf Mama!«
    Wayne blickte durch die Windschutzscheibe in die Dunkelheit, aber er konnte nicht erkennen, ob die Kugeln seine Mutter getroffen hatten. Er sah sie nicht. Sie war eins mit dem See geworden, mit der Finsternis. Wie leicht sie ihm entglitten war … Während der Gasmaskenmann noch ein paar Schüsse auf das Wasser abgab, kam Manx den Hügel hoch. Er hielt eine Hand gegen den Kopf gedrückt, als hätte er ein Funkgerät im Ohr und würde eine Nachricht von einem V orgesetzten empfangen. Allerdings war es nur schwer vorstellbar, dass Manx einen V orgesetzten haben könnte.
    Als der Gasmaskenmann das Magazin seiner Waffe geleert hatte, wandte er sich ebenfalls vom Wasser ab. Er humpelte den Hügel hoch, wie jemand, der eine schwere Last auf den Schultern trägt. Bald würden sie den Wagen erreicht haben. Wayne wusste nicht, was dann passieren würde, aber er war noch klar genug bei V erstand, um zu wissen, dass sie ihm das Handy wegnehmen würden, wenn sie es bei ihm fanden.
    »Ich muss Schluss machen«, sagte er zu seinem V ater. »Sie kommen zurück. Ich ruf dich wieder an, wenn ich kann. Bitte ruf nicht zurück. Das hören die sonst. Wahrscheinlich sogar, wenn ich den Klingelton ausschalte.«
    Sein V ater rief seinen Namen, aber Wayne blieb keine Zeit mehr für eine Antwort. Er legte auf und schaltete das Handy stumm.
    Er überlegte, wo er das Gerät verstecken könnte, und wollte es erst zwischen die Sitze schieben. Dann entdeckte er, dass es unter den V ordersitzen kleine Schubladen aus Walnussholz mit polierten Silberknäufen gab. Er zog eine davon auf, legte das Handy hinein und schloss sie wieder, als Manx die Tür auf der Fahrerseite öffnete.
    Manx legte den Silberhammer auf den Fahrersitz und stieg ein. Er hielt ein Seidentaschentuch an die Seite seines Kopfes gedrückt, senkte es jedoch, als er Wayne auf dem Boden des Fonds kauern sah. Beim Anblick von Manx’ Gesicht stieß Wayne einen entsetzten Schrei aus. Die Überreste des Ohrs hingen in Fetzen herab, und sein langes, schmales Gesicht war blutbesudelt. An seiner Stirn baumelte ein Hautlappen, an dem ein Teil einer Augenbraue hing. Darunter glänzte der blanke Knochen.
    »Ich sehe ziemlich furchtbar aus, was?«, sagte Manx grinsend und enthüllte seine vom Blut rosa gefärbten Zähne. Er deutete auf die Seite seines Gesichts. »Eben hatte ich noch ein Ohr, und peng ist es weg.«
    Wayne wurde schwindelig. Auf dem Rücksitz war es plötzlich merkwürdig dunkel, als hätte Manx die Finsternis mit in den Wagen gebracht.
    Der große Mann nahm hinter dem Lenkrad Platz. Die Tür fiel von selbst zu, und das Fenster fuhr hoch, ohne dass Manx einen Finger rührte. Er hatte wieder eine Hand auf die Überreste seines Ohrs gedrückt und tastete mit der anderen über den Hautlappen an seiner Stirn.
    Der Gasmaskenmann erreichte die Beifahrertür und zog am Griff – doch in diesem Moment sprang der Riegel nach unten.
    Der Wagen schaltete und setzte ein paar Schritte zurück. Kies spritzte unter den Reifen auf.
    »Nein!«, schrie der Gasmaskenmann. Er hatte die Hand noch am Griff, als der Wagen losfuhr, und wäre beinahe umgerissen worden. Er stolperte hinter dem Rolls-Royce her, eine Hand auf der Motorhaube, als könnte er ihn dadurch aufhalten. »Nein! Mr. Manx! Fahren Sie nicht weg! Es tut mir leid! Ich wollte das nicht! Es war ein V ersehen!«
    Seine Stimme klang rau vor Schrecken und Kummer. Er lief erneut zur Beifahrertür, packte den Griff und zog daran.
    Manx beugte sich zu ihm hinüber. Durch das Fenster sagte er: »Du warst sehr böse, Bing Partridge. Du glaubst doch selbst nicht, dass ich dich nach diesem Schnitzer mit ins Christmasland nehme? Ich kann dich nicht mehr in den Wagen lassen. Womöglich ballerst

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