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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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du auch hier drin herum.«
    »Ich schwöre, dass ich mich benehmen werde! Ich werde brav sein, brav wie ein Schaf! Bitte fahren Sie nicht weg! Es tut mir leid. Es tut mir so leeeiiiid! « Die Sichtscheiben seiner Gasmaske waren beschlagen, und er sprach unter Schluchzern. »Ich wünschte, ich hätte die Kugel selbst abbekommen! Wirklich! Ich wünschte, es wäre mein Ohr gewesen! O Bing, Bing, du dummes Ding!«
    »Genug der Albernheiten. Mein Kopf tut auch so schon weh.«
    Der Riegel sprang wieder hoch. Der Gasmaskenmann riss die Tür auf und ließ sich in den Wagen fallen. »Ich habe es nicht mit Absicht getan! Das schwöre ich Ihnen! Ich werde alles tun, um es wiedergutzumachen! Alles!« Die Augen des Mannes weiteten sich, als hätte er eine plötzliche Erleuchtung. »Ich könnte mir ein Ohr abschneiden! Das würde mir nichts ausmachen! Ich brauche ja keine zwei Ohren. Soll ich mir eins abschneiden?«
    »Du sollst den Mund halten. Wenn du dir irgendwas abschneiden willst, fang mit deiner Zunge an. Dann hätten wir endlich Ruhe.«
    Der Wagen beschleunigte im Rückwärtsgang und beschrieb knirschend eine Rechtskurve, sodass der Highway vor ihnen lag. Der Wraith schaltete in den ersten Gang.
    Die ganze Zeit über hatte Manx weder die Gangschaltung noch das Lenkrad berührt.
    Der Lebkuchenrauch, dachte Wayne benommen. Er gaukelte ihm Dinge vor. Autos fuhren nicht von selbst. Und Rückbänke waren nicht endlos.
    Der Gasmaskenmann schaukelte vor und zurück, schüttelte den Kopf und machte dabei klagende Geräusche.
    »So dumm«, flüsterte der Gasmaskenmann. »Ich bin so dumm.« Er schlug die Stirn kräftig gegen das Armaturenbrett, einmal, dann noch einmal.
    »Du hörst sofort damit auf, oder ich lasse dich gleich hier aussteigen«, sagte Manx. »Es gibt keinen Grund, deine Wut an meinem schönen Wagen auszulassen.«
    Das Auto machte einen Satz nach vorn und ließ das Ferienhäuschen hinter sich. Das Lenkrad bewegte sich von selbst und steuerte den Rolls-Royce die Straße entlang. Manx hatte immer noch keinen Finger gerührt. Wayne richtete den Blick auf ihn und kniff sich dann fest in die Wange. Umsonst. Der Wagen fuhr von selbst. Wayne hatte also entweder Halluzinationen von dem Lebkuchenrauch oder … Nein, ein Oder gab es nicht. Über das Oder wollte er nicht nachdenken.
    Er drehte den Kopf und blickte durch das Heckfenster. Er erhaschte einen letzten Blick auf den in Nebel gehüllten See. Das Wasser war glatt wie eine frisch geprägte Stahlplatte oder die Klinge eines Messers. V on seiner Mutter keine Spur.
    »Bing. Schau mal im Handschuhfach nach, ob du eine Schere und ein bisschen Klebeband finden kannst.«
    »Wollen Sie, dass ich mir die Zunge abschneide?«, fragte der Gasmaskenmann hoffnungsvoll.
    »Nein. Ich will, dass du mir den Kopf verbindest. Es sei denn, du willst lieber dasitzen und zusehen, wie ich verblute. Sicher ein unterhaltsamer Anblick.«
    »Nein!«, rief der Gasmaskenmann.
    »Also gut. Dann sieh zu, was du machen kannst. Und nimm diese Maske ab. So kann man ja nicht mit dir reden.«
    Mit einem leisen Ploppen wie bei einem Korken zog sich der Gasmaskenmann die Maske vom Kopf. Sein Gesicht war gerötet, und Tränen liefen ihm über die feisten, zitternden Wangen. Er kramte im Handschuhfach und holte eine Rolle chirurgisches Klebeband und eine kleine silberne Schere hervor. Dann zog er den Reißverschluss seiner Joggingjacke auf, unter der ein fleckiges weißes Muskelshirt und die behaarten Schultern eines Silberrücken-Gorillas zum V orschein kamen. Nachdem er das Hemd ausgezogen hatte, schloss er die Jacke wieder.
    Der Blinker ging an. Das Auto hielt an einem Stoppschild und bog dann auf den Highway ein.
    Bing schnitt mehrere lange Streifen aus dem Unterhemd. Einen davon faltete er sorgfältig zusammen und drückte ihn gegen Manx’ Ohr.
    »Halten Sie das bitte fest«, sagte Bing mit einem kläglichen Hicksen.
    »Ich würde nur zu gern wissen, womit sie mich da verletzt hat«, sagte Manx. Er sah zu Wayne hinüber. »Meine Begegnungen mit deiner Mutter standen bisher unter keinem guten Stern. Ein Sack voll Katzen ist leichter zu bändigen.«
    »Die Maden sollen sie fressen«, sagte Bing. »Die Maden sollen ihre Augen fressen.«
    »Das ist aber kein schönes Bild.«
    Bing legte einen weiteren Streifen auf die Stirnwunde. Danach begann er, die Stofffetzen mit dem Klebeband zu befestigen.
    Manx’ Blick blieb weiterhin auf Wayne gerichtet. »Du bist ja so still. Hast du denn gar nichts zu

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