Christmasland (German Edition)
Kopf herein. Ihre Augen leuchteten hinter runden Brillengläsern.
»Es ist eine 603er Nummer«, sagte sie. »Eine Abrissfirma in Dover. Sie sollten besser drangehen. Wahrscheinlich ist es nicht Wayne, aber …«
»Nein, es ist nicht Wayne«, sagte V ic und tastete nach dem Telefon.
»Ich habe es gestern erst spät erfahren«, sagte ihr V ater. »Und es hat eine Weile gedauert, bis ich deine Nummer herausgefunden hatte. Ich habe so lange gewartet, wie ich konnte, für den Fall, dass du zu schlafen versuchst. Wie geht es dir denn, Mädchen?«
V ic nahm den Hörer vom Ohr und sagte an Hutter gewandt: »Es ist mein V ater.«
»Sagen Sie ihm, dass das Gespräch aufgezeichnet wird«, erwiderte die FBI -Agentin. »Sämtliche Anrufe unter dieser Nummer werden in der nächsten Zeit mitgeschnitten.«
»Hast du das gehört, Chris?«
»Ja. Schon okay. Wenn es etwas nützt. Himmel, es ist so schön, deine Stimme zu hören, Mädchen.«
»Was willst du?«
»Ich wollte fragen, wie es dir geht. Und dir sagen, dass ich für dich da bin, falls du mich brauchst.«
»Es gibt für alles ein erstes Mal, was?«
Er stieß gequält die Luft aus. »Ich verstehe, was du durchmachst. Ich habe das alles auch einmal mitgemacht, weißt du. Ich hab dich lieb. Sag mir, wenn ich irgendetwas tun kann.«
»Du kannst nichts für mich tun«, sagte sie. »Es gibt nichts mehr kaputtzumachen, weil alles längst zu Bruch gegangen ist. Ruf bitte nicht mehr an, Papa. Ich hab schon genug Probleme. Du machst es nur noch schlimmer.«
Sie legte auf. Tabitha Hutter beobachtete sie vom Flur aus.
»Haben Ihre Handy-Experten den Standort von Waynes Telefon ermittelt?«, fragte sie Hutter. »Und sind sie zu einem anderen Ergebnis gekommen als wir bei unserer Suche auf der iPhone-Seite? Wahrscheinlich nicht, oder? Wenn es neue Informationen gäbe, hätten Sie mich längst geweckt.«
»Sie konnten das Handy nicht finden.«
»Konnten sie es wirklich nicht finden, oder haben sie es zum St. Nick Parkway zurückverfolgt, irgendwo östlich vom Christmasland?«
»Können Sie mit diesen Bezeichnungen etwas anfangen? Charlie Manx hatte ein Haus in Colorado. Die Bäume in der Umgebung waren mit Weihnachtsschmuck behängt. Die Presse hat dem Gebäude den Spitznamen Sleigh House gegeben. Ist das vielleicht das Christmasland?«
Nein, dachte V ic automatisch. Weil sich das Sleigh House in unserer Welt befindet. Das Christmasland liegt in Manx’ Ingestalt. Der Manxgestalt.
Hutter betrachtete V ic mit ruhiger und interessierter Miene. Wenn V ic ihr erzählt hätte, dass das Christmasland ein Ort in der vierten Dimension war, wo tote Kinder Weihnachtslieder sangen und Ferngespräche führten, hätte sich ihr Gesichtsausdruck wahrscheinlich nicht um einen Deut geändert. Sie würde V ic weiter mit kühlem, professionellem Blick mustern, während ein Polizist V ic festhielt und ein Arzt ihr Beruhigungsmittel spritzte.
»Ich weiß nicht, wo das Christmasland liegt oder was für ein Ort das ist«, sagte V ic, was weitgehend der Wahrheit entsprach. »Keine Ahnung, warum wir bei der Suche nach Waynes Handy darauf gestoßen sind. Sollen wir uns jetzt vielleicht die Bilder von den Hämmern ansehen?«
Das Haus war immer noch voller Menschen, die allerdings weniger wie Polizisten aussahen als wie die Elektronikfachverkäufer bei Best Buy. Drei junge Männer hatten auf dem Kaffeetisch im Wohnzimmer ihre Laptops aufgebaut: ein schlaksiger, tätowierter Asiate, ein dünner Junge mit einem roten Lockenkopf und zahllosen Sommersprossen und ein Schwarzer in einem schwarzen Steve-Jobs-Rollkragenpullover. Im Haus roch es nach Kaffee. In der Küche war gerade eine frische Kanne aufgebrüht worden. Hutter goss V ic eine Tasse ein und rührte etwas Kaffeesahne und einen Löffel Zucker hinein – genau wie V ic es mochte.
»Steht das auch in meiner Akte?«, fragte V ic. »Wie ich meinen Kaffee trinke?«
»Die Sahne stand im Kühlschrank. Für irgendetwas müssen Sie sie ja benutzen. Und im Zuckertopf steckte ein Kaffeelöffel.«
»Elementar, mein lieber Watson«, sagte V ic.
»Zu Halloween habe ich mich immer als Holmes verkleidet«, sagte Hutter. »Komplett mit Pfeife, Deerstalker-Hut und allem, was dazugehört. Wie steht es mit Ihnen? Was für ein Kostüm haben Sie getragen?«
»Eine Zwangsjacke«, sagte V ic. »Ich habe mich als entlaufene Geisteskranke verkleidet. Zur V orbereitung auf mein weiteres Leben.«
Hutters Lächeln verschwand.
Sie setzte sich zu V ic an den Tisch und
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