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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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fuhren vom Highway ab und kamen in eine verschlafene Kleinstadt – einen traurigen, verlassen aussehenden Ort. V iele Läden standen leer, und in den Schaufenstern hingen »Zu vermieten«-Schilder. Die Eingangstüren des Kinos waren mit Sperr holzplatten vernagelt, und an der Fassade stand FRÖH CHE WEIH ACHTEN SUGAR EEK PA! Obwohl es Juli war, hing noch eine Lichterkette daran.
    Wayne brauchte Gewissheit über sein Handy. Er konnte die Schublade gerade so mit dem Fuß erreichen. Er schob einen Zeh unter den Griff.
    »Sie ist sehr kräftig und athletisch, das muss man ihr lassen«, sagte Manx, aber Wayne hörte nur mit halbem Ohr zu. »Wahrscheinlich hat sie einen Freund.«
    »Sie sagt immer, dass ich ihr Freund bin«, warf Wayne ein.
    »Ha, ha. Das sagt jede Mutter zu ihrem Sohn. Dein V ater ist älter als deine Mutter?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon. Ein bisschen.«
    Wayne zog mit dem Zeh die Schublade auf. Das Handy war noch da. Er schloss sie wieder. Später. Wenn er es jetzt herausholte, würden sie es ihm bloß abnehmen.
    »Denkst du, sie hat was für ältere Männer übrig?«, fragte Manx.
    Wayne fragte sich, warum Manx so viel über seine Mutter redete. Es war genauso abwegig, als würde er ihm Fragen über Seelöwen oder Sportwagen stellen. Er wusste nicht einmal mehr, wie sie auf das Thema gekommen waren, und versuchte, den V erlauf des Gesprächs zu rekonstruieren.
    Wenn du rückwärts denkst, ging es Wayne durch den Kopf. Denkst. Rückwärts. Du. Wenn. Großmutter Lindy in seinem Traum hatte rückwärts gesprochen. Er wusste nicht mehr genau, was sie gesagt hatte, aber daran erinnerte er sich noch – es war wie eine Botschaft in unsichtbarer Tinte, die erst zu sehen war, wenn man das Papier über eine Flamme hielt. Wenn du rückwärts denkst, dann was? Er wusste es nicht mehr.
    Der Wagen hielt an einer Kreuzung an. Zweieinhalb Meter von ihm entfernt sah er eine Frau in mittleren Jahren auf dem Gehsteig. Sie trug Shorts und ein Stirnband und joggte auf der Stelle. Sie wartete darauf, dass die Fußgängerampel grün wurde, obwohl überhaupt kein V erkehr herrschte.
    Ohne nachzudenken, warf Wayne sich zur Seite und schlug mit den Händen gegen die Fensterscheibe.
    »Hilfe!«, schrie er. »Helfen Sie mir!«
    Die Joggerin runzelte die Stirn und blickte sich um. Sie starrte den Rolls-Royce an.
    »Bitte, helfen Sie mir!«, rief Wayne und hämmerte gegen die Scheibe.
    Die Frau lächelte und winkte ihm zu.
    Die Ampel wurde grün. Manx ließ den Wraith gelassen über die Kreuzung rollen.
    Zur Linken, auf der anderen Straßenseite, sah Wayne einen Mann in Uniform aus einem Donut-Laden kommen. Er trug etwas, was wie eine Polizeimütze aussah, und eine blaue Windjacke.
    Wayne rutschte einmal quer über die Rückbank zur anderen Tür und hämmerte mit den Fäusten gegen das Fenster. Als er genauer hinschaute, erkannte er, dass es kein Polizist, sondern ein Postbote war. Ein untersetzter Mann Mitte fünfzig.
    »Helfen Sie mir!«, schrie Wayne. »Ich werde entführt! Hilfe, Hilfe, Hilfe! « Seine Stimme versagte.
    »Er kann dich nicht hören«, sagte Manx. »Oder jedenfalls hört er nicht das, was du ihm mitteilen willst.«
    Der Postbote blickte auf, als der Rolls-Royce an ihm vorbeikam. Er lächelte und legte grüßend zwei Finger an den Schirm seiner Mütze. Manx fuhr weiter.
    »Hast du jetzt genug Lärm gemacht?«, erkundigte Manx sich.
    »Warum hören die Leute mich nicht?«, fragte Wayne.
    »Das ist wie mit Las V egas: Was im Wraith passiert, bleibt im Wraith.«
    Sie verließen die Kleinstadt und beschleunigten wieder. Die Straßen mit den Wohnhäusern und verstaubten Schaufenstern blieben hinter ihnen zurück.
    »Keine Sorge«, sagte Manx. »Wir sind bald runter von der Straße. Ich für meinen Teil habe vom Highway nun auch die Nase voll. Wir haben unser Ziel beinahe erreicht.«
    »Christmasland?«, fragte Wayne.
    Manx schürzte nachdenklich die Lippen. »Nein. Bis dahin ist es noch ein Stück.«
    »Das Haus des Schlafes«, sagte der Gasmaskenmann.

Der See
    V ic schloss einen Moment lang die Augen. Als sie sie wieder öffnete, fiel ihr Blick auf den Wecker – 5:59 Uhr. Kurz darauf sprang die Anzeige auf 6:00 Uhr, und das Telefon läutete.
    Beides geschah fast gleichzeitig, sodass V ic zunächst glaubte, der Wecker würde klingeln, und sich fragte, wieso sie ihn auf eine so frühe Uhrzeit gestellt hatte. Das Telefon läutete erneut, und die Schlafzimmertür öffnete sich. Tabitha Hutter steckte den

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