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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Unterschied.«
    »Sicher, und gerade Sie sollten das am besten wissen, nicht?«, sagte Daltry. Er ließ seine Zigarette ins Gras fallen und trat sie mit der Schuhspitze aus.
    Er war schon im Haus verschwunden, als V ic au ff iel, dass sie immer noch sein Feuerzeug in der Hand hielt.

Das Haus des Schlafes
    B ings V orgarten war voller bunter Windrädchen, die sich im morgendlichen Sonnenlicht drehten.
    Das Haus erinnerte an eine rosafarbene Torte mit weißen V erzierungen. Es sah aus, als könnte eine nette alte Dame darin wohnen, die Kinder hereinlockte und sie mit Lebkuchen fütterte, um sie dann in einen Käfig zu sperren, einige Wochen zu mästen und schließlich im Ofen zu braten. Es war das Haus des Schlafes. Allein der Anblick der sich drehenden Windrädchen machte Wayne schon schläfrig.
    Auf einem Hügel ganz in der Nähe befand sich eine Kirche, die fast komplett niedergebrannt war. Nur die Fassade mit dem hohen, spitzen Kirchturm, den weißen Türen und rußigen Fenstern war noch stehen geblieben. Dahinter begann ein Trümmerfeld aus verkohlten Dachbalken und geschwärztem Beton. Draußen stand eines dieser Schilder mit beweglichen Lettern, auf denen der Ablauf der Messe beschrieben wurde. Jemand hatte sich einen Scherz erlaubt und eine Botschaft auf dem Schild hinterlassen, die gewiss nicht im Sinne der Gemeinde war. Dort stand:
    THE NEW AMERICAN
    FAITH TABERNACLE
    GOTT IST VERBRANNT
    NUR NOCH TEUFEL ÜBRIG
    Der Wind strich durch die Äste der großen, alten Eichen, die den Parkplatz vor der verkohlten Ruine säumten. Selbst durch die geschlossenen Wagenfenster konnte Wayne den Ruß riechen.
    NOS4A2 wendete und fuhr eine Einfahrt hoch, die zu einer einzeln stehenden Garage führte. Bing suchte in seinen Taschen und förderte schließlich eine Fernbedienung zutage. Die Tür fuhr hoch, und das Auto rollte hinein.
    Die Garage war ein hohler Zementblock. In ihrem Inneren war es kühl und schattig, und es roch nach Öl und Eisen. Der metallene Geruch rührte von einem halben Dutzend grünen, rostfleckigen Gasflaschen her, die an den Seiten rote Aufschriften trugen: ENTZÜNDLICH und INHALT STEHT UNTER DRUCK und SEVOFLURAN . Sie standen aufgereiht da wie die Soldaten einer Roboterarmee, die darauf wartete, inspiziert zu werden. Hinter den Flaschen befand sich eine schmale Treppe, die zu einem Speicher hinaufführte.
    »Zeit fürs Frühstück«, sagte Bing. Er sah Charlie Manx an. »Ich werde Ihnen das beste Frühstück zubereiten, das Sie je gegessen haben. Großes Ehrenwort! Sagen Sie mir nur, was Sie wollen.«
    »Ich will meine Ruhe, Bing«, sagte Manx. »Ich muss mich ein bisschen erholen. Wenn ich nicht besonders hungrig bin, liegt das wahrscheinlich daran, dass ich dein Geschwafel satthabe. Das waren eine Menge leerer Kalorien.«
    Bing zuckte zurück und machte Anstalten, sich wieder die Hände auf die Ohren zu legen.
    »Halt dir nicht die Ohren zu, und tu nicht so, als würdest du mich nicht hören. Du hast auf der ganzen Linie versagt.«
    Bing verzog das Gesicht. Er schloss die Augen und fing an zu schluchzen. »Ich sollte mich einfach erschießen!«, jammerte er.
    »Ach, Humbug«, sagte Manx. »Außerdem würdest du wahrscheinlich danebenschießen und stattdessen mich treffen.«
    Wayne lachte.
    Womit er alle überraschte, sich selbst eingeschlossen. Es war wie ein Niesen gewesen, eine rein somatische Reaktion. Manx und Bing sahen zu ihm hinüber. Bings Augen waren vom Weinen verquollen, und sein dickes, hässliches Gesicht war vor Kummer verzerrt. Manx dagegen betrachtete Wayne erstaunt und belustigt.
    »Halt den Mund!«, schrie Bing. »Lach mich nicht aus! Ich hack dir den Kopf ab! Ich hole meine Schere und schneide dich in Stücke!«
    Manx hob den silbernen Hammer und stieß ihn gegen Bings Brust, sodass dieser gegen die Tür prallte.
    »Still!«, sagte Manx. »Es ist ganz normal, dass Kinder über die Possen eines Clowns lachen.«
    Einen Moment lang kam Wayne der Gedanke, wie lustig es gewesen wäre, wenn Manx Bing mit dem Hammer das Gesicht eingeschlagen hätte. In seiner V orstellung platzte Bings Nase wie ein mit roter Limonade gefüllter Luftballon – was so albern aussah, dass er beinahe erneut gelacht hätte.
    Wayne fragte sich, wie er in seiner gegenwärtigen Lage überhaupt etwas lustig finden konnte. V ielleicht war er immer noch verwirrt von dem Gas, das Bing Partridge ihm ins Gesicht gesprüht hatte. Er hatte die ganze Nacht geschlafen, fühlte sich aber dennoch nicht ausgeruht, sondern

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