Christmasland (German Edition)
Schreibtätigkeiten für die Kirche übernommen, und ihre elektrische Olivetti-Schreibmaschine befand sich noch im Flurschrank. Zwar fehlte die Taste für das O, aber Bing wusste, dass er stattdessen die Zahl 0 benutzen konnte. Bing spannte ein Blatt Papier ein und begann zu schreiben:
Sehr geehrte XXXXX Betreiber des XXXX Christmaslands,
ich schreibe auf Ihre Anzeige im Spicy Menace Magazine hin. Würde ich gerne im Christmasland arbeiten? Darauf können Sie wetten! Seit 18 Jahren bin ich bei N 0 rChemPharm in Sugarcreek, Pennsylvania, angestellt und leite d 0 rt seit 12 XXXX Jahren den Versand. Ich überwache die Lagerung und das Verladen zahlreicher k 0 mprimierter Gase wie zum Beispiel Sauerst 0 ff, Wasserst 0 ff, Helium und Sev 0 fluran. Was meinen Sie, wie viele Unfälle es unter meiner Aufsicht gegeben hat? Keinen einzigen!
Was ich dafür tun würde, damit jeden Tag Weihnachten wär? Wen s 0 ll ich dafür UMBRINGEN , ha, ha ha!! Für N 0 rChemPharm habe ich sch 0 n alle möglichen unangenehmen J 0 bs gemacht. Ich habe verst 0 pfte T 0 iletten gereinigt, die überqu 0 llen v 0 n XXXXX , na Sie wissen sch 0 n was, habe Pisse v 0 n den Wänden geschrubbt und Ratten vergiftet. Sie brauchen jemand, dem es nichts ausmacht, sich die Hände schmutzig zu machen? Sie haben ihn gefunden!
Ich bin genau der Mann, den Sie suchen: ein Teufelskerl, der Kinder mag und keine Angst v 0 r Abenteuern hat. Ich habe keine gr 0 ßen Erwartungen, außer dass ich mir einen netten Arbeitsplatz wünsche. Ein J 0 b als Sicherheitsmann wäre für mich g 0 ldrichtig. Ich kann Ihnen verraten, dass ich ursprünglich geh 0 fft hatte, meinem st 0 lzen Vaterland in Unif 0 rm zu dienen, genau wie mein Vater einst im K 0 reakrieg. Dazu ist es leider wegen einiger Fehltritte in meiner Jugend und traurigen Familienpr 0 blemen nicht gek 0 mmen. Aber ich beschwere mich nicht! Glauben Sie mir, wenn ich die Unif 0 rm eines Sicherheitsmannes im Christmasland tragen könnte, wäre mir das eine genaus 0 gr 0 ße Ehre! Ich bin ein Sammler echter Militärausrüstung. Ich besitze meine eigene Waffe und kann auch damit umgehen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mich über die unten genannte Adresse k 0 ntaktieren könnten. Ich bin äußerst l 0 yal und würde für eine s 0 lche Stelle MEIN LEBEN geben. Ich würde ALLES tun, um mir einen Platz im Christmasland-Team zu sichern.
XXXXX Fr0hes Fest!
Bing Partridge
BING PARTRIDGE
25 BL0CH LANE
SUGARCREEK, PENNSYLVANIA 16323
Er zog das Papier aus der Maschine und las den Brief flüsternd noch einmal durch. Sein pummeliger, kartoffelförmiger Körper war von der ganzen konzentrierten Kopfarbeit völlig verschwitzt. Er hatte das Gefühl, alle Fakten mit großer Klarheit und Autorität formuliert zu haben und fragte sich nur kurz, ob es ein Fehler gewesen war, die Fehltritte in seiner Jugend und traurige Familienpr0bleme zu erwähnen, kam jedoch zu dem Schluss, dass seine möglichen neuen Arbeitgeber die Wahrheit über seine Eltern wahrscheinlich sowieso herausfinden würden. Es war besser, gleich mit offenen Karten zu spielen, als den Eindruck zu erwecken, man hätte etwas zu verbergen. Das alles war lange her, und in den Jahren seit seinem Aufenthalt in der Jugendstrafanstalt war er ein mustergültiger Angestellter gewesen und hatte bei NorChemPharm bisher nicht einen Tag gefehlt.
Er faltete den Brief zusammen und suchte dann im Schrank nach einem Umschlag. Er fand keinen, stattdessen aber einen Karton voller unbenutzter Weihnachtskarten. Ein Junge und ein Mädchen in langen Nachthemden spähten um eine Ecke und starrten mit weit aufgerissenen Augen einen Weihnachtsmann an, der im Dunkeln vor einem Tannenbaum stand. Das Nachthemd des Mädchens war halb hochgerutscht, und eine runde Pobacke lugte darunter hervor. John Partridge hatte oft gesagt, dass Bing ohne genaue Anleitung nicht mal Wasser aus einem Stiefel ausgießen könnte, und vielleicht stimmte das auch, aber er wusste trotzdem, wenn er auf etwas Gutes gestoßen war. Er steckte den Brief in die Weihnachtskarte und die Karte in einen Umschlag, der mit Stechpalmenzweigen und glänzenden Preiselbeeren verziert war.
Bevor er den Umschlag in den Postkasten am Ende der Straße warf, küsste er ihn noch einmal wie ein Priester seine Bibel.
*
Am nächsten Tag wartete er schon neben seinem Briefkasten, als der Postbote um halb drei in seinem kleinen weißen Transporter in die Straße eingebogen kam. Die Windrädchen in Bings V orgarten drehten sich träge
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