Christmasland (German Edition)
eine dunkle Bowlinghalle hineinfuhr, die um sieben Uhr morgens völlig menschenleer war. Die überdachte Brücke steckte absurderweise mitten in der Hallenwand fest und endete direkt an den Bowlingbahnen. V ic kannte den Ort. V or zwei Wochen war sie hier mit Willa zu einer Geburtstagsfeier eingeladen gewesen. Die frisch geölte Holzbahn glänzte feucht. V ics Fahrrad rutschte darüber wie Butter in einer heißen Pfanne. Sie fiel hin und stieß sich den Ellbogen. Mr. Pentack befand sich in einem Korb mit Fundstücken hinter der Theke, unter den Regalbrettern mit den Bowlingschuhen.
Später kam V ic zu dem Schluss, dass das alles nur Einbildung gewesen sei. In jener Nacht war sie krank gewesen, fiebrig und verschwitzt, und sie hatte sich mehrfach übergeben müssen. Ihre Träume waren ungewöhnlich lebhaft gewesen.
Der Kratzer an ihrem Ellbogen verheilte in wenigen Tagen.
Als sie zehn war, fand sie das Portemonnaie ihres V aters zwischen den Sofakissen und nicht auf einer Baustelle in Attleboro. Ihr linkes Auge schmerzte danach tagelang, als hätte ihr jemand mit der Faust darauf geschlagen.
Als sie elf war, ging den de Zoets von gegenüber ihr Kater verloren. Er hieß Taylor und war ein dürres, altes Tier mit weißem, schwarz geflecktem Fell. Er hatte vor einem sommerlichen Wolkenbruch das Haus verlassen und war nicht mehr zurückgekehrt. Am nächsten Morgen ging Mrs. de Zoet die Straße hoch und runter, zirpte wie ein V ogel und rief Taylors Namen. Mr. de Zoet, eine V ogelscheuche von einem Mann, der stets eine Fliege und Hosenträger trug, stand mit seiner Harke reglos im V orgarten, einen verzweifelten Blick in den blassen Augen.
V ic mochte Mr. de Zoet mit seinem lustigen Akzent, der sie an Arnold Schwarzenegger erinnerte, und seinem Geruch nach frisch aufgebrühtem Kaffee und Pfeifentabak. Er hatte in seinem Büro ein Miniaturschlachtfeld aufgebaut und ließ V ic seine kleinen Plastikinfanteristen anmalen. Taylor, den Kater, mochte V ic auch. Wenn er schnurrte, ertönte ein rostiges Klackern in seiner Brust, wie das Getriebe einer alten Maschine, die rumpelnd zum Leben erwachte.
Taylor tauchte nicht wieder auf … wenngleich V ic sich einbildete, über die Shorter Way Bridge gefahren zu sein und das arme alte Tier blutverschmiert und voller Fliegen im feuchten Unkraut am Rand des Highways gefunden zu haben. Es hatte sich von der Straße geschleppt, nachdem es von einem Auto angefahren worden war. Das Gör konnte noch die Blutflecken auf dem Asphalt sehen.
V ic begann das Tosen von Störgeräuschen zu hassen.
SPICY MENACE
1990
Sugarcreek, Pennsylvania
D ie Anzeige befand sich auf den letzten Seiten von Spicy Menace , in der August-Ausgabe des Jahres 1949, auf deren Cover eine schreiende Blondine in einem Eisblock zu sehen war (Sie zeigte ihm die kalte Schulter … und er legte sie auf Eis!) , direkt unter einer deutlich größeren Werbeanzeige für Adola-Büstenhalter (Unterwäsche für den Oh -Effekt!) . Bing Partridge bemerkte sie erst, nachdem er die Dame in der Adola-Anzeige ausgiebig betrachtet hatte – eine Frau mit blassen, üppigen Titten, die in einen metallisch glänzenden BH mit kegelförmigen Körbchen gezwängt waren. Sie hatte die Augen geschlossen und die Lippen leicht geöffnet, sodass sie aussah, als würde sie schlafen und süß träumen. Bing hatte sich ausgemalt, sie mit einem Kuss zu wecken.
»Bing und Adola liegen im Bett«, sang Bing leise. »Und F , I , C , K , E , N nett!«
Bing befand sich im Keller. Er hatte die Hose runtergelassen und saß mit dem Hintern auf dem staubigen Beton. Seine freie Hand befand sich genau dort, wo man es vermuten würde, aber er hatte noch nicht richtig losgelegt. Er hatte die Ausgabe durchgeblättert und nach den besten Stellen gesucht, als er die Anzeige in der unteren linken Ecke der Seite entdeckte. Ein Schneemann mit einem Zylinder auf dem Kopf deutete mit einem krummen Arm auf eine Textzeile, die von Schneeflocken eingerahmt war.
Bing mochte die Anzeigen auf den letzten Seiten der Heftchen: Werbung für Blechdosen mit Spielzeugsoldaten (Schlagen Sie die Schlacht um Verdun in Ihrem Wohnzimmer!) , für echte Ausrüstungsgegenstände aus dem Zweiten Weltkrieg (Bajonette! Gewehre! Gasmasken!) oder für Bücher, die einem erklärten, wie man Frauen eroberte (Bringen Sie ihr bei, »Ich liebe dich« zu sagen!!) . Oft schnitt er die Bestellcoupons aus und schickte sie mit ein paar Münzen oder zerknitterten Dollarscheinen los, um Ameisenfarmen
Weitere Kostenlose Bücher