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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Flyer, der für ein neu eröffnetes Matratzengeschäft warb. Sonst nichts.
    *
    Neun Stunden später erwachte Bing in seinem Bett zum zitternden Klang von V iolinen. Und dann begann ein Mann zu singen, dessen Stimme so glatt und weich wie V anillezuckerguss klang. Es war sein Namenspate, Bing Crosby. Und Mr. Crosby träumte von einer weißen Weihnacht, so wie er sie von früher her kannte.
    Bing zog sich die Bettdecke bis unters Kinn und lauschte aufmerksam. In die Klänge des Liedes mischte sich das leise Kratzen einer Plattenspielernadel.
    Er schlüpfte aus dem Bett und schlich zur Tür. Der Boden unter seinen nackten Füßen war kalt.
    Bings Eltern tanzten im Wohnzimmer. Sein V ater hatte ihm den Rücken zugewandt. Er trug seinen senfgelben Tarnanzug. Bings Mutter hatte den Kopf auf Johns Schulter gelegt. Ihre Augen waren geschlossen und der Mund stand offen, als würde sie schlafen.
    Die Geschenke warteten unter dem gedrungenen, von Lametta erstickten Weihnachtsbaum: drei große, grüne, verbeulte Flaschen Sevofluran, die mit blutroten Schleifen geschmückt waren.
    Seine Eltern drehten sich langsam im Kreis, und Bing sah, dass sein V ater eine Gasmaske trug und seine Mutter nackt war. Und sie schlief doch tatsächlich. Ihre Füße schleiften über den Boden. Sein V ater hielt sie an der Taille fest, seine behandschuhte Hand ruhte auf der Wölbung ihres weißen Pos. Der nackte Hintern von Bings Mutter leuchtete bleich wie der Mond.
    »Dad?«, fragte Bing.
    Sein V ater tanzte weiter und drehte sich mit seiner Mutter schließlich von ihm weg.
    » KOMM RUNTER, BING! «, dröhnte eine tiefe Stimme, so laut, dass das Geschirr im Schrank klapperte. Bing zuckte überrascht zusammen, das Herz flatterte ihm in der Brust. Die Plattenspielernadel sprang vor bis zum Ende des Liedes. » KOMM RUNTER! WEIHNACHTEN FÄNGT DIESES JAHR SEHR FRÜH AN! HO, HO, HO! «
    Bing wollte am liebsten in sein Zimmer zurücklaufen und die Tür zuschlagen. Er hätte sich gern Augen und Ohren gleichzeitig zugehalten, fand jedoch nicht die Kraft dazu. Er fürchtete sich davor, weiterzugehen, aber seine Füße trugen ihn wie von selbst voran, an dem Baum, den Sevofluranflaschen und an seinen Eltern vorbei, die Flurtreppe hinunter zur Eingangstür. Sie schwang auf, bevor er die Hand nach dem Türgriff hatte ausstrecken können.
    Die Windrädchen in seinem V orgarten drehten sich leise in der Winterluft. Er besaß eines für jedes Jahr, das er bei NorChemPharm gearbeitet hatte – bei der alljährlichen Weihnachtsfeier wurden sie an die Belegschaft verteilt.
    Hinter dem V orgarten lag das Christmasland. Die Schlittenachterbahn rumpelte und krachte, und die Kinder in den Wagen schrien und streckten die Hände in die frostige Luft. Das große Riesenrad, das Arctic Eye, drehte sich vor einem Hintergrund aus fremdartigen Sternen. An einem Weihnachtsbaum, der so groß war wie ein zehnstöckiges Gebäude und so breit wie Bings Haus, leuchteten sämtliche Kerzen.
    »ICH WÜNSCHE DIR VERDAMMT SCHÖNE WEIHNACH TEN, BING, DU IRRER! «, rief die laute, dröhnende Stimme, und als Bing zum Himmel hinaufschaute, entdeckte er, dass der Mond ein Gesicht hatte. Ein einzelnes, blutunterlaufenes Auge starrte ihm aus der schmalen Totenkopffratze, eine Landschaft aus Kratern und Knochen, entgegen. Das Gesicht grinste. »BING, DU VERRÜCKTER MOTHERFUCKER, BIST DU BEREIT FÜR DIE FAHRT DEINES LEBENS?!?«
    Bing fuhr im Bett hoch, das Herz hämmerte ihm in der Brust. Diesmal war er wirklich wach. Er war völlig schweißgebadet, sein G.I.-Joe-Pyjama klebte an seiner Haut. Nur nebenbei bemerkte er, dass sein Schwanz so hart war, dass es wehtat, und durch den Schlitz an der V orderseite seiner Hose hinausschaute.
    Er holte keuchend Luft, so als wäre er nicht aufgewacht, sondern vielmehr aufgetaucht, nachdem er sich lange Zeit unter Wasser befunden hatte.
    Das Zimmer war vom kühlen Licht eines gesichtslosen Mondes erfüllt.
    Bing atmete ein paarmal ein und aus, bis er bemerkte, dass er immer noch das Lied »White Christmas« hören konnte. Es war ihm aus seinem Traum hinaus gefolgt. Es kam aus weiter Ferne und schien immer leiser zu werden, und er wusste, wenn er jetzt nicht nachsah, würde es bald ganz verklungen sein, und morgen würde er glauben, sich alles nur eingebildet zu haben. Er stand auf und ging auf unsicheren Beinen zum Fenster, um in den V orgarten hinauszuschauen.
    Am Ende der Häuserzeile entfernte sich ein altes Auto. Ein schwarzer Rolls-Royce mit Trittbrettern

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