Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
Vom Netzwerk:
ich uns eine Cola besorge, und dann kommen wir zum Geschäftlichen?«, fragte Charlie Manx. Er drehte sich zu Bing um, einen schlaksigen Arm auf das Lenkrad gelegt.
    Bing öffnete den Mund, um zu antworten, musste jedoch gegen ein Gähnen ankämpfen. Die lange Fahrt in der Nachmittagssonne hatte ihn schläfrig gemacht. Er schlief schon seit einem Monat eher schlecht als recht und war an diesem Morgen um vier Uhr aufgestanden. Wäre Charlie Manx nicht vor seinem Haus aufgetaucht, hätte er sich vor den Fernseher gesetzt, etwas gegessen und wäre früh ins Bett gegangen. Was ihn an etwas erinnerte.
    »Ich habe davon geträumt«, sagte Bing. »Ich träume ständig vom Christmasland.« Er lachte verlegen. Charlie Manx würde ihn sicher für einen Idioten halten.
    Aber dem war nicht so. Stattdessen lächelte Manx noch breiter. »Hast du vom Mond geträumt? Hat er mit dir gesprochen?«
    Bing stieß den Atem aus. Er starrte Manx verwundert und vielleicht auch ein wenig erschrocken an.
    »Du hast vom Christmasland geträumt, weil du dorthin gehörst, Bing«, sagte Manx. »Aber wenn du dorthin willst, musst du es dir verdienen. Und ich kann dir sagen, wie.«
    *
    Wenige Minuten später kehrte Mr. Manx zurück. Er schob sich hinter das Lenkrad und reichte Bing eine eiskalte Flasche Coca-Cola, in der es hörbar prizzelte. Bing glaubte, noch nie etwas Herrlicheres gesehen zu haben.
    Er legte den Kopf in den Nacken und trank zwei, drei rasche Schlucke. Als er die Flasche absetzte, war sie halb leer. Er holte tief Luft – und rülpste dann laut, ein Geräusch, das klang, als würde jemand ein Bettlaken zerreißen.
    Bing lief vor Scham rot an – aber Charlie Manx lachte nur fröhlich und sagte: »Was raus muss, muss raus. Das sage ich auch meinen Kindern immer!«
    Bing entspannte sich und lächelte entschuldigend. Der Rülpser hatte einen unangenehmen Nachgeschmack, nach Cola, aber auch irgendwie merkwürdig nach Aspirin.
    Manx drehte am Lenkrad, und sie fuhren wieder auf die Straße.
    »Sie haben mich beobachtet«, sagte Bing.
    »Ja«, erwiderte Charlie. »Seit ich deinen Brief erhalten habe. Ich muss zugeben, dass er mich etwas überrascht hat. Es ist lange her, dass sich jemand auf eine meiner Anzeigen in den alten Heftchen gemeldet hat. Aber als ich deinen Brief gelesen habe, hatte ich sofort das Gefühl, dass du einer von meinen Leuten bist. Jemand, der meine Arbeit zu schätzen weiß. Aber ich konnte mich nicht nur auf ein Gefühl verlassen, ich brauchte Gewissheit. Das Christmasland ist ein besonderer Ort, und viele Menschen hätten Bedenken wegen meiner Arbeit dort. Ich überlege mir deshalb sehr genau, wen ich einstelle. Momentan suche ich nach einem neuen Sicherheitschef, einen hm, hm, hm, hm für die hm hm hm.«
    Bing brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass er Charlie Manx’ letzte Worte nicht verstanden hatte. Das Dröhnen der Reifen auf der Teerstraße hatte sie übertönt. Sie hatten den Highway inzwischen verlassen und fuhren unter Kiefern hindurch, die kühle Schatten warfen. Als Bing einen Blick auf den rosafarbenen Himmel erhaschte – die Sonne war bereits untergegangen, und die Abenddämmerung hatte eingesetzt –, sah er den Mond, weiß wie Zitroneneis, in der klaren Leere hängen.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Bing und zwang sich, aufrecht zu sitzen. Er blinzelte ein paarmal rasch mit den Augen. Ihm war vage bewusst, dass er kurz davor stand einzunicken. Das Koffein in der Cola, der Zucker und das erfrischende Prickeln der Kohlensäure hätten ihn eigentlich wach machen müssen, schienen jedoch den gegenteiligen Effekt zu haben. Er nahm einen letzten Schluck, aber der Rest am Grund der Flasche schmeckte bitter, und er verzog das Gesicht.
    »Die Welt ist voller brutaler, dummer Menschen, Bing«, sagte Charlie. »Und weißt du, was das Schlimmste ist? Manche von ihnen haben Kinder. Sie schlagen ihre Kinder, wenn sie betrunken sind. Sie schlagen und beschimpfen sie. Solche Leute sollten keine Kinder haben – das ist meine Meinung! Wenn jemand diese Leute an eine Wand stellen und ihnen eine Kugel in den Kopf jagen würde, hätte ich nichts dagegen. Eine Kugel … oder einen Nagel.«
    Bing spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Ihm wurde schwindelig. So sehr, dass er sich mit einer Hand am Armaturenbrett festhalten musste, um nicht vom Sitz zu kippen.
    »Ich erinnere mich nicht mehr daran«, log Bing mit leiser, zittriger Stimme. »Das ist lange her.« Dann sagte er: »Ich würde alles dafür

Weitere Kostenlose Bücher