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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Carmody war auf den Beifahrersitz geklettert. Und jetzt waren sie hier.
    »Also, in was für eine Scheiße war V ic McQueen Ihrer Meinung nach verwickelt?«, fragte Daltry.
    Die Glut seiner Zigarette glomm in der Dunkelheit auf und tauchte sein hässliches Gesicht in ein infernalisches Licht.
    »Scheiße?«
    »Sie ist auf dem direkten Weg zu diesem Bing Partridge gefahren. Sie hat geradezu Jagd auf ihn gemacht, weil sie rausbekommen wollte, was mit ihrem Sohn passiert ist. Was ihr auch gelungen ist. Das hat sie uns doch gesagt, oder? Ganz offensichtlich ist sie doch in irgendeinen widerlichen Scheißdreck verwickelt. Deshalb wurde der Junge ja auch entführt, meinen Sie nicht? Ihre Geschäftspartner haben ihr eine Lektion erteilt.«
    »Kein Ahnung«, sagte Hutter. »Ich werde sie fragen, wenn ich sie sehe.«
    Daltry hob den Kopf und blies Rauch in den fahlen Nebel. »Wahrscheinlich Menschenhandel. Oder Kinderpornografie. He, das klingt doch einleuchtend, oder?«
    »Nein«, sagte Hutter und ging davon.
    Erst wollte sie sich nur ein wenig die Füße vertreten – Bewegung half ihr beim Nachdenken. Sie schob die Hände in die Taschen ihrer FBI -Windjacke und schlenderte um den Deli-Lieferwagen herum zur Landstraße. Als sie über die Straße schaute, sah sie durch die Kiefern im Haus von Christopher McQueen ein paar Lichter brennen.
    Die Ärztin hatte gesagt, Carmody würde mitten auf der Straße liegen und nur darauf warten, überfahren zu werden, aber das stimmte nicht ganz. Es war noch schlimmer. Er stolperte die Straße entlang und lief absichtlich in den V erkehr hinein. Denn in diesem Haus war etwas, was er brauchte. Nein, Korrektur: was Wayne brauchte. Und dieses Etwas war so wichtig, dass alles andere, auch seine eigene Gesundheit, dahinter zurücktreten musste. Es war dort drüben in dem Haus. Keine hundert Meter entfernt.
    Daltry holte sie ein, während sie die Straße überquerte. »Also, was machen wir jetzt?«
    »Ich setze mich zu einem der Überwachungsteams«, sagte Hutter. »Wenn Sie mitkommen wollen, machen Sie die Zigarette aus.«
    Daltry ließ sie auf die Straße fallen und trat darauf.
    Nachdem sie ein paar Schritte den Seitenstreifen entlanggelaufen und nur noch etwa zwanzig Meter von Christopher McQueens Hütte entfernt waren, hörten sie eine Stimme.
    »Ma’am?«, sagte jemand leise.
    Eine kleine, stämmige Frau in einer mitternachtsblauen Regenjacke trat unter den Ästen einer Fichte hervor. Es war ihre indische Kollegin, Chitra. Sie hielt eine Taschenlampe aus Edelstahl in der Hand, hatte sie jedoch nicht eingeschaltet.
    »Ich bin es. Hutter. Wer ist da?«
    »Ich und Paul Hoover und Gibran Peltier.« Eines der beiden Teams, die sich zwischen den Bäumen versteckt hielten und das Haus beobachteten. »Irgendwas stimmt mit unserer Ausrüstung nicht. Das Richtmikrofon hat den Geist aufgegeben. Und die Kamera lässt sich nicht mehr einschalten.«
    »Wissen wir«, sagte Daltry.
    »Was ist denn los?«, fragte Chitra.
    »Ein Sonnenfleck«, sagte Daltry.

Christopher McQueens Haus
    V ic ließ die Triumph auf einer kleinen Anhöhe hinter dem Haus ihres V aters unter den Bäumen stehen. Als sie vom Motorrad stieg, geriet die Welt ins Wanken. Sie hatte das Gefühl, ein Figürchen in einer Glaskugel zu sein, die von einem aufgeregten Kleinkind hin und her gedreht wurde.
    Sie machte sich daran, den Hang hinabzusteigen, musste jedoch feststellen, dass sie nicht mehr gerade gehen konnte. Falls ein Bulle sie rauswinkte, würde sie wahrscheinlich nicht mal einen einfachen Alkoholtest bestehen, und das, obwohl sie keinen Tropfen getrunken hatte. Na ja, wenn ein Bulle sie rauswinkte, würde er ihr wahrscheinlich sowieso Handschellen anlegen und ihr gleich noch ein paar mit dem Schlagstock überziehen.
    Ein großer Mann mit breiter Brust trat zu ihrem V ater an die Hintertür, ein Mann mit einem gewaltigen Bauch und einem Hals, der dicker war als sein rasierter Kopf. Lou. Ihn würde sie in einer Menschenmenge aus hundert Metern Entfernung erkennen. Zwei der drei Männer, die V ic im Laufe ihres Lebens geliebt hatten, schauten zu, wie sie auf unsicheren Beinen den Hügel hinunterwankte; fehlte nur noch Wayne.
    Männer, dachte sie bei sich, gehörten zu den wenigen Dingen im Leben, die einem Trost spendeten, wie ein Feuer an einem kalten Oktoberabend, wie Kakao oder die alten Lieblingspantoffeln. Dank ihrer unbeholfenen Zuneigung, ihrer Gesichter mit den Dreitagebärten und ihrer Bereitschaft, zu tun, was getan

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