Christmasland (German Edition)
überquere, werde ich auf Charlie Manx treffen. Er hat Wayne entführt.«
Ihr V ater antwortete nicht, sondern hielt den Kopf gesenkt.
»Wenn es Sie interessiert, Mr. McQueen«, sagte Lou. »Ich glaube ihr jedes Wort, so verrückt es auch sein mag.«
»Du bist gerade erst rübergekommen?«, fragte ihr V ater.
» V or zehn Minuten war ich noch in Iowa. Bei einer Frau, die über Manx Bescheid weiß … Bescheid wusste.«
Lou runzelte die Stirn, als er hörte, wie V ic von Maggie in der V ergangenheit sprach, aber sie redete weiter, bevor er ihr eine Frage stellen konnte, die sie nicht beantworten wollte.
»Das musst du mir nicht einfach so glauben. Sobald du mir erklärt hast, wie man mit dem ANFO umgeht, werde ich die Brücke wieder auftauchen lassen. Du wirst sie sehen – sie ist größer als dein Haus. Erinnerst du dich noch an Snuffy aus der Sesamstraße?«
»Der Fantasiefreund von Bibo?«, fragte ihr V ater, und fast spürte sie, wie er im Halbdunkel lächelte.
»So ist die Brücke nicht. Sie ist kein Fantasiegebilde, das nur ich sehen kann. Wenn du sie unbedingt sehen musst, kann ich sie jetzt gleich zurückholen, aber … aber mir wäre lieber, ich könnte warten, bis ich aufbrechen muss.« Unwillkürlich rieb sie sich über den Wangenknochen unter ihrem linken Auge. »Allmählich habe ich das Gefühl, dass gleich mein Kopf explodiert.«
»So schnell fährst du nirgendwohin«, sagte ihr V ater. »Du bist gerade erst angekommen. Schau dich doch an. Du musst dich ausruhen! Und wahrscheinlich brauchst du einen Arzt.«
»Ich habe mich schon lange genug ausgeruht, und wenn ich ins Krankenhaus gehe, verschreibt mir der Arzt sowieso nur ein Paar Handschellen und einen Ausflug in den Knast. Das FBI glaubt … keine Ahnung, was die glauben. V ielleicht dass ich Wayne ermordet hab. Oder dass ich in irgendwas Illegales verwickelt bin und er entführt wurde, um mir was heimzuzahlen. Sie wollen mir nicht glauben, dass Charlie Manx wieder da ist. Was ich ihnen nicht verübeln kann. Manx ist gestorben. Ein Arzt hat sogar eine Autopsie an ihm vorgenommen. Klingt, als wäre ich völlig durchgeknallt, oder?« Sie fing sich wieder und sah ihn in der Dunkelheit an. »Wie kommt es, dass du mir glaubst?«
»Du bist meine Tochter«, erwiderte er.
Er sagte das in einem so schlichten, sanften Ton, dass sie ihn dafür hasste, sie konnte nicht anders. Urplötzlich verspürte sie Übelkeit in sich aufsteigen. Sie musste den Blick abwenden. Musste tief Luft holen, damit ihre Stimme nicht anfing zu zittern.
»Du hast mich verlassen, Papa. Du hast nicht nur Mama verlassen, sondern uns beide! Ich hab in Schwierigkeiten gesteckt, und du bist abgehauen.«
»Als mir klar wurde, dass ich einen Fehler gemacht hatte, war es bereits zu spät – ich konnte nicht mehr zurück«, sagte er. »So läuft das meistens. Ich habe deine Mutter gebeten, es noch einmal mit mir zu versuchen, aber sie hat nein gesagt, und sie hatte recht.«
»Du hättest trotzdem in der Nähe bleiben können. Ich hätte dich an den Wochenenden besuchen können. Ich habe dich so sehr vermisst!«
»Ich habe mich geschämt. Ich wollte nicht, dass du meine neue Freundin kennenlernst. Als ich euch das erste Mal zusammen gesehen hab, wurde mir klar, dass sie nicht die Richtige für mich war.« Er zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. »Ich will nicht behaupten, dass ich mit deiner Mutter glücklich war. Sie hat mich zwanzig Jahre lang spüren lassen, dass ich ihren Ansprüchen nicht gerecht wurde.«
»Und das hast du ihr ein paarmal mit dem Handrücken heimgezahlt?«, fragte sie, Abscheu in der Stimme.
»Das habe ich«, erwiderte er. »Als ich noch getrunken habe. Ich habe sie vor ihrem Tod gebeten, mir zu verzeihen, und das hat sie getan. Immerhin etwas, auch wenn ich mir selbst nicht verzeihen kann. Ich würde dir ja gern sagen, dass ich alles dafür geben würde, um all das ungeschehen zu machen, aber solche Sprüche sind nicht viel wert.«
»Wann hat sie dir verziehen?«
»Jedes Mal, wenn wir miteinander geredet haben. In den letzten sechs Monaten haben wir täglich telefoniert. Sie hat angerufen, wenn du bei den AA -Treffen warst. Um rumzuflachsen. Um mir zu erzählen, was du so treibst. Was du zeichnest. Wie es Wayne geht. Wie du und Lou klarkommen. Sie hat mir E-Mails geschickt, mit Fotos von Wayne.« Eine Weile starrte er sie in der Finsternis an. »Ich erwarte nicht, dass du mir vergibst. Ich habe einige Entscheidungen getroffen, die unverzeihlich
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