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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Noch ein Schritt, und Hutter stand bis zu den Knien im Wasser. Dabei sah der Untergrund nicht anders aus als der Erdboden, eine schwarze Fläche, die mit Blättern und Zweigen bedeckt war.
    Daltry trat neben sie, stolperte bis zu den Oberschenkeln ins Wasser und wäre fast gestürzt.
    »Wir könnten ein wenig Licht gebrauchen«, sagte Chitra.
    »Oder einen Schnorchel«, sagte Daltry.
    »Kein Licht«, sagte Hutter. »Wenn Sie keine Lust haben, nass zu werden, können Sie umkehren.«
    »Was? Dann verpasse ich doch den ganzen Spaß. Lieber würde ich ertrinken!«
    »Machen Sie uns keine falschen Hoffnungen«, erwiderte Hutter.

Drinnen
    V ics V ater saß mit ihnen zusammen im Dunkeln am Tisch. Auf seinem Schoß lag die Tüte mit den Zündern; einen hatte er herausgeholt und hielt ihn in der Hand. Zu Lous Enttäuschung glichen die Zünder nicht im Mindesten den Hightech-Geräten, die in 24 oder bei Mission: Impossible verwendet wurden. Stattdessen handelte es sich um kleine schwarze Zeitschaltuhren aus dem Baumarkt, an denen Kupferdrähte baumelten, die ihm merkwürdig vertraut vorkamen.
    »Äh, Mr. McQueen?«, fragte Lou. »Die Dinger sehen aus wie die Zeitschaltuhren, mit denen ich die Weihnachtsbeleuchtung einschalte, wenn es dunkel wird.«
    »Was anderes ist das auch nicht«, sagte er. »Etwas Besseres konnte ich auf die Schnelle nicht besorgen. Die Beutel sind präpariert, was heißt, dass die Mischung mit Diesel durchtränkt und mit einer kleinen V erstärkerladung verdrahtet ist. Ihr müsst nur die Kabel so wie bei der Weihnachtsbeleuchtung anschließen. Der schwarze Zeiger ist für die Uhrzeit da, der rote Zeiger verrät euch, wann das Licht angeht. Oder, in diesem Fall, wann die Sprengladung hochgeht. Wenn die Ladung richtig platziert ist, genügt das, um die Fassade eines dreistöckigen Gebäudes wegzureißen.« Er hielt inne und wandte sich zu seiner Tochter um. »Schließ sie erst an, wenn du angekommen bist. Du willst nicht mit den verdrahteten Dingern auf deinem Motorrad herumholpern.«
    Lou wusste nicht, was ihm mehr Angst machte: der Rucksack voller ANFO oder die Art und Weise, wie McQueen seine Tochter ansah, seine wässrigblauen Augen so klar und kalt, dass sie fast farblos waren.
    »Ich hab’s möglichst einfach gemacht, wie bei al-Qaida«, sagte McQueen und warf die Zeitschaltuhr zurück in die Tüte. »Den staatlichen Au fl agen entspricht das nicht, aber in Bagdad wärst du damit gut dabei. Zehnjährige schnallen sich dort das Zeug um den Bauch und sprengen sich damit in die Luft. Nichts bringt dich schneller zu Allah. Ganz sicher.«
    »Alles klar«, sagte V ic, griff nach dem Rucksack, stützte sich auf den Tisch und stemmte sich hoch. »Dad, ich muss los. Hier ist es nicht sicher für mich.«
    »Ich hab mir schon gedacht, dass du gar nicht erst gekommen wärst, wenn es einen anderen Weg gegeben hätte«, sagte er.
    Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann.«
    »Immer«, sagte er.
    Er legte V ic den Arm um die Taille und hielt sie fest. Seine Augen erinnerten Lou an einen kristallklaren Bergsee, in dem der saure Regen alles Leben ausgelöscht hat.
    »Der Mindestabstand bei einer Explosion im Freien – bei einer Bombe, die einfach nur auf dem Boden liegt – ist fünfzig Meter. Wenn du näher dran bleibst, riskierst du, dass die Schockwelle deine Eingeweide in Gelee verwandelt. Hast du dir dieses Christmasland schon mal genauer angeschaut? Weißt du, wo du die Ladungen platzieren willst? Um alles in Ruhe vorzubereiten, brauchst du wahrscheinlich ein oder zwei Stunden.«
    »Wird schon passen«, sagte sie, aber Lou sah an ihrem Blick, dass sie ihrem V ater etwas vormachte.
    »Ich werde nicht zulassen, dass sie sich umbringt, Mr. McQueen«, sagte Lou, wuchtete sich hoch und griff, bevor McQueen etwas dagegen tun konnte, nach der Tüte mit den Zeitschaltuhren. »Sie können mir vertrauen.«
    V ic wurde bleich. »Was redest du da?«
    »Ich komme mit«, sagte Lou. »Scheiße, Wayne ist auch mein Sohn. Außerdem hatten wir eine Abmachung, weißt du noch? Ich repariere das Motorrad, und du nimmst mich mit. Ich lass dich nicht einfach davondüsen, ohne dass ich bei dir bin und verhindern kann, dass du dich in die Luft jagst. Keine Angst. Ich fahr auf dem Sozius.«
    »Was ist mit mir?«, wollte Chris McQueen wissen. »Meinst du, ich kann dir in meinem Transporter über die Regenbogenbrücke folgen?«
    V ic holte

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