Christmasland (German Edition)
sind. Aber ich liebe dich, und ich habe dich immer geliebt, und wenn ich jetzt irgendwas tun kann, um dir zu helfen, dann werde ich das machen.«
Sie senkte den Kopf. Sie war völlig ausgelaugt, und ihr war schwindlig. Die Dunkelheit, von der sie umgeben war, schien hin und her zu schwappen wie das Wasser eines schwarzen Sees.
»Ich werde nicht versuchen, dir gegenüber mein Leben zu rechtfertigen«, sagte er. »Das ist unmöglich. Ich habe auch ganz gut was auf die Kette gekriegt, aber übertrieben hab ich’s damit nie.«
Obwohl ihr nicht danach zumute war, musste sie lachen. Es tat ihr in der Seite weh und fühlte sich an, als müsste sie gleich würgen, doch als sie den Kopf hob, stellte sie fest, dass sie ihm in die Augen blicken konnte.
»Ja. Ich auch nicht. Meistens ist mir alles um die Ohren geflogen. Wie dir.«
»Wenn wir schon davon reden«, sagte Lou. »Für was soll denn das gut sein?« Er deutete auf den Rucksack mit dem ANFO .
Er trug ein Papierband mit seinem Namen am Handgelenk. V ic starrte es an. Als er das bemerkte, wurde er rot und schob es in den Ärmel seiner Flanelljacke.
»Das ist doch Sprengstoff, oder?«, fuhr er fort. »Die Kippen sind kein Problem?«
V ics V ater zog lange an seiner Zigarette, beugte sich dann vor und drückte die Kippe in dem Aschenbecher aus, der neben dem Rucksack stand. »Solange man das Zeug nicht in ein Lagerfeuer wirft, gibt’s da keine Probleme. Die Zünder sind in der Tüte, die an V ics Stuhl hängt.« V ic wandte sich um und entdeckte eine Einkaufstüte, die über der Lehne hing. »Jede von diesen Ladungen würde genügen, um ein öffentliches Gebäude eurer Wahl in die Luft zu jagen. Was ihr hoffentlich nicht vorhabt.«
»Nein«, sagte V ic. »Charlie Manx ist unterwegs zum Christmasland, seinem kleinen Königreich, in dem er glaubt, sicher zu sein. Ich werde ihn dort erwarten und Wayne zurückholen, und ich werde sein verdammtes Königreich in die Luft jagen. Der alte Wichser möchte, dass jeden Tag Weihnachten ist, aber ich werde ihm zeigen, wie es am vierten Juli zugeht!«
Draußen
J edes Mal wenn Tabitha Hutter zur Ruhe kam, kehrten die Moskitos zurück und umsurrten ihre Ohren. Sie strich sich über die Wange und schreckte zwei der Biester auf, die in die Nacht davonflogen. Während einer Observation saß sie lieber im Wagen – mit Klimaanlage und iPad.
Aber es war eine Sache des Prinzips, sich nicht zu beklagen. Eher würde sie sich von den verfluchten kleinen V ampiren aussaugen lassen. V or allem in Gegenwart von Daltry würde sie nicht herummeckern; er kauerte so reglos wie eine Statue neben den anderen, ein Grinsen im Gesicht und die Augen halb geschlossen. Als sich ein Moskito auf seiner Schläfe niederließ, schlug sie danach, und auf seiner Haut blieb ein blutiger Fleck zurück. Er zuckte zusammen, nickte dann aber dankbar.
»Die fliegen auf Sie«, sagte er. »Die Moskitos. Zarte Mädchenhaut, an der Uni mariniert. Für die Biester schmecken Sie wahrscheinlich nach Kalbfleisch.«
Außer ihnen kauerten noch drei Kollegen im Wald, darunter Chitra, und alle trugen sie leichte Regenkleidung über kugelsicheren Westen. Einer der Agenten hielt das Richtmikro in der Hand – eine schwarze Pistole mit einer Öffnung wie ein Megafon und einem schwarzen Kabel, das zu den Kopfhörern führte.
Hutter beugte sich vor, tippte ihm auf die Schulter und flüsterte: »Bekommen Sie irgendwas rein?«
Der Mann mit dem Abhörgerät schüttelte den Kopf. »Hoffentlich kriegt der andere Posten was mit. Seit dem Donner empfange ich nur noch weißes Rauschen.«
»Das war kein Donner«, sagte Daltry. »Es hat sich überhaupt nicht wie Donner angehört.«
Der Agent zuckte mit den Achseln.
Sie schauten zu der einstöckigen Blockhütte hinüber, vor der ein Pick-up stand. Im vorderen Wohnzimmer brannte eine Lampe. Eine der Jalousien war halb hochgezogen, und Hutter konnte einen ausgeschalteten Fernseher sehen, ein Sofa und einen Druck mit einem Jagdmotiv an der Wand. V or einem weiteren Fenster an der V orderseite hing eine weiße Rüschengardine – wahrscheinlich das Schlafzimmer. Hinten raus waren noch eine Küche, ein Bad und vielleicht noch ein zweites Schlafzimmer. Dort mussten sich auch Carmody und Christopher McQueen aufhalten.
»Ist es möglich, dass sie sich im Flüsterton unterhalten?«, fragte Hutter. »Und Ihre Ausrüstung ist nicht empfindlich genug, das aufzufangen?«
»Wenn das Teil funktioniert, dann ist es so empfindlich, dass es einen
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