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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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bildeten sich dünne Fältchen um seine Augen. »Aus San Angelo, das liegt in Westtexas. Das krasse Gegenteil von dem Land hier. In Westtexas ist es flach, so flach, dass man die Chinesen am Horizont laufen sehen kann. So was gibt es in ganz Kanada nicht … Nun ja, vielleicht drüben in Newfoundland und Labrador, am Meer.«
    »Und in San Angelo sagen sie ›Giddy-up‹?«
    Er lächelte wieder. »Nur wenn die Pferde müde sind und ein bisschen mehr als ein ›Hü!‹ oder ›Vorwärts!‹ brauchen. Sagen Sie auch ›Giddy-up‹?«
    »Ich schon … ich und ein Fallensteller, den ich kenne.«
    »Sie sind eine bemerkenswerte Frau, Clara. Aber das hab ich Ihnen schon mal gesagt, oder? Was treibt eine Frau wie Sie in die Wildnis und dann noch mit einem Hundeschlitten? Verzeihen Sie, wenn ich so neugierig bin, aber kein Mensch fährt doch bei dem Wetter freiwillig durch diese Bergwildnis und bleibt monatelang in einem Indianerdorf? Wenn Sie keine Frau wären, könnte man fast meinen, Sie würden vor irgendjemand davonlaufen oder sich verstecken. Und Sie sehen nicht wie jemand aus, der sich verstecken muss.«
    »Tue ich aber.« Clarissa blieb bei der Lügengeschichte, die sie auch in Beaver Creek zum Besten gegeben hatte. »Ein aufdringlicher Liebhaber, der mir nicht mehr von der Seite wich und mich unbedingt heiraten wollte. Ich war sogar bei der Polizei, aber die sagte, man könne keinem Mann verbieten, eine Frau zu umgarnen. Also bin ich bei Nacht und Nebel davongerannt.« Sie blickte ihn an. »Ich hoffe, auf Ihrer Ranch bin ich sicher, Jimmy.«
    »Vor dem aufdringlichen Liebhaber?« Der Rancher lachte. »Dem würden wir eine gehörige Abreibung verpassen, wenn er bei uns auftauchen würde.«
    »Und vor anderen … Annäherungsversuchen?«
    »Sie haben die Nase voll von den Männern, was?« Flagler beugte sich nach vorn und tätschelte seinem Wallach den Hals. »Nun, vor uns brauchen Sie keine Angst zu haben. Sehen Sie sich meine beiden Cowboys an, die haben doch kaum Augen für Sie, obwohl Sie mit Ihrem guten Aussehen und Ihrer Art doch sicher jedem Mann, dem Sie begegnen, den Kopf verdrehen.«
    »Sie schmeicheln mir, Jimmy.«
    »Ted, der Schlanke mit den kurzen Haaren, hat nur Augen für seine Rose. Rose ist die Tochter eines Roadhouse-Besitzers in Williams Lake. Ihr Vater meint, sie wäre was Besseres, und will nicht, dass sie einen Cowboy heiratet, aber Ted ist stur und versucht es immer wieder. Einmal wollte Rose schon mit ihm durchbrennen, bekam aber im letzten Augenblick kalte Füße. Ihr Vater ist ein grober Holzklotz, dem rutscht schon mal die Hand aus, wenn ihm was nicht in den Kram passt. Er wartet wohl darauf, dass ein Prinz anklopft.«
    Clarissa musste schmunzeln. »Und Rocky?«
    »Der ist mit fünf Schwestern aufgewachsen und hat mit Frauen wenig am Hut. Rocky unterhält sich lieber mit Pferden. Wenn es ihn mal überkommt, hält er sich an die leichten Mädchen im Rotlichtviertel.« Er zuckte die Achseln. »Sorry, aber er ist noch jung und merkt noch früh genug, dass er falschliegt. Irgendwann taucht die Richtige auf … Aber das dauert noch eine Weile.«
    »Und Sie, Jimmy?«
    »Ich bin aus dem Geschäft raus, obwohl ich es bei Ihrem Anblick fast ein wenig bedauere, nicht mehr dreißig Jahre jünger zu sein.« Sein Lachen klang aufrichtig. »Vor dreißig Jahren war ich in Carmen verliebt. Ich weiß gar nicht, ob ich Ihnen das alles erzählen soll, aber es kommt Ihnen doch sicher komisch vor, dass ein Mann wie ich allein auf einer Ranch lebt und seit dreißig Jahren keine andere Frau mehr angesehen hat. Daran ist Carmen schuld.«
    Sie dachte an Alex. »Die große Liebe Ihres Lebens?«
    »Ein bisschen schwülstig, aber so kann man es wohl nennen. Ich bin auf der Ranch meiner Eltern aufgewachsen, nordwestlich von San Angelo, und jeder erwartete, dass ich mir eine der hübschen Ranchertöchter schnappe, so wie mein Vater und mein Großvater, zur Not auch eine der Farmertöchter, obwohl die Schollenbrecher nie besonders beliebt bei uns waren. Es gab schon einige hübsche Mädels unter ihnen, das muss ich zugeben, aber keine war so anmutig und hübsch wie Carmen, die mexikanische Tänzerin aus Guadalajara, die eines Abends im Theater von San Angelo auftrat. Ich verliebte mich sofort in sie und war so begeistert von ihr, dass ich sie am Bühneneingang abpasste und sie mit hochrotem Kopf zum Essen einlud. Sie lächelte, und ich erinnere mich noch genau an ihre Worte: ›Wie könnte ich einem Mann wie Ihnen dieses

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