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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Berghängen.
    Sie klopfte an die Tür des Gefängnisses und trat ein. Der Polizist saß an seinem Schreibtisch und las in einer alten Zeitung. Bei ihrem Anblick legte er die Zeitung beiseite und stand auf. »Ah … Miss Holland«, begrüßte er sie, »hab mir schon gedacht, dass Sie kommen. Um ehrlich zu sein, hab ich mich fest darauf verlassen, so brauche ich wenigstens nichts zu kochen. In dem Korb ist sicher genug für zwei Gefangene drin, hab ich recht?«
    An Colby hatte sie gar nicht gedacht. Sie nahm jedoch an, dass Alex die Hühnerpastete mit ihm teilen würde, und nickte. »Kann ich jetzt zu ihnen?«
    C. W. griff nach dem Schlüsselbund auf seinem Schreibtisch und führte sie durch eine offene Tür in den Gang mit der einzigen Zelle. Colby lag auf seiner Pritsche und schnarchte leise. Alex sprang auf, als er sie kommen sah, und trat mit hoffnungsvollem Blick an die Gitterstäbe. »Clara …« Ihm fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass sie unter einem anderen Namen bekannt war.
    »Zehn Minuten«, sagte C. W., als er die Zellentür aufschloss. »Ich nehme doch stark an, dass Sie keine Waffe in dem Korb versteckt haben, das würde sich nämlich nicht lohnen. Morgen früh werde ich sie sowieso entlassen.«
    »Und warum nicht heute? So viel haben sie doch nicht angestellt.«
    »Weil es Vorschrift ist und ich angewiesen bin, mich streng an diese Vorschriften zu halten. Wo kämen wir denn hin, wenn ich bei einem der Männer eine Ausnahme machen würde? Carmack und Colby haben fremdes Eigentum zerstört und können von Glück sagen, dass der Saloonbesitzer keine Anzeige erstattet, sonst würden sie nämlich noch länger hinter Gittern schmoren.«
    »War nur eine Frage, Mister.«
    »Zehn Minuten, okay?«
    Clarissa betrat die Zelle, einen düsteren Raum, der nur von einer flackernden Öllampe, die im Zellengang an der Wand hing, beleuchtet wurde. Noch auf der Straße hatte sie geglaubt, sich nicht zurückhalten zu können und ihm um den Hals zu fallen, doch jetzt wirkte sie eher nüchtern, stellte den Korb mit den Leckereien auf seine Pritsche und sagte: »Verdient hast du’s nicht.«
    »Ich hab mich wie ein Idiot benommen, ich weiß.«
    »Schlimmer«, erwiderte sie, »du hast dich lächerlich gemacht. Die Schlägerei mit dem Riesenbaby hätte ich dir vielleicht noch durchgehen lassen, aber dass du diese grell geschminkte … dass du sie vor aller Augen geküsst hast, werde ich dir nie verzeihen. Das war geschmacklos, Alex, und gemein.«
    »Ich war betrunken, verdammt! Ich wollte das gar nicht.«
    »Danach sah es aber nicht aus.«
    »So was tut man eben, wenn man zu tief ins Glas geschaut hat. Ich wollte dich nicht beleidigen, ich hatte mir sogar vorgenommen, nur ein oder zwei Gläser zu trinken und dich dann zu einem Spaziergang abzuholen, aber …«
    »Aber?«
    »Na, dann hab ich mich mit Colby versöhnt, und dann kamst du und …« Er blickte sie schuldbewusst an. »Du hättest nicht kommen dürfen, Clarissa.« Da C. W. nicht in der Nähe war und Colby fest schlief, gebrauchte er ihren richtigen Namen. »Du standst wie ein Racheengel im Saloon. Wie eine beleidigte Ehefrau, die es nicht ertragen kann, wenn sich ihr Mann ein wenig amüsiert.«
    »So amüsieren sich nur Hinterwäldler.«
    »Und die Männer in der Stadt? Sind die anders?«
    »Ich dachte, du wärst anders!« Sie setzte sich auf den Pritschenrand und hielt mühsam ihre Tränen zurück. Ihre Hände verschränkte sie wie ein züchtiges Mädchen in ihrem Schoß. »Es hatte alles so gut mit uns begonnen, du warst so aufmerksam und höflich, wie ein Gentleman, und ich dachte schon, ich hätte das große Los gezogen.« Sie blickte ihn vorsichtig an. »Ich dachte, wir sehen uns im Frühjahr wieder und könnten dann vielleicht zusammen …«
    »Das große Los?« Ein Anflug seines jungenhaften Lächelns kehrte in seine Augen zurück. »Ich war wohl eher nur ein Trostpreis. Aber du hast dich auch nicht gerade wie eine Lady benommen. Ruby war ganz schön angefressen.«
    »Wenigstens etwas«, freute sie sich.
    »Gib’s zu, du ärgerst dich, dass du sie angegriffen hast.«
    »Natürlich ärgere ich mich!« Sie sprach jetzt so laut, dass Colby sein Schnarchen unterbrach, sich verstört umblickte und wieder die Augen schloss. »Ich ärgere mich zu Tode, weil ich mich deinetwegen vor der ganzen Stadt zum Affen gemacht habe. Ich möchte nicht wissen, was sie über mich reden.«
    Er setzte sich zu ihr. »Aber du liebst mich noch.«
    »Weil ich dir den Essenskorb gebracht

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