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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Hände zu fallen. »Weiter!«, rief sie den Hunden zu. »An den Felsen entlang zum Waldrand! Vorwärts!«
    Im Schutz der Felsen kam sie leichter und schneller voran. Der Boden war eben, und sie brauchte kaum vom Trittbrett zu springen, die reinste Erholung nach der mörderischen Fahrt über die Ebene. Wurde sie eben noch allein von dem Gedanken geleitet, ihrem Verfolger zu entkommen, dachte sie jetzt auch an Alex, der hilflos im Gefängnis saß und ihr nicht mehr beistehen konnte. Sie hatte ihn in eine verzweifelte Lage gebracht. Frank Whittler hatte sicher erfahren, dass er sie nach Beaver Creek gebracht hatte, und würde ihn wegen Beihilfe zur Flucht verantwortlich machen. Er konnte von Glück sagen, wenn er dem Richter weismachen konnte, nichts davon gewusst zu haben, dass sie vom Gesetz gesucht wurde, und bei seiner Geschichte mit dem aufdringlichen Liebhaber blieb. Er hatte es nicht verdient, dass er ihretwegen leiden musste.
    »Oh verdammt!«, rief sie verzweifelt. »Was habe ich nur getan?«

24
    Als sie den Waldrand erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um, aber diesmal hörte sie keine Stimmen mehr. Weder auf der vereisten Ebene noch bei den Felsen waren die dunklen Schatten der Verfolger zu sehen. Entweder waren sie auf ihren Trick hereingefallen und immer noch in die falsche Richtung unterwegs, oder sie waren vor dem eisigen Wind zurückgeschreckt und nicht bereit gewesen, die Ebene zu überqueren. Mit Frank Whittler und etlichen Pelzen und Decken auf der Ladefläche würde es dem Indianer noch schwerer als ihr fallen, seinen Schlitten in der Spur zu halten, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, dass Whittler aufgab. Dazu war er viel zu wütend.
    Mit zusammengepressten Lippen trieb sie die Huskys in den Wald hinein. Inzwischen musste es zwei Uhr morgens sein, und noch immer hing ein dunkler und wolkenverhangener Himmel über dem zerklüfteten Land. Durch die Baumkronen drang kaum Licht. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich erneut auf den Instinkt ihrer Hunde zu verlassen und ihnen zu vertrauen, dass sie den Trail durch den Wald auch blind fanden. Sie durfte nicht nachlassen und sich vor allem nicht zu sicher fühlen. Dass sie keine Stimmen mehr gehört hatte, bedeutete nicht zwingend, dass sie Frank Whittler abgehängt hatte. Er konnte ihr noch immer dicht auf den Fersen sein, und falls er herausfand, dass sie den beschwerlichen Weg in die Berge genommen hatte, würde er sie sicher bald einholen. Der Indianer war ein besserer Musher als sie, auch wenn Whittler eher ein Hemmschuh war, so unbeweglich, wie er auf dem Schlitten saß, und sie die besseren Hunde angespannt zu haben schien.
    »Nicht nachlassen, Billy! Smoky, jetzt bist du gefordert! Cloud, du wirst doch nicht schlappmachen? Rick, Waco … Weiter so! Nein, ich vergesse euch nicht, Buffalo und Chilco! Was wäre ich denn ohne euch? Vorwärts … Lauft!«
    Die Huskys schienen auch im Dunkeln sehen zu können und waren im Wald kaum langsamer als im Freien. Als folgten sie einem unsichtbaren Trail, rannten sie zielsicher zwischen den Bäumen hindurch. Billy brachte seine Kameraden allein durch seine Bewegungen und seine Körpersprache sicher durchs Unterholz, blieb auf einer helleren Lichtung dicht am Waldrand, wo der Schnee nicht so hoch lag, und tauchte erneut zwischen den Bäumen unter, anscheinend entschlossen, sie so bald wie möglich in Sicherheit zu bringen.
    Clarissa stand geduckt auf dem Trittbrett, sie hielt sich nur mit einer Hand fest und wehrte mit der anderen die Zweige ab, die ihr ins Gesicht zu schlagen drohten. Einen Ast bemerkte sie beinahe zu spät und tauchte gerade noch rechtzeitig ab, um nicht vom Schlitten geworfen zu werden. » Easy, Billy! Nicht so schnell, sonst fall ich noch vom Schlitten! Ja, so ist es besser, Billy! Weiter!«, trieb sie ihre Hunde an.
    Doch einen Moment später streifte sie wieder einen Ast. Sie ließ die Haltestange los und fiel vom Schlitten herunter. Im letzten Augenblick bekam sie mit einer Hand das Trittbrett zu fassen und wurde von den schnell laufenden Hunden durch den Schnee und das Unterholz gezerrt. Dorniges Gestrüpp schlug ihr ins Gesicht und zerkratzte ihre Wangen. Aufspritzender Schnee verdeckte ihr die Sicht. »Whoaa!«, rief sie verzweifelt. »Halt! Bleibt stehen!«
    Die Huskys gehorchten sofort, und sie schaffte es, die Bremse mit der Hand herunterzudrücken, und verhinderte so, dass der Schlitten den Hunden in die Hinterbeine sauste. Sie erhob sich ächzend und klopfte sich

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