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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Stunden«, sagte sie zu den Hunden. »Ich muss mich ein wenig ausruhen, sonst gibt es nur ein Unglück.« Sie verankerte den Schlitten fest, holte etwas von dem getrockneten Lachs aus dem Vorratsbeutel und fütterte die Huskys. »Ihr wart großartig!«, sagte sie zu ihnen. »Ohne euch hätte mich dieser verdammte Kerl schon längst erwischt!« Sie verwöhnte jeden einzelnen Husky mit einem liebevollen Klaps und flüsterte ihm etwas ins Ohr, ermahnte sie aber auch, während der folgenden Stunden keine unnötigen Laute von sich zu geben, falls Whittler und der Indianer in der Nähe waren.
    Während sie die Feldflasche mit dem noch lauwarmen Tee und etwas Käse und Speck aus dem Vorratsbeutel kramte, stieß sie auf Alex’ Revolver und zog ihn vorsichtig heraus. Sie hatte noch nie mit einem Revolver geschossen, wusste aber ungefähr, wie er funktionierte, und steckte ihn in ihre rechte Jackentasche. Wenn es gar nicht anders ging, und Frank Whittler ihr Leben bedrohte, würde sie sich auch mit einer Waffe gegen ihn verteidigen.
    Im Schutz von drei Bäumen, die relativ dicht nebeneinander standen, errichtete sie ihr Nachtlager. Viel besaß sie nicht, um sich gegen die Kälte zu schützen, eine Decke und einige Fichtenzweige, die im Unterholz herumlagen. Die Zweige dienten ihr als Matratze, in die Decke hüllte sie sich ein, ohne dass es ihr gelang, die Kälte damit vollkommen zu vertreiben. Um möglichst wenig Kontakt mit dem Boden zu haben, lehnte sie sich mit dem Rücken gegen einen der Bäume, nicht gerade eine ideale Stellung, um sich auszuruhen, aber gut genug, um wenigstens ein bisschen Ruhe zu finden.
    Der Tee linderte ihren Durst, und der Käse und der Speck schenkten ihr neue Kraft und Energie. Sie kaute genüsslich, beobachtete die Hunde, die sich bereits eingerollt hatten und schliefen. Ein Husky wusste, wie er seine Kraft am besten einteilte, und sein Fell war dick genug, um ihn selbst bei eisiger Kälte nicht frieren zu lassen. Sie stopfte die Reste ihres Proviants in den Vorratssack zurück, verschloss ihn fest, um jederzeit aufbruchbereit zu sein, und lehnte sich schläfrig gegen den Baum, den Revolver legte sie auf ihren Schoß.
    Sie hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als sie leise Stimmen weckten. Sie öffnete die Augen und sah, dass auch ihre Huskys aufgewacht waren und mit aufgestellten Ohren zum Waldrand blickten.
    »Leise!«, flüsterte sie ihnen zu.
    Sie richtete sich vorsichtig auf, hielt den Revolver in der rechten Hand und spähte zwischen den Bäumen hindurch ins Freie, wo sie die schemenhaften Umrisse eines Hundeschlittens erkannte und die Stimme von Frank Whittler hörte.
    »Ich hab dir doch gleich gesagt, dass sie hier nicht ist«, sagte er. »So weit kann sie niemals gekommen sein. Die hat doch keine Ahnung, wie man einen Hundeschlitten steuert. Sie muss sich irgendwo versteckt haben, weiter unten im Holzfällerlager. Über die vereisten Hügel ist sie bestimmt nicht gefahren.«
    »Sie weiß, wie man einen Schlitten lenkt«, widersprach der Indianer. Er sprach gutes Englisch, aber mit starkem Akzent. »Und sie hat gute Hunde, bessere als wir. Die Hunde haben ihr geholfen, die Ebene zu überqueren.«
    »In dem Schneesturm? Niemals!«
    »Sie ist eine tapfere Lady, Mister Whittler.«
    »Sie ist eine Diebin, und du bekommst keinen Penny von mir, wenn du sie nicht bald findest! Seit wann lässt sich ein Krieger von einer Frau reinlegen?«
    »Wir müssen warten, bis es hell wird.«
    »Unsinn! Wir kehren um und suchen unten weiter.«
    »Aber da ist sie nicht, Mister Whittler. Ich glaube, sie ist an den Felsen entlang nach Osten gefahren, um über einen der Pässe das nächste Tal zu erreichen. Da gibt es einen Trail, den unsere Krieger früher benutzt haben.«
    »Über einen der Pässe? Bei dem Wetter?«
    »Sie hat gute Hunde, Mister Whittler.«
    »Willst du alles mit den doofen Kötern erklären? Die können sie auch nicht im Alleingang über einen Pass schleppen. Ich sage, sie hat sich in der Nähe der Stadt versteckt. Wahrscheinlich lacht sie sich dumm und dämlich, während wir hier im Schnee herumirren, aber das Lachen wird ihr noch vergehen, dafür werde ich schon sorgen! Und jetzt dreh endlich um, verdammt!«
    Clarissa umklammerte den Revolver mit beiden Händen und beobachtete gebannt, wie der Indianer sein Gespann wendete und in die Dunkelheit verschwand. Nur weil der Wind aus den Bergen kam, hatten die Hunde ihre Huskys nicht gewittert, und sie war unentdeckt geblieben.

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