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Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Blutsbruder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Überall in diesem dichten Grün spürte er die erhabene, wachsame Gegenwart der Bäume.
    Plötzlich bog Wolf jäh ab und rannte zu einer Esche. Er stellte sich auf die Hinterläufe, legte die Pfoten an den Stamm und schnupperte an einem herabhängenden Ast. Seltsam, teilte er Torak mit einem Zucken seiner Barthaare mit.
    Torak berührte den Ast vorsichtig. Der Schleim, der sich auf seine Finger legte, roch ganz eigenartig nach Erde.
    Renn deutete auf den Ast. Was ist das?
    Er schüttelte den Kopf, wischte sich die Hände an den Beinlingen ab und ärgerte sich über seinen Leichtsinn. Die Clans im Großen Wald waren bekannt für ihre Geschicklichkeit im Umgang mit Gift.
    Sie kamen zu einem Hain aus murmelnden Erlen. Als sie die Lichtung betraten, verfielen die Bäume in Schweigen, als wollten sie nicht, dass man sie belauschte.
    Wolf blieb stehen und hob schnuppernd die Schnauze.
    Der Gebissene. Über das Nass.
    Torak war noch dabei, diese Nachricht zu verdauen, als Wolf den Kopf senkte.
    Höhle.
    Hinter den Erlen glitten schemenhafte dunkle Schatten hin und her. Die klobigen breiten Umrisse konnten Hütten sein.
    »Lager!«, hauchte Renn in Toraks Ohr.
    »Wolf sagt, dass Thiazzi auf der anderen Seite des Flusses ist, im Gebiet der Waldpferde.«
    »Wir müssen unbedingt umkehren«, drängte Renn, »und flussabwärts übersetzen.«
    Damit liefen sie zwar Gefahr, Wolf zu verwirren und Thiazzis Spur zu verlieren, aber sie hatten keine andere Wahl. Sie gingen auf dem gleichen Weg zurück.
    Genauer gesagt, versuchten sie es, aber Torak hatte schon bald das Gefühl, dass sie sich verlaufen hatten. Das Gurgeln des Schwarzwassers schien abzuebben, und er sog den strengen, unverwechselbaren Geruch von Sandlauch ein, der ihm auf dem Hinweg nicht aufgefallen war.
    Angestrengt spähte er in die Dämmerung. Ein Ampferblatt glitzerte im Sternenlicht, aufgespießt an einem Zweig. Ein kühlender Lufthauch streifte seine Wange, als eine Eule oder eine Fledermaus vorbeihuschte.
    Dieses Blatt.
    Er blieb so unvermittelt stehen, dass Renn ihn anrempelte.
    »Was ist?«
    »Ich weiß nicht genau. Rühr dich auf keinen Fall von der Stelle!«
    Es war ausgeschlossen, dass der Zweig das Ampferblatt zufällig aufgespießt hatte. Das Holz hatte sich wie eine Nadel hindurchgebohrt, in einer geraden Längslinie, rechts der mittleren Blattrippe. Das musste ein Zeichen sein.
    Rechts der mittleren Blattrippe.
    Torak blickte nach rechts in schummeriges Gewirr aus Zweigen.
    Dort.
    Weiter vorn hatte jemand einen Schössling zurückgebogen und ihn mit einer ausgeklügelten Konstruktion aus Stöcken festgebunden. In der Tannenspitze steckte ein heimtückischer Stachel. Von den überkreuzten Stöcken spannte sich auf Brusthöhe, kaum sichtbar, ein Seil über den Pfad. Noch ein Schritt und er hätte die Falle, ausgelöst, der Schössling wäre vorgeschnellt und der Stachel direkt in Toraks Seite gelandet.
    Torak leckte sich nervös die Lippen. Sie schmeckten kreidig, nach Lehm. Er zeigte Renn die Falle, und ihre Hand glitt unwillkürlich zur Schulter, wo sie sonst die Federn des Totemtiers trug.
    Sie mussten sich durch dichtes Wacholdergebüsch arbeiten, um die Falle zu umgehen, die listig zwischen den stacheligen Büschen aufgestellt worden war, dort, wo ihre Opfer entlanglaufen mussten. Nach einer Weile flüsterte Renn: »Das ist nicht der Weg, auf dem wir gekommen sind.«
    »Ich weiß. Es war reines Glück, dass ich die Falle entdeckt habe.« Renn verstand ihn auch ohne weitere Worte: Wie viele Fallen mochten noch vor ihnen liegen?
    Wolf sah zum Fluss hinüber und sie folgten seinem Blick. Hatte sich dieser Schatten dort gerade bewegt?
    Kurz darauf sahen sie eine Speerspitze im Sternenlicht funkeln.
    Der Auerochsenjäger befand sich ungefähr zwanzig Schritte entfernt. Er ging flussaufwärts. Torak und Renn ließen sich langsam ins Farn sinken, um sich nicht durch eine hastige Bewegung zu verraten. Torak dachte fieberhaft nach. Flussaufwärts hatten die Auerochsen ihr Lager. Flussabwärts führte der Weg in den Weiten Wald, vielleicht mit weiteren tödlichen Fallen. Am Flussufer hielt mindestens ein Auerochsenjäger Wache.
    Renn sprach aus, was er dachte. »Wir müssen deinen Plan gleich hier ausprobieren.«
    »Kannst du von hier aus zielen?«
    »Ich glaube schon. Vorausgesetzt, wir klettern auf einen Baum.«
    Er nickte.
    Renn hatte bald eine hohe Linde entdeckt, die sich besser zum Klettern eignete als die anderen Bäume. Eine seltsame Schlange aus

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