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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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eingerieben und behauptet hatte, niemand solle sie beide erkennen.
    Der Regen hatte aufgehört, die letzten Tropfen platschten trübsinnig von den Ästen. Ohne Clan , schienen sie traurig zu murmeln.
    »Wie ist das möglich?«, fragte Fin-Kedinn.
    »Nur Toraks Mutter kennt die Antwort«, erwiderte Saeunn. »Kurz vor ihrem Tod hat sie ihren Sohn als clanlos erklärt.« Unvermittelt schlug sie mit ihrem Stab auf den Boden. »Doch für uns zählt das nicht! Es ändert nichts! Der Junge hat keinen Clan, der für ihn spricht. Das Gesetz besagt, dass wir ihn verbannen müssen.«
    » Nein ! «, schrie Renn. »Es kümmert mich nicht, dass er zu keinem Clan gehört! Das ist einfach ungerecht !«
    Sie rannte mitten auf die Lichtung. Die nassen Haare klebten ihr wie kleine rote Schlangen im Nacken und sie sah furchtbar zornig aus. Torak fand, dass sie älter wirkte als dreizehn Sommer. Noch nie hatte sie so schön ausgesehen.
    Saeunn wollte Renn zum Schweigen bringen, aber Fin-Kedinn hob die Hand und erteilte Renn das Wort.
    »Ihr alle kennt Torak«, fing Renn an und musterte einen nach dem anderen durchdringend. »Du kennst ihn, Thull, ebenso wie ihr, Luta und Sialot, Poi, Etan …« Nach und nach zählte sie alle Angehörigen der Raben und dann alle anderen Clanangehörigen auf, die Torak in den vergangenen beiden Sommern kennengelernt hatten. »Ihr wisst, was er für uns getan hat. Er hat den Bären vernichtet. Er hat den Wald von der Krankheit befreit. Im Winter hätten uns die Dämonen überrannt, wenn Torak nicht gewesen wäre.«
    Sie hielt inne, um den anderen Zeit zu geben, über die Worte nachzudenken. »Ja, was er getan hat, war verkehrt. Er hat das Zeichen der Seelenesser vor uns verborgen, statt uns davon zu erzählen. Trotzdem hat er nicht verdient, dass wir ihn aus der Gemeinschaft ausstoßen! Wie könnt ihr bloß dastehen und einfach zusehen? Was soll daran gerecht sein?«
    Fin-Kedinn ließ die Hand über den dunkelroten Bart gleiten. Zweifel malte sich auf einigen Mienen. Doch Saeunn war unerschütterlich. Wieder schlug sie mit dem Stab auf den Boden. »Das Gesetz des Clans darf niemand brechen! Missetäter müssen aus unserer Mitte verbannt werden!« Und zu Renn gewandt fuhr sie fort: »Damit das klar ist: Falls jemand es wagt, ihm beizustehen, steht ihm dasselbe Schicksal bevor.«
    Renn funkelte die Schamanin stumm und rebellisch an, aber Torak suchte ihren Blick und schüttelte den Kopf. Tu’s nicht. Du machst alles nur noch schlimmer.

    An das Verbannungsritual konnte er sich später kaum erinnern, lediglich Bruchstücke davon tauchten in seinem Gedächtnis auf wie Lichtblitze in einem Sturm.
    Renn, die Fäuste geballt, die Schultern bis an die Ohren hochgezogen.
    Aki, der genießerisch über seine Axt strich.
    Luta, die ihre Tränen verbarg, als sie den mit Flusslehm gefüllten Korb herbeitrug, mit dem sich alle das Zeichen der Trauer auf die Wangen malten.
    »Der Ausgestoßene gleicht einem Toten«, intonierte Saeunn.
    Nach und nach ergriff jeder Angehörige des Rabenclans ein Stück von Toraks Ausrüstung, zerbrach es und reinigte sich anschließend die Hände mit einem Fichtenzweig, den er aufs Feuer warf – gerade so, als sei Torak tatsächlich gestorben.
    Thull nahm Toraks Fischspeer und vergrub ihn unter den Bäumen.
    Luta legte seinen Schlafsack auf das Feuer.
    Dari übergab das Messer aus Auerochsenhorn den Flammen.
    Etan zertrat den Trinkbecher aus Birkenbast.
    Sialot und Poi zerbrachen knackend die Pfeile.
    Andere bemächtigten sich seines Wassersacks und der Winterkleidung aus Robbenhaut – er war inzwischen aus ihr herausgewachsen und benutzte sie nur noch als Unterlage zum Schlafen – und verbrannten sie.
    Schließlich legte Renn seinen Medizinbeutel sanft in die Glut. Sie war die Einzige, die ihm dabei in die Augen sah. Torak wusste, sie hätte ihn um Verzeihung gebeten, wenn es ihr möglich gewesen wäre.
    Als der bittere Gestank nach verbrannter Tierhaut in der Lichtung aufstieg, befahl ihm Saeunn, sich hinzulegen, und ritzte das Zeichen der Ausgestoßenen auf seine Stirn: ein kleiner schwarzer Kreis, das Todeszeichen.
    Am Ende stand er einsam da, nur sein Bogen, drei Pfeile, Messer und Medizinhorn waren ihm geblieben, allesamt mit rotem Ocker gezeichnet, wie Grabbeigaben eines Toten.
    Bisher hatte Fin-Kedinn sich nicht an dem Bannritual beteiligt, doch nun schritt er auf Torak zu. Seine Hand zitterte ein wenig, als er das Messer aus der Scheide löste.
    Torak wappnete sich.
    Der

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