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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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gewandelt hatte. Seither lebten sie im Verborgenen und führten ein ebenso abgeschiedenes, ungreifbares Dasein wie ihr Totemtier.
    Torak strich über den abgewetzten Streifen Wolfsfell, der an seinem Wams festgenäht war. Fa hatte ihn dort befestigt, er war sein kostbarster Besitz. Obendrein war es Toraks einzige Verbindung zu seinem Clan. »Wie soll ich sie finden?«, fragte er.
    »Du kannst sie nicht finden«, entgegnete Fin-Kedinn. »Nicht, solange sie nicht wollen, dass man sie findet.«
    »Und wenn sie nicht kommen? Wenn sie nicht für mich sprechen …«
    »Dann bleibt mir keine Wahl. Ich muss den Gesetzen des Clans gehorchen und dich aus der Gemeinschaft ausschließen.«
    Der Wind frischte auf und die Birken bogen wie abwehrend die Äste zurück. Gerade so, als sei Torak bereits ein Ausgestoßener, dessen Berührung sie fürchteten.
    »Weißt du, was es bedeutet, als Ausgestoßener zu leben?«, fragte Fin-Kedinn.
    Torak schüttelte den Kopf.
    »Damit bist du so gut wie tot. Du fristest dein Leben abgeschieden von allen anderen. Gejagt wie ein Tier. Niemand kann dir helfen. Ich nicht. Renn nicht. Wir dürfen weder mit dir sprechen noch dir etwas zu Essen geben, sonst stößt man uns ebenfalls aus. Wenn wir dich im Wald antreffen, müssen wir dich töten.«
    Torak überlief es eiskalt. »Aber ich habe doch nichts Schlechtes getan!«
    »So will es nun einmal das Gesetz«, sagte Fin-Kedinn. »Vor vielen Wintern, als das große Feuer die Seelenesser in alle Winde zerstreute, beschlossen die Clanältesten dieses Gesetz, um die Rückkehr der Seelenesser zu verhindern und andere davon abzuhalten, gemeinsame Sache mit ihnen zu machen.«
    Die ersten Regentropfen sprenkelten die gespannte Rentierhaut mit dunklen Flecken. »Geh in deine Hütte«, sagte der Rabenhüter, ohne aufzusehen.
    »Aber Fin-Kedinn …«
    »Geh jetzt. Die Clans werden sich treffen und die Ältesten entscheiden über dein Los.«
    Torak schluckte. »Was ist mit Thull, Luta und Dari? Die Hütte gehört ihnen doch auch.«
    »Sie bauen sich eine neue. Von jetzt an darfst du mit niemandem sprechen. Bleib in der Hütte. Warte, bis die Clans eine Entscheidung gefällt haben.«
    »Wie lange dauert das?«
    »So lange wie nötig. Noch eines, Torak … unternimm keinen Versuch zu flüchten. Dadurch machst du alles nur noch schlimmer.«
    Torak starrte ihn ungläubig an. »Wie könnte es noch schlimmer kommen?«
    »Es kann immer noch schlimmer kommen«, sagte der Rabenhüter.

    Zwei Tage später, als Renn endlich zu seiner Hütte kam, musste Torak einsehen, wie recht Fin-Kedinn gehabt hatte.
    Er hatte sie nicht mehr gesehen, seit er das Zeichen der Seelenesser auf seiner Brust offenbart hatte. Seine Hütte wies vom Lager weg, und er konnte nur dann sehen, was vor sich ging, wenn er durch die Ritzen zwischen den Häuten spähte oder den Unterschlupf verließ, um sich zu erleichtern. Die restliche Zeit verbrachte er damit, ins Feuer vor der Hütte zu starren und zu lauschen, wie ein Clan nach dem anderen eintraf.
    Spät am zweiten Tag kam Renn verstohlen zu seiner Hütte geschlichen. Ihr Gesicht war bleich und die blauschwarzen Streifen der Clantätowierung auf den Wangenknochen waren deutlich sichtbar. »Du hättest mir alles sagen müssen«, sagte sie mit steinerner Miene.
    »Ich weiß.«
    »Du hättest mir alles sagen müssen!« Sie versetzte der Zeltstange am Eingang einen derben Tritt.
    »Ich dachte, ich könnte das Zeichen heimlich loswerden.«
    Renn hockte sich am Feuer nieder und blickte grimmig in die Glut. »Du hast mich zwei volle Monde lang belogen. Erzähl mir bloß nicht, dass schweigen etwas anderes ist als lügen, das stimmt nämlich nicht.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid.«
    Sie gab keine Antwort. Über Winter hatte sich ein winziger Leberfleck an ihrem Mundwinkel gebildet, und Torak hatte sie deswegen häufig geneckt und gefragt, ob das ein Birkensamen sei und warum sie ihn nicht wegwischte. Jetzt konnte er sich nicht einmal mehr vorstellen, sie zu necken. In seinem ganzen Leben hatte er sich noch nie so elend gefühlt.
    »Renn«, sagte Torak kleinlaut. »Du musst mir unbedingt glauben. Ich bin kein Seelenesser.«
    »Natürlich nicht.«
    Er holte tief Luft. »Also verzeihst du mir?«
    Renn zupfte an der verschorften Wunde an ihrem Ellenbogen. Dann nickte sie kurz.
    Erleichterung durchströmte ihn. »Ich habe schon nicht mehr daran geglaubt.«
    Sie zupfte weiter. »Wir haben alle unsere Geheimnisse, Torak. «
    »Nicht solche.«
    »Nein«,

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