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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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lächelte.
    Sie lächelte nicht zurück. Sie wollte in der Kunst der Schamanen nicht gut sein. Außerdem war sie ein bisschen eifersüchtig auf die Raben.
    »Den größeren nenne ich Rip«, sagte Torak. »Die kleinere ist Rek. Passt auf eure Sachen auf. Die beiden klauen gerne, und was sie nicht klauen können, zerfetzen sie. Und wenn Wolf dabei ist, macht nicht so viel Aufhebens um die beiden. Er wird nämlich schnell eifersüchtig.«
    Ein wenig verunsichert verneigte sich Renn vor den Raben. »Gut gemacht, kleine Großväter, und vielen Dank.«
    Rek flatterte mit den Flügeln und krächzte: »Gut macht gut macht!«, und Rip hob die Schwanzfedern an und kleckerte ein wenig Kot über die Farne.
    Torak warf Renn einen erstaunten Blick zu, sagte aber nichts. Sollte er ruhig denken, die Raben seien zufällig zu ihm gekommen.
    Bale erhob sich und verkündete, er müsse noch das Boot verstecken, und unversehens waren Torak und Renn allein  – und ihre Beklommenheit wuchs.
    Torak runzelte die Stirn. »Renn …«
    »Was?«
    »Dieser Elch … der dich angegriffen hat …«
    »Ich weiß«, gab sie rasch zurück.
    »Wirklich?« Er sah noch besorgter aus. »Ich habe mir große Sorgen gemacht. Deshalb bin ich ins Lager zurückgegangen, um zu sehen, ob mit dir alles in Ordnung ist.«
    »Ich weiß. Torak …«
    »Sie hat mich dazu gezwungen!«, sprudelte es aus Torak heraus. »Sie hat mich schreckliche Dinge tun lassen! Ich musste dich angreifen, dann Ak- … den Jungen vom Eberclan.«
    »Aki?« Renn schnaubte verächtlich. »Dem geht’s gut!«
    Er starrte sie verdutzt an. »Ehrlich?«
    »Sein Arm ist gebrochen, heilt aber schon wieder.«
    »Er lebt !«
    »Ehrlich gesagt, hätte es ihn ruhig ein bisschen heftiger erwischen können. Bale sagt, als er wegging, hat Aki schon wieder versucht, seinen Clan dazu zu überreden, dich zu verfolgen.«
    Torak hörte nicht zu. Er hielt beide Hände an die Schläfen und sah jünger und verletzlicher aus.
    »Vielleicht hast du dich doch nicht so sehr verändert, wie ich dachte«, sagte Renn.
    Er blinzelte sie an. »Du bist diejenige, die sich verändert hat.«
    »Ich?«
    Er berührte seine Wange, um ihr zu zeigen, dass ihm die Tätowierung ihrer Mondblutung aufgefallen war. »Du wirkst älter.«
    Sie war peinlich berührt. »Ich hasse es, eine Hütte mit Saeunn zu teilen. Sie knirscht im Schlaf mit den Zähnen. Als ich es zum ersten Mal hörte, dachte ich, jemand würde ein Messer schleifen. Aber es ging die ganze Nacht durch.«
    Er zog angewidert die Oberlippe nach oben. »Riecht sie?«
    »Wie ein drei Tage alter Kadaver.«
    Er grinste. Und mit einem Mal war er kein Fremder mehr.
    Bale kam zurück. Er wirkte beunruhigt. »Ich hätte das Boot schon früher verstecken sollen. Vielleicht hat sie es bereits entdeckt.«
    »Sie erfährt ohnehin sehr bald, dass ihr hier seid«, sagte Torak. »Sie weiß alles.«
    Renn wurde es plötzlich eiskalt.
    »Was will sie denn überhaupt?«, fragte Bale.
    »Sie will sich den See untertan machen«, sagte Torak. »Sie will, dass ich ihr dabei helfe, das letzte Stück des Feueropals zu finden. Sie will herrschen.«
    »Wie kann sie dich dazu zwingen?«, erkundigte sich Renn atemlos.
    Torak zögerte. »Dieser Kiesel, den ich für dich gemacht habe, weißt du noch? Sie hat ihn.«
    Renn schloss die Augen. Genau das hatte sie befürchtet.
    »Trotzdem bin ich ihr entkommen«, fuhr er unsicher fort. »Und ich habe die Seelenkrankheit niedergerungen. Und als sie mich dazu gezwungen hat, in die Natter zu wandern, habe ich mich dagegen gewehrt.«
    Nein, hast du nicht, dachte Renn. Die Raben haben mich rechtzeitig geweckt. Laut sagte sie: »Sie wird dich wieder dazu zwingen, Torak. Oder sie lässt sich etwas anderes einfallen. Sie ist selbst wie eine Schlange. Wenn sie gegen ein Hindernis stößt, schlängelt sie sich drum herum.«
    Torak stand auf. »Dann müssen wir den Feueropal vor ihr finden. Kommt. Bei den Wölfen sind wir sicherer.«

    Alles geschah viel zu schnell. Torak konnte es gar nicht erfassen.
    Zuerst seine Flucht von Seshru: wie er die Steilwand hinabgeklettert war, sich durch das Schilf geschlagen hatte und dann durch das dichte Gestrüpp des Waldes gerannt war. Mit der Angst im Nacken, jeden Augenblick die Fänge einer Natter in der Ferse zu spüren, jeden Augenblick diesem allwissenden, allmächtigen Blick von Angesicht zu Angesicht ausgesetzt zu sein.
    Und dann auf einmal … Renn und Bale.
    Er hätte erleichtert sein sollen, aber er war viel zu

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