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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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es an deinen Waffen«, sagte Bale mit gedämpfter Stimme. »Er ist bestimmt misstrauisch.«
    Renn blickte ihn an. »Nicht uns gegenüber!«
    »Renn. Er ist jetzt schon sehr lange ein Ausgestoßener. Lass uns die Waffen ablegen und tiefer in den Wald gehen. Falls er es ist, zeigt er sich dann bestimmt.«
    Also lehnten sie ihre Waffen gegen einen Baumstumpf, verließen die Lichtung und gingen zwischen den Bäumen hindurch.
    »Torak!«, hauchte Renn den aufmerksamen Kiefern entgegen.
    »Wir sind gekommen, um dir zu helfen«, flüsterte Bale.
    Sie waren nicht weit gegangen, als sie einen Felsbrocken umrundeten und dort ihre Waffen, ordentlich auf einem Preiselbeerbusch liegend, vorfanden – mit Ausnahme von Renns Bogen, der an einer Birke hing.
    »Er soll ja nicht nass werden«, sagte Torak.

    Für eine lange Begrüßung war keine Zeit.
    Torak gab ihnen mit einer ruckartigen Kopfbewegung zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten, und ging auch schon zwischen den Bäumen davon. »Wir müssen tiefer hinein, sonst sieht sie uns.«
    »Sie ist hier ?«, riefen Renn und Bale wie aus einem Mund.
    »Oben auf der Nordklippe«, murmelte Torak, »dort haust sie. Ich glaube nicht, dass sie sich an einen anderen Ort traut – wegen der Wölfe.«
    Renns Haut kribbelte. »Hast du sie wirklich gesehen?«
    »Sie hat mich dorthin gelockt. Sie dachte, ich würde ihr helfen. Aber … ich bin entkommen.«
    »Wie denn?«, wollte Bale wissen.
    Toraks Miene verfinsterte sich. »Sogar die Natternschamanin muss hin und wieder schlafen.«
    »Aber nicht lange«, sagte Renn.
    Torak erwiderte nichts. Sein Gesichtsausdruck war angespannt und ernst, und er blieb immer wieder stehen und lauschte, ob sie jemand verfolgte. Seine Augen lagen in dunklen Höhlen, es mangelte ihm sichtlich an Schlaf und Nahrung. Außerdem fiel Renn auf, dass er ihr Ebereschenarmband nicht mehr trug, was ihr einen Stich versetzte.
    Sie vermochte nicht zu sagen, ob er sich freute, sie zu sehen. Sie wusste überhaupt nicht, was in ihm vorging. Sie versuchte, das schreckliche Gefühl, er sei ein Fremder, zu ignorieren.
    Aber er sah auch ganz anders aus! Als er gegangen war, war er ein schmächtiger Junge gewesen, inzwischen war er so groß wie Bale, und die Adern an seinen Armen traten wie Seile hervor. Auf seiner Brust befand sich dort, wo das Zeichen der Seelenesser gewesen war, eine Narbe, und obwohl er immer noch das Stirnband trug, erinnerte es sie nur an die Tätowierung darunter, die ihn als Ausgestoßenen brandmarkte, und an all die Gefahren, die er allein gemeistert hatte. Ohne sie.
    Sie fanden eine umgestürzte Kiefer und versteckten sich dahinter. Bale teilte getrocknetes Entenfleisch aus seinem Vorratsbeutel aus. Torak machte sich ausgehungert darüber her, wie ein Wolf. Er sagte nicht viel über die vergangenen zwei Monde, sondern erzählte nur kurz davon, dass Wolf sich einem Rudel angeschlossen habe. Bale berichtete, wie sie auf den Otterclan getroffen waren und das Boot zuschanden gefahren hatten, aber zu Renns Erleichterung erwähnte er nichts von ihrem Versuch, sich in der Schamanenkunst zu üben. Die ganze Zeit über sprach Torak meistens seinen Verwandten an und vermied es, Renn anzusehen.
    Als er in Schweigen verfiel, nahm sie ihren Mut zusammen. »Du hast dich vom Zeichen der Seelenesser befreien können.«
    Er nickte. »Ich habe die Zeremonie vollführt, aber ich bin nicht sicher, ob es gelungen ist. Ich bin krank geworden. Eine Art Wahnsinn.«
    »Die Seelenkrankheit«, sagte Bale.
    »Ist es das gewesen?«, fragte Torak. »Jedenfalls geht es mir jetzt besser.«
    »Wie kommt das?«, fragte Renn.
    »Keine Ahnung. Es ist eben so.«
    Flügel flatterten und ein Rabe ließ sich auf Toraks Schulter nieder. Er zuckte zusammen und hob ihn mit der Hand weg. »Ich hab dir doch gesagt, dass du das lassen sollst!«
    Renn und Bale sahen sich verdutzt an.
    Ein zweiter Rabe setzte sich auf einen Wacholderbusch. Torak gab jedem von ihnen einen Brocken zu essen, woraufhin die beiden auf einen Baum in der Nähe flogen und die Neuankömmlinge argwöhnisch beäugten.
    Renn war mehr als erstaunt. Raben sind normalerweise überaus misstrauische Vögel, aber bei Torak gaben sie sich ungewöhnlich zutraulich.
    »Woher kommen sie?«, fragte Bale.
    »Es war bei diesem Gewitter mit dem Hagelschauer«, sagte Torak. »Sie sind aus ihrem Nest gefallen und ich … ich musste mich eben um sie kümmern. Es ist eigenartig, aber danach ging es mir besser.«
    Bale fing Renns Blick auf und

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