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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Stimme ließ sie zusammenzucken.
    Er stand auf dem Felsen hinter ihr. Im Gegenlicht konnte sie sein Gesicht nicht sehen.
    »Hast du den Namenskiesel gefunden?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Was soll ich machen?«
    Renn fiel auf, dass er ich , nicht wir gesagt hatte, und fragte sich, ob das etwas zu bedeuten hatte. Laut sagte sie: »Wir fragen Saeunn. Die weiß bestimmt Rat.«
    Die Rabenschamanin war im neuen Lager auf dem Keilerrücken geblieben, und obwohl Renn es niemals zugegeben hätte, war es beruhigend zu wissen, dass sie dort war. Falls Bedarf an Schamanenkunst sein sollte, würde Saeunn zur Stelle sein.
    Torak blickte über den See. »Das Einzige, was ich gefunden habe, ist ihr Schlangenkorb. Leer.« Er machte eine kleine Pause. »Sie kamen mir nicht böse vor, diese Schlangen. Vielleicht sind sie froh, dass sie jetzt frei sind.«
    Renn riss einen Farnwedel ab und zerfetzte ihn in kleine Stücke.
    Warum kannst du es nicht einfach sagen, dachte sie. Torak, es tut mir leid, dass ich es dir nie gesagt habe. Aber dadurch ändert sich ja auch nichts, oder? Oder doch?
    Aber Torak murmelte irgendetwas davon, dass er Bale helfen müsse, nach dem Wrack des Robbenboots zu suchen, und als er gegangen war, hatte sie ihre Gelegenheit erneut verpasst.
    Fin-Kedinn kam und setzte sich neben sie.
    »Er weiß über die Natternschamanin Bescheid«, sagte Renn. »Ich meine, über mich.«
    »Ja, er hat es mir erzählt.«
    »Tatsächlich? Was hat er gesagt?«
    »Nur, dass er es weiß.«
    Sie knüllte den Farn zusammen und warf ihn weg.
    Fin-Kedinn fragte sie, wer es sonst noch wisse, und sie antwortete, nur Bale. Fin-Kedinn sagte, einige der älteren Raben hätten die Natternschamanin trotz des grünen Lehms erkannt, und dass Renn es ihnen erklären sollte, sobald sich alles ein wenig beruhigt hatte, und Renn sagte, dass sie das tun würde.
    »Bist du traurig, dass sie tot ist?«, fragte Fin-Kedinn.
    »Nein. Ich weiß es nicht.« Sie blickte finster drein. »Ich habe sie schon so lange gehasst und jetzt ist sie nicht mehr da. Irgendwie fühlt es sich schlimmer an, als ich dachte.«
    Er nickte verständnisvoll.
    Er sah müde aus. Mit einem Mal fielen Renn die grauen Haare in seinem dunkelroten Bart und die Falten in seinen Augenwinkeln auf. Erschrocken wurde ihr klar, dass er älter wurde. Viele Menschen starben, wenn sie noch jünger waren als er. Aber er war Fin-Kedinn, er durfte nicht sterben.
    »Warum kann nicht alles bleiben, wie es war?«, rief sie.
    Fin-Kedinn schaute einer prächtigen Libelle nach, die dicht über das Wasser dahinflog. »Weil es nun einmal so ist. Alles verändert sich, ständig. Meistens bemerkt man es überhaupt nicht.« Er wandte sich zu ihr um. »Man darf nur nicht vergessen, Renn, dass nicht jede Veränderung schlecht ist.«
    Sie holte tief Luft und musste schlucken.
    Fin-Kedinn fuhr fort: »Torak war ein Ausgestoßener. Jetzt nicht mehr. Das ist eine gute Veränderung. Aber er dürfte eine Weile brauchen, bis er sich daran gewöhnt hat.« Schwer auf seinen Stab gestützt, erhob er sich. »Wir gehen jetzt zurück. Du bist erschöpft.«
    »Nein, bin ich nicht«, log sie.
    Er schnaubte. »Wann hast du zum letzten Mal etwas Ordentliches gegessen?«

    Aus Dankbarkeit für ihre Rettung vor der Flut feierten die Clans am Abend ein großes Fest.
    Die Fische waren auf geheimnisvolle Weise wieder in den See zurückgekehrt, und obwohl die Otter, aus Angst, ihr Glück sofort wieder zu verscheuchen, es nicht wagten, sich dazu zu äußern, war die Leichtigkeit, die sie ergriffen hatte, während sie geschäftig umherwieselten und die Vorbereitungen organisierten, nicht zu übersehen.
    Wie alle anderen mussten auch Torak und Bale helfen. Nur Renn war es, da sie noch unrein war, nicht erlaubt. Sie stromerte im Lager umher, versuchte, nicht überflüssig auszusehen, und machte sich dann auf, Wolf zu suchen. Sie fand ihn zwar nicht, hörte aber sein Heulen. Es klang traurig. Sie vermutete, dass er sein Rudel vermisste, und beschloss, ihm einen Leckerbissen zu bringen, um ihn aufzumuntern.
    Ehe das Fest anfangen konnte, wurden die allerbesten Leckerbissen in ein Schilfboot gestellt und zum See gebracht; dort ließen sich alle zum Mahl nieder. Es war ein kühler, ruhiger Abend und sie saßen um ein Langfeuer herum: Otter- und Eberclan, Wolf und Raben. Alle bis auf Renn, der man ein eigenes kleines Feuer am Rande des Lagers entfacht hatte.
    Das Essen war besser, als sie erwartet hatte, und Fin-Kedinn

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