Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)
Torak und hielt ihn hoch, damit alle ihn sehen konnten. »Das Herz der Macht der Seelenesser. Das hier ist das letzte Fragment des Steins, den mein Vater zerbrochen hat. Mein Vater «, er funkelte Maheegun an, »der sich den Seelenessern entgegengestellt und ihre Macht gebrochen hat! Und jetzt gehört er mir ! «
Eine sanfte Stimme sagte: »Gib ihn mir.«
Torak drehte sich um.
Auf dem Kamm über ihnen stand die Natternschamanin, ungefähr zwanzig Schritte jenseits des Speerkreises. Ihr Gesicht und ihre Glieder trugen den geweihten Lehm des Otterclans und sie blickte gelassen auf sie herab: unmenschlich, unbesiegbar.
Ein Schauder durchlief die Menge. » Die Seelenesserin … Die Natternschamanin ist gekommen … «
»Bleibt zurück«, warnte Seshru, streckte ihre grüne Hand aus und drohte ihnen mit dem Zeigefinger. »Jedem, der versucht, mir etwas anzutun, ist der Tod sicher.«
So groß war die Macht der Seelenesser, so gewaltig der Schrecken, der die Natternschamanin bei ihnen hervorrief, dass sich keiner von ihnen vom Fleck rührte.
»Gib ihn mir«, sagte sie zu Torak, und ihre Worte waren eine nur für ihn bestimmte zärtliche Umarmung.
Er versuchte, nicht in dieses makellose grüne Gesicht zu blicken.
Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Ein Stück hinter der Natternschamanin stand Wolf und beobachtete sie. Stumm schickte ihn Torak wieder zurück. Nicht einmal Wolf war der Seelenesserin gewachsen.
»Gib ihn mir«, wiederholte Seshru.
Unfähig, sich länger zu widersetzen, fand Torak ihren Blick. Er vergaß die Speere, er vergaß Bale und Renn und Fin-Kedinn und Wolf. Nichts existierte mehr auf diesem verwüsteten Berghang außer der Natternschamanin und dem Feueropal, der heiß und schwer in seiner Hand brannte.
Alle hielten vor Anspannung den Atem an.
Torak beugte sich vor, legte den Feueropal auf einen Steinbrocken zwischen sich und der Natternschamanin und sagte: »Nimm ihn. Er gehört dir.«
Seshrus Lippen verzogen sich zu einem triumphierenden Lächeln.
Immer noch vornübergebeugt, nahm Torak rasch ein Stück Granit in die Faust. Dann holte er aus und die Augen der Natternschamanin weiteten sich vor Entsetzen. Als sie ihr Messer zückte und auf ihn zusprang, rief er: »Hol ihn dir! Hol dir den Feueropal!« Er sah Renn einen Pfeil in den Bogen einlegen und auf ihre Mutter zielen; Bale riss ihr die Waffe aus der Hand und zielte selbst auf die Schamanin. Er sah, wie Seshru einen grässlichen Schrei ausstieß und mit einem Pfeil in der Brust zu Boden sank, genau in dem Augenblick, als er mit dem Granitstein zuschlug und den Feueropal in lauter winzige Splitter zerschmetterte.
Stille hallte von Hügel zu Hügel.
Der Stein fiel aus Toraks Hand und er sah zu Bale hinüber. Der Robbenjunge stand keuchend da, Renns Bogen in der Hand.
Die scharlachroten Splitter glitzerten, immer noch lebendig, im Schmutz.
Immer noch lebendig, streckte die Natternschamanin die Hand nach ihnen aus: Sie wand sich wie eine Schlange, die man in zwei Stücke gehauen hatte.
Renn drängte sich durch die Menge. Sie scharrte ein paar Feueropalsplitter mit einer Handvoll Lehm zusammen und drückte sie in Seshrus Handfläche, dann legte sie die Finger zur Faust fest darum. Schließlich band sie sie mit Toraks weggeworfenem Stirnband zusammen. »Da!«, keuchte sie. »Jetzt hast du, was du wolltest! Der Feueropal stirbt gemeinsam mit dir!«
Seshru starrte auf das hellrote Licht, das zwischen ihren Fingern herausblutete, und fletschte die Zähne. »Das … ist nicht das Ende«, zischte sie. Blut rann ihr aus dem Mund. Ihr Blick wurde glasig. Als ihre Seelen ihren Körper verließen, flackerte das rote Glühen zwischen ihren Fingern auf und erstarb.
Fin-Kedinn erhob grimmig seinen Stab. »Die Seelenesserin ist tot«, verkündete er. »Alle hier sollen Zeugnis davon ablegen, dass der Ausgestoßene kein Ausgestoßener mehr ist!«
Nach kurzem Zögern beugte Maheegun zustimmend den Kopf.
Dann der Anführer des Eberclans.
Dann Yolun für die Otter.
Renn blieb neben der Natternschamanin knien und sah zu, wie der Regen das Blut in schmutzigen Rinnsalen abwusch.
Sie ist zu nah an der Leiche, dachte Torak. Die Seelen der Natternschamanin mussten gefährlich dicht bei ihr sein.
Rasch nahm er Renns Medizinhorn und goss Erdblut in seine Handfläche, dann packte er ihre Hand, versicherte sich, dass sie immer noch den Fingerschutz trug, tauchte ihren Zeigefinger in das Ocker und half ihr dabei, ihrer Mutter die Todeszeichen
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