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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Weiß ist nicht ganz weiß, oder?«
    Der Rabenanführer zuckte die Achseln. »Er ist zu braun. Aber es wird schon gehen.«
    »Was ist denn?«, fragte Torak. »Was hast du mit mir gemacht?«
    Fin-Kedinn packte sein Handgelenk und hob es in die Höhe, dann sprach er zu den anderen, die sich um sie versammelten. »Jeder von euch legt Zeugnis davon ab«, sagte er mit klarer Stimme. »Das hier ist mein Ziehsohn: derjenige, der ein Ausgestoßener war, aber kein Ausgestoßener mehr ist. Er ist clanlos – aber von jetzt an gehört er, aufgrund des Zeichens, das er trägt, allen Clans an.«
    Lächeln und zustimmendes Gemurmel erhob sich ringsum. Torak sah, dass die Tätowierung des Rabenanführers ihren Zweck erfüllte.
    Bale erklärte es ihm. »Er hat den Kreis des Ausgestoßenen in vier Teile geteilt: ein Viertel für jeden Clan. Dann hat er sie ausgefüllt. Weiß für die Eisclans, Rot für die Berge, Grün für den Wald und Blau für das Meer. Sieht gut aus.« Er grinste. »Na ja … jedenfalls besser als vorher.«
    Torak versuchte immer noch, das Gesagte zu begreifen, als Rip und Rek aus dem Nichts angekurvt kamen. Rek stieß ein bellendes Geräusch aus, das die Lagerhunde in Aufruhr versetzte, und Rip, der etwas im Schnabel trug, ließ es auf den Boden fallen, wobei er Bale nur knapp verfehlte. Dann waren sie auch schon wieder weg, einander mit rauem Krächzen umflatternd.
    Bale hob auf, was Rip fallen gelassen hatte. Seine Augenbrauen hoben sich. »Hier.« Er reichte es Torak.
    Es war sein Namenskiesel. Seine Clantätowierung war noch zu erkennen – aber jedes Stückchen der grünen tönernen Schlange war fein säuberlich abgepickt worden.

    Torak und Bale waren mit Yolun in einem Schilfboot ausgefahren, und als sie den tiefen Teil des Sees erreicht hatten, hatte Torak seinen Namenskiesel ins Wasser geworfen und zugesehen, wie er im dunkelgrünen See allmählich in die Tiefe sank.
    Yolun war zufrieden. »Der See wird ihn für alle Zeit sicher aufbewahren.«
    Auch Torak glaubte das. Zuerst hatte er vor dem See Angst gehabt, aber dann hatte er verstanden, dass er weder gut noch böse war, sondern nur sehr, sehr alt.
    Wieder am Ufer waren Bale und Yolun, in ein Gespräch über Boote vertieft, davongeschlendert, und Torak hatte endlich Zeit, Renn zu suchen.
    Er fand sie am Ufer, wo sie ihren Bogen ölte. Er setzte sich neben sie, aber sie schaute nicht auf.
    Nach einer Weile sagte sie: »Er ist so oft nass geworden, ich glaube, er hat sich verzogen.«
    Er sah sie an. »Wenn Bale es nicht getan hätte … hättest du sie getötet?«
    Sie rieb mehr Öl ins Holz, das bereits glänzte. »Ja«, sagte sie zwischen den Zähnen hindurch. »Als du den Feueropal zertrümmert hast … wessen Leben hättest du ihm denn geben wollen?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Torak. »Und ich weiß auch nicht, warum Fa ihn mir gegeben hat. Vermutlich glaubte er, dass ich ihn eines Tages brauchen würde.«
    »Warum hat er ihn überhaupt aufgehoben? Er hätte ihn schon damals zusammen mit dem Rest vernichten können.«
    Auch Torak hatte sich darüber bereits seine Gedanken gemacht. Jetzt sah er wieder die schreckliche Schönheit des Feueropals vor sich. Vielleicht hatte es Fa einfach nicht über sich gebracht.
    »Deine Mutter …«, sagte er zu Renn. »Hast du es schon immer gewusst?«
    Sie wurde ein wenig rot. »Nein. Fin-Kedinn hat es mir gesagt, nachdem Fa gestorben war.«
    »Dann warst du also … sieben, acht Sommer alt.«
    »Ja.«
    »Es muss schwer für dich gewesen sein.«
    Mit funkelndem Blick wies sie sein Mitleid zurück.
    Er nahm etwas Sand und ließ ihn von einer Hand in die andere fließen. »Wie ist das passiert? Ich meine, wie kam es dazu, dass sie …«
    Renn biss sich auf die Unterlippe. Dann erzählte sie es ihm und starrte dabei auf den Sand zwischen ihren nackten Füßen. Sie spie ihre Geschichte wie Gift hervor: »Nachdem sie meinen Vater verlassen hatte und zu den Seelenessern gegangen war, nahm sie einen neuen Namen an. Die Leute hielten sie für tot. Nicht so mein Vater. Fin-Kedinn sagte ihm, er solle sie vergessen. Er konnte es nicht. Dann kam sie heimlich zu ihm zurück. Der Clan wusste nichts davon. Sie brauchte ein zweites Kind, ein Neugeborenes. Mein Bruder war zu alt für… für ihre Zwecke. Also empfing sie eines. Dann verließ sie meinen Vater wieder. Damit brach sie ihm das Herz. Ihr war es egal. Sie brachte mich von allen unbemerkt zur Welt. Saeunn fand sie und nahm mich ihr weg, warum, weiß ich auch

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