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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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ihren Handgelenken bei. Wieso hatte ihr Tanugeak die eigentlich verpasst? Die Eisfuchsschamanin wusste offenbar einiges über sie, das sonst nur Saeunn und Fin-Kedinn bekannt war und worüber Renn selbst lieber nicht nachdachte.
    Vor allem zerbrach sie sich aber den Kopfüber Tanugeaks Abschiedsgeschenk. Der Schwanenfußbeutel enthielt ein dunkles, nach Ruß und Seetang riechendes Pulver. Was sollte sie damit anfangen?
    »Sieh mal«, weckte Torak sie aus ihren Gedanken.
    Er hatte das Boot noch weiter ins Meer hinausgelenkt, und nun begriff Renn auch, warum.
    Im Osten lag gleißend weiß der Eisfluss. Schroffe Gipfel türmten sich über schwindelerregend steilen, von dunkelblauen Rissen durchzogenen Klippen. Renn hörte ein dumpfes Dröhnen und sah einen riesigen Überhang abbrechen und ins Wasser stürzen. Wolken aus zermahlenem Eis stoben auf. Eine grüne Welle kam auf sie zugerollt und ließ das Boot hüpfen. Wären wir näher dran gewesen, hätte es uns zermalmt, dachte Renn. So wie es meinem Vater ergangen ist.
    »Denk nicht dran«, sagte Torak leise.
    Renn tauchte energisch ihr Paddel ein.
    Die Sonne stand schon tief und der Eisfluss lag weit hinter ihnen, als sie den Berg endlich erblickten. Drei mächtige Gipfel erhoben sich über das öde weiße Land und zeichneten sich gegen den Himmel ab wie drei Raben, die auf einer Eisscholle hocken.
    Renn war noch nie in so einem verlassenen Landstrich gewesen. Vor zwei Wintern war sie mit ihrer Sippe zum nördlichsten Ausläufer der Hohen Berge gezogen und damals war sie sich schon vorgekommen wie am äußersten Rand der Welt. Nun aber kam es ihr vor, als sei sie über diesen Rand gestürzt.
    Torak ging es ähnlich. Er steckte die Finger durch den Schlitz im Fäustling und fasste nach seinem Clanabzeichen.
    Südlich der Westflanke des Berges entdeckten sie die zugefrorene Bucht, die ihnen Akoomik aufgemalt hatte. Es war eine Erlösung, endlich aus dem Boot zu steigen, obwohl sie ganz steife Beine hatten. Wieder einmal waren sie den Eisfüchsen dankbar. Das Boot war leicht und ließ sich gut tragen und die rauen Stiefelsohlen bewahrten sie vor dem Ausrutschen.
    Sie trugen das Boot auf die windabgewandte Seite einer Schneewehe und bockten es umgedreht auf vier gegabelten angeschwemmten Ästen auf. »›Schwemmstecken‹ hat Inuktiluk dazu gesagt«, erklärte Torak. »So kann man aus dem Boot auch einen Unterschlupf bauen.«
    Renn wusste, dass es zwecklos war, ihm ebendas vorzuschlagen. Es war später Nachmittag und die Schatten färbten sich schon violett. Aber Torak hielt bereits nach Fährten Ausschau.
    Bald hatte er eine breite Schleifspur entdeckt. »Zwei Schlitten«, sagte er mit finsterem Blick. »Schwer beladen, unterwegs zum Berg. Noch ziemlich frisch.« Er richtete sich auf. »Los geht’s.«
    Renn überlief es kalt. Mit einem Mal waren die Seelenesser ganz nah. »Warte«, sagte sie. »Lass uns noch mal überlegen.«
    »Wozu?«
    »Eine Eisfuchsfrau hat mir etwas anvertraut. Ich wollte es dir schon den ganzen Tag sagen.«
    »Nämlich?«
    Renn dämpfte die Stimme zu einem Flüstern. »Das sind die Seelenesser, Torak. Sie haben Wolf entführt.«
    »Ich … das weiß ich.«
    »Wie bitte?«
    Torak schilderte Renn, was er mit den Augen des Raben gesehen hatte.
    »Aber … warum hast du nichts gesagt? Das ist doch schon Tage her!«
    Torak machte ein mürrisches Gesicht und grub die gestiefelte Ferse in den Schnee. »Ich weiß, dass es nicht richtig war, aber ich hatte Angst, du kehrst dann vielleicht um und gehst zurück in den Wald.« Seine Miene wurde noch finsterer. »Und ohne dich…«
    Auf einmal tat er ihr leid. »Das mit den Seelenessern habe ich schon die ganze Zeit vermutet und bin trotzdem nicht umgekehrt. Daran ändert sich auch jetzt nichts.«
    Ihre Blicke trafen sich. »Dann … gehen wir also weiter.«
    Renn schluckte. »Ja. Wir gehen weiter.«
    Sie betrachteten die Fährte der Seelenesser, die sich den Berg emporwand.
    »Und wenn es nun eine Falle ist?«, gab Renn zu bedenken.
    »Mir doch egal.«
    »Wenn sie Gerüchte über einen Jungen vom Wolfsclan gehört haben, der ein Seelenwanderer ist? Wenn sie dich überfallen und dir deine Macht nehmen, ist womöglich der ganze Wald in Gefahr.«
    »Mir egal!«, wiederholte Torak bockig. »Ich will Wolf wiederhaben.«
    Da hatte Renn eine Eingebung. »Was hältst du davon, wenn wir uns verkleiden?«
    »Was?«
    »Um sie irrezuführen. Vielleicht hatte Tanugeak denselben Gedanken. Jedenfalls hat sie mir alles

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