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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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kämpfen.
    Als das Hell floh, ragte ein Berg vor ihnen auf. Der Wind versiegte. Wolf witterte, dass es hier nur wenig Beute gab und gar keine Wölfe. Sein Fell sträubte sich vor Furcht.
    Der Gleitbaum hielt an.
    Dort an der Bergflanke fauchte ein Helles-Tier-das-heiß-beißt und daneben stand stumm und still Steingesicht.
    Sie stand mit geballten Vorderpfoten auf den Hinterläufen, und Wolf spürte, dass sie in einer Pfote das graue, glänzende, kalt beißende Ding hielt. Sie rührte sich nicht, trotzdem huschte ihr Schatten wie zerzauste Flügel über den Hang.
    Seit sie im zischelnden Weiß zu den anderen Schwanzlosen gestoßen war, hatte Wolf sie nicht mehr gesehen und gewittert. Ein flüchtiger Blick in ihr schreckliches Gesicht genügte und er wurde wieder zum winselnden Welpen.
    Die anderen Schwanzlosen stiegen schweigend von ihren Gleitbäumen und gesellten sich zu ihr. Sie fürchteten sich, verbargen das aber wie schon zuvor voreinander.
    Steingesicht sagte etwas mit ihrer Klapperstimme, worauf sich das ganze Rudel um das Helle-Tier-das-heiß-beißt hockte und sich hin und her wiegte. Hin und her, hin und her. Wolf wurde ganz schwindlig, aber er konnte nicht wegsehen. Dann verfielen die Schwanzlosen in ein dumpfes, abgehacktes Geknurr, das Wolf erbeben ließ wie die Hufschläge einer Rentierherde, die über festgestampfte Erde prescht. Die Schwanzlosen machten immer weiter, wiegten sich immer schneller, knurrten immer lauter, bis Wolf sein Herz schmerzhaft pochen fühlte.
    Nun zog vom Berg ein Geruch nach Dunkel und Dämonen herüber, schlug über Wolf zusammen wie ein unsichtbares Flinkes Nass.
    Steingesicht hob die Vorderpfote mit dem grauen, kalt beißenden Ding und stieß sie zu Wolfs Verblüffung dem Hellen Tier mitten ins Maul!
    Starr vor Entsetzen beobachtete er, wie erst Stinkfell es ihr nachtat, dann Bleichpelz und schließlich Natternzunge. Die Schwanzlosen wiegten sich weiter hin und her, knurrten unablässig und steckten ihre Pfoten dem Hellen Tier tief ins prasselnde Maul.
    Mit einem Mal stießen sie ein Triumphgeheul aus – und zogen die Pfoten wieder zurück.
    Was er jetzt witterte, konnte Wolf nicht fassen. Ihre Pfoten stanken nicht nach vom Hellen Tier gebissenem Fleisch, sondern rochen kühl und frisch! Was waren das für Schwanzlose, dass nicht einmal das Helle Tier es wagte, sie zu beißen?
    Schreckliche Angst befiel Wolf, Angst nicht nur um sich selbst, sondern auch um seinen Rudelgefährten.
    Groß Schwanzlos und das Weibchen waren klug und mutig und hatten Lange-Klauen-die-fliegen. Aber wenn sich die beiden mit diesen sonderbaren, schlechten Schwanzlosen anlegten, würden die sie in Stücke reißen.

Kapitel 15

    »WAS IST DAS DA VORN?«, flüsterte Renn.
    »Eine Robbe«, sagte Torak über die Schulter.
    »Bist du sicher?«
    »Nein.«
    »Es sah wie ein Eisbär aus.«
    »Wenn es ein Eisbär wäre, hätten wir es schon gemerkt.«
    Aber Renn hatte es doch gesehen! Etwas Großes, Helles war durch das dunkle Wasser unter dem Boot geglitten.
    »Inuktiluk hat mir erzählt, dass es auch weiße Wale gibt«, meinte Torak. »Vielleicht war es so einer.«
    Zu Renns Verärgerung schien er überhaupt keine Angst zu haben. Andererseits konnte er besser mit dem Boot umgehen und war zu sehr von dem Wunsch beseelt, Wolf zu befreien, um sich zu fürchten. Die Wellen hoben das Boot hoch. Renn tauchte ihr Paddel ein und versuchte, nicht daran zu denken, was im Wasser alles lauerte. Die Meermutter konnte sie beide mit einem einzigen Flossenschlag ertränken. Dann würden sie in bodenlose Dunkelheit hinabsinken, die Münder zu einem nicht endenden Schrei aufgerissen, und wenn die Fische ihre Gebeine blank geknabbert hatten, würde das Verborgene Volk sie bis in alle Ewigkeit in seinem langen grünen Haar wiegen …
    »Pass doch auf«, schimpfte Torak, »du spritzt mich ja ganz nass!«
    »Entschuldigung.« Die Arme taten ihr weh und das grelle Licht machte ihr trotz des Blendschutzes zu schaffen. Kurz nach Tagesanbruch hatten sie das offene Meer erreicht und waren nun von einer unheimlichen Welt aus grünen Wellen und schwimmenden blauen Eisbergen umgeben. Im Osten erstreckte sich die schneebedeckte Küste, im Norden der Eisfluss mit seinen messerscharfen Klippen.
    »Wir sind zu langsam«, nörgelte Torak, paddelte schneller und lenkte das Boot hinter einen schwimmenden Berg.
    »Fahr lieber nicht so dicht heran«, sagte Renn.
    »Wieso nicht? Der Berg hält den Wind ab.«
    Renn widmete sich wieder dem

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